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Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Titel: Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jón Faras
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Atembewegungen ihrer Rippen an seiner Seite und die Wärme ihres Körpers durch die nassen Stoffschichten. Dann aber konzentrierte er sich wieder auf die Tür. Sie gab ein kurzes Kommando und mit gemeinsamem Schwung schoben sie die metallene Sicherheitstür weit genug auf, um ins Innere der Hütte zu gelangen.

56 | KORRIDORE
     
    Das Radio war ein altes Modell aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Es stand auf einem kleinen Tisch unter dem einzigen Fenster der Hütte, dessen Scheiben blind waren. Isaak schaltete es ab und tastete die Wand nach einem Schalter ab. Eine nackte Glühbirne flammte auf, flackerte und brannte durch. Eine dicke Staubschicht bedeckte alles in dem kleinen Raum, in dem ansonsten noch ein Metallspind, ein Holzstuhl mit abgebrochener Rückenlehne, ein Kalender mit halbnackten Frauen in Bauarbeiterkleidung aus dem Jahr 2013 und ein windschiefes Holzregal mit verkrusteten Farb- und Lacktöpfen waren.
    „Ich habe Licht“, Ninive kramte in ihrer Tasche und holte eine kleine Lampe hervor.
    „Hier ist eine Zeitung“, Isaak zog raschelnd ein Stück Papier unter einigen Farbtöpfen hervor und hielt es ins Licht. Ninive warf einen neugierigen Blick darauf.
    „Dritter September“, las sie. „Warum sind Newsartikel auf Papier gedruckt?“
    „Das hat man damals so gemacht“, erklärte Isaak beiläufig. Sein Augenmerk galt aber etwas anderem. „Leuchte mal hierhin“, er deutete auf die andere Seite des Zeitungsrests, „da steht das Jahr ... 2015!“
    „Ich glaube, hier war seit der Flut von damals niemand mehr drin“, Ninive zeichnete eine Linie in die dicke Staubschicht auf dem Tisch.
    „Diese Hütte muss nach der Flut aber wieder aufgebaut worden sein, die hätte die Welle nicht so überlebt, wie sie jetzt ist. Außerdem ... wer hat dann das Radio angemacht?“
    Ninive zuckte mit den Schultern, dann hob sie eine Hand und bedeutete Isaak, ruhig zu sein. Er folgte dem Kommando sofort und sah Ninive erwartungsvoll an.
    „Spürst du den Luftzug an den Beinen?“ Sie ging runter auf alle Viere und leuchtete mit dem kleinen Licht die Ecken des Raums ab.
    „Ist nicht die ganze Hütte zugig?“ fragte Isaak und sah ihr neugierig zu.
    „Nicht so, vertrau mir.“
    „Das tue ich“, entgegnete er.
    Ninive krabbelte vorwärts. Als sie am Spind in der hinteren Ecke des Raums angekommen war, hielt sie inne. Dann stand sie wieder auf.
    „Der Luftzug kommt aus dem Spind.“ Sie rüttelte an der Tür, die jedoch verriegelt war.
    „Aus dem Spind?“, vergewisserte sich Isaak.
    „Aus dem Spind. Hilf mir mal!“
    Isaak zog ein langes Tauchermesser hervor, das an seinem Gürtel steckte, und setzte es zwischen Tür und Spindwand an, etwa auf der Höhe, auf der die Verriegelung sein musste. Vorsichtig übte er Druck auf die Klinge aus. Als er spürte, wie der Riegel ein Stück nachgab, rammte er seine Schulter gegen den Spind und die Tür schwang auf.
    „Was ist das?“, fragte Ninive entgeistert, als sie in den Spind starrten. Dort wo die Rückwand hätte sein sollen, schloss sich ein Durchgang an.
    „Das ist der Beweis, dass du mit dem Luftzug Recht hattest, Ninive.“
    „Ja, aber ... dieser Gang, er dürfte gar nicht da sein! Hinter dem Spind ist die Rückwand der Hütte, und dahinter ist der offene Platz“, sie machte einen Schritt rückwärts und sah Isaak an, Panik schlich sich in ihren Blick.
    „Das ist seltsam“, entgegnete Isaak und griff nach ihrer Schulter, „aber es ist nicht das erste Mal, dass ich so etwas sehe.“
    „Nicht?“ Ninive bemerkte seine Hand kaum. Sie konzentrierte sich darauf ruhig zu atmen. Sie durfte jetzt nicht die Besonnenheit verlieren. Das was sie sah, konnte nicht sein, und doch sah sie es. Sie hatte ihren Augen immer am meisten vertraut. Das Sangre hatte dafür gesorgt, dass diese sie nie im Stich ließen.
    „Komm mit“, Isaaks Hand glitt an ihrem Arm hinab und er griff nach ihrer Hand, während er durch den Spind stieg.
    Ninive widerstand dem Drang, auf der Stelle umzudrehen und zum Schiff zurückzulaufen. Sie wollte Isaak vertrauen, doch ausschlaggebend war, dass sie sich einredete, draußen nicht richtig hingeguckt zu haben, als sie sich der Hütte genähert hatten. Sie hatte mehr Angst davor, dass sich draußen ihre Erinnerung bestätigen könnte, als die Wahrheit im Inneren zu akzeptieren. Mit einem ungläubigen Kopfschütteln ließ sie sich von Isaak mitziehen. Er machte einen Schritt vorwärts und plötzlich flackerten Lichter auf. Es waren

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