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Soldner

Soldner

Titel: Soldner Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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grausam.
    »Was hast du gerade gesagt?«, fragte Twea.
    Dar übersetzte es ihr.
    »Zu Vögelchen werden sie nicht gemein sein«, sagte Kovok-mah.
    »Tante war gemein. Sie hat mich immer geprügelt. Sie hat gesagt, ich bin nichts wert.«
    »Das war falsch«, sagte Kovok-mah. »Du bist Mutter.«
    »Bin ich nicht !«
    »Die Orks nennen alle Frauen Mutter«, sagte Dar. »Sogar Mädchen.«
    »Das ist aber albern.«
    Dar ertappte sich dabei, dass sie Kovok-mahs Erklärung wiederholte. »Eine Schale bleibt eine Schale, auch wenn sie leer ist.«
    Twea dachte kurz darüber nach. »Du bist du also auch eine Mutter?«
    »Hai«, sagte Dar. »Zumindest nennen die Orks mich so.«
    »Dargu lo-nat muthuri a la Thwee ki«, sagte Kovok-mah.
    Dar übersetzte. »Er sagt, ich werde deine Mutter sein.«
    »Ich möchte gar keine Mutter haben«, sagte Twea. »Meine hat mich weggeworfen. Wie Abfall.«
    »Wer sagt das?«
    »Tantchen.«
    »Sie hat gelogen«, sagte Dar, und ihr fiel Loral ein. »Wenn Frauen des Königs Kinder kriegen, nehmen die Soldaten sie ihnen weg. Deine Mutter hat dich geliebt.«
    Twea schaute zu Dar auf. »Woher weißt du das?«
    »Ich weiß, was Mutterliebe ist. Meine Freundin Loral ist gestorben, damit ihr Töchterchen leben kann.«
    »Stimmt das?« Twea klang eher hoffnungsvoll als skeptisch.

    »Ja«, sagte Dar. »Ich schwöre es bei Karms heiligem Namen. «
    Twea nahm Dars Hand und lächelte.
    »Da deine Mutter nicht hier ist«, sagte Dar, »werde ich an ihrer Stelle für dich sorgen.«
    »Wird Kovi auch für mich sorgen?«
    »Hai«, sagte Kovok-mah.
     
    Als Twea ermüdete, setzte Kovok-mah sie auf seine Schultern und hielt ihre dünnen Beine mit seinen riesigen Händen fest. Tweas Sitzplatz war bequem, da Kovok-mahs Umhang die Platten seiner Panzerjacke überdeckten. Während Twea ihr Vergnügen an diesem neuen Aussichtsplatz hatte, nutzte Dar die Gelegenheit, ihr Orkisch zu verbessern. »Woher du Sprache von Washavoki kennen?«, fragte sie.
    Kovok-mah korrigierte sie. »Von wem hast du die Sprache der Washavoki gelernt. «
    »Gelernt«, sagte Dar. »Von wem hast du sie gelernt?«
    »Von meinem Vater.«
    »Wo hat er sie gelernt?«
    »Seine Mutter hat oft einen alten Washavoki-König besucht. Sie hat seine Sprache gelernt und sie all ihren Kindern beigebracht.«
    Dar war verblüfft. »Warum hat sie den König besucht?«
    »Sie war eine Königin. Das ist doch angemessen.«
    Dar schaute Kovok-mah überrascht an. Er ist ein Prinz! Da sie die passenden orkischen Worte nicht kannte, wechselte sie in ihre eigene Sprache. »Ich wusste nicht, dass du von königlichem Blut bist.«
    Kovok-mah schaute verdutzt drein. »Was für ein Blut?«
    Dar erwiderte auf Orkisch: »Die Mutter deines Vaters war eine Königin. Das macht dich … zu einem Führer.«

    »Eben nicht. Ich hüte Ziegen. Mein Vater macht harte Milch.«
    Kovok-mahs Antwort überraschte Dar. Sein Vater ist nur ein Käsemacher? Ich glaube, die Orks nehmen königliches Geblüt nicht sehr wichtig.
    Im weiteren Verlauf des Gesprächs bestätigte sich ihre Vermutung. Bei den Orks bestimmte nicht die Herkunft, wer herrschte, und Kovok-mahs Ansehen wurde durch seine Verwandtschaft mit einer Königin nicht erhöht. Dar erfuhr, dass sein Umhang weniger ein Zeichen seines Dienstgrades als eine Anerkenntnis seiner Klugheit war. Es kennzeichnete ihn als jemanden, dem man im Gedränge eines Gefechts folgte. Der Umhang war ihm zuteil geworden, weil seine Kameraden dafür gestimmt hatten. Sie konnten ihn ihm aber auch wieder abnehmen.
    Dar übte Orkisch, bis Twea sich langweilte und wieder zu Fuß gehen wollte. Bald hatte sie Dar dazu gebracht, mit ihr Blumen zu pflücken. Mit den Blumen verschönerte sie Kovok-mahs Harnisch, indem sie die Stängel zwischen die Metallplatten klemmte. Nach und nach nahm seine rostige Rüstung das Aussehen einer Frühlingswiese an.
    Den Rest des Tages fühlte Dar sich weitgehend glücklich. An Kovok-mahs Seite sicher, öffnete sie ihr Herz für Twea. Sie stellte sich auch die Mutter des Kindes vor – gebrandmarkt und verzweifelt – und wollte die Liebe dieser Frau an das Kind weitergeben.
    Das Wissen, gebraucht zu werden, machte sie froh und füllte eine sie schon viel zu lange plagende Leere. Doch immer dann, wenn sie an ihre prekäre Lage dachte, wich die Fröhlichkeit und mündete in Besorgnis. Sie waren in einem Krieg unterwegs, in dem Leben und Schicksale sich im Nu wandeln konnten. Auch Orks waren nicht unverwundbar; ein einzelner
Pfeil oder

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