Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)
interessiert noch etwas anderes. Ein Klon namens Sasha Bréa.“
Coolridge zog eine Braue hoch, stellte den Whiskey auf dem kleinen Glastisch vor ihnen ab und setzte sich ebenfalls.
„Ich verstehe langsam“, murmelte er und fügte dann hinzu: „Du wirst sicher verstehen, warum ich dir von Sasha bisher nichts erzählt habe, oder?“
„Natürlich, es war richtig so. Ich musste nach Paris gehen. Ich stelle deine Methoden gar nicht infrage, doch jetzt ist der Zeitpunkt, mir mehr von ihr zu erzählen. Ich habe das Projekt von Doignac und Gallea untersucht. Es haben vier Klone überlebt. Einer davon ist mit mir hier in Hamburg, ein anderer hat sein Sangre verloren und ist mit Freunden von mir auf einer Mission. Die dritte im Bunde ist auf dem Weg nach Hamburg. Es bleibt nur noch Sasha.“
„Nun, das stimmt nicht ganz“, entgegnete Coolridge. „Es gibt noch zwei weitere Klone aus dem Programm.“
„Wie kann das sein? Meine Informationen über Doignacs Rettungsaktion sind ziemlich detailliert gewesen, doch ich habe nie von mehr als den vier Geretteten gehört.“
„Das mag daran liegen, dass es nicht Doignac war, der als erster Klone aus dem Programm gebracht hat. Sein Partner Bertrand Gallea hat ohne das Wissen seines Partners bereits unmittelbar nach der Erzeugung der Probanden zwei von ihnen aus dem Programm geschmuggelt und nach Hamburg verkauft.“
„Solvejg?“ Isaak sah ihn überrascht an.
„Und Siam. Richtig. Frau Aden scheint dich gut informiert zu haben.“
„Du hast bereits mit Eva telefoniert, hm?“
„Ich mag deine veralteten Wörter“, Coolridge lachte.
„Du weißt, was ich meine, Nathan.“
„Natürlich. Du bist nur manchmal witzig.“
„Und du lenkst vom Thema ab! Was ist mit Sasha Bréa?“
Coolridge nahm einen Schluck vom Whiskey, ließ ihn über seine Zunge fließen und schluckte ihn dann langsam herunter. Es war nicht so, dass er Zeit gewinnen wollte. Alles, was er zu Sasha wusste, war kein Geheimnis, das er Isaak nicht anvertrauen würde. Aber er neigte dazu, die Dramatik des Augenblicks zu betonen.
„Sie kam halbtot mit einer Gruppe von Freunden hier in Hamburg an. Sie waren über München gekommen, sagten sie. Ich machte mir damals keine Gedanken darüber, wer diese Freunde wirklich waren. Sie hatten Sasha direkt hierher ins Institut gebracht, und wir lieferten sie ins Krankenhaus ein. Es dauerte Tage, bis sie ansprechbar war, und dann redete sie für einige Wochen kaum mit uns und war so erschöpft, dass wir sie weitgehend in Ruhe ließen. Als sie schließlich wieder so sehr bei Kräften war, dass sie aufstehen konnte, entließ sie sich selbst und tauchte ab. Da sie kein hier im Institut registrierter Klon ist, konnten wir sie auch leider nicht daran hindern.“
„Warum hättet ihr sie hindern wollen? Wegen der Informationen, die sie euch hätte geben können?“
„Auch. Aber viel entscheidender war, dass sie sich offenbar dem Schwarzen Turm angeschlossen hatte, schon bevor sie hier ankam.“
„Den Rebellen?“
„Den Terroristen.“
„Bist du dir sicher?“
„Mit was, Isaak? Dass sie sich ihnen angeschlossen hat, oder dass sie Terroristen sind? In beiden Fällen lautet die Antwort nein.“
„Ich halte den Schwarzen Turm für Rebellen gegen die Children of Chou. Ihre Mittel mögen fragwürdig sein, aber das trifft auch auf die Children of Chou zu.“
„Aaricks Leute sind ebenfalls Terroristen. Wenn auch leider mit staatlicher Vollmacht.“
„Zurück zu Sasha, Nathan!“
„Natürlich ... es wurde behauptet, dass sie sich dem Schwarzen Turm angeschlossen hat, aber sicher bin ich mir nicht. Es gab ein Mitglied des Schwarzen Turms namens Anna Sekova. Die Polizei geht davon aus, dass das Sashas Deckname war.“
„War?“
„Es gab eine großangelegte Razzia, als die Secs von Aarick den Standort des Quartiers des Schwarzen Turms ausfindig machen konnten. Überraschenderweise gab es viele Tote dabei, fast alle auf Seiten der Terr... Rebellen. Einige Gefangene gab es ebenfalls, die später vor einem Gericht verurteilt wurden. Nur Anna Sekova verschwand bei der Razzia aus ungeklärten Umständen.“
„Unwahrscheinlich bei Sec-Teams, die so gründlich vorgehen.“
„Eben. Deshalb glaube ich auch, dass Anna Sekova nicht einfach ein normales Mitglied war. Aarick tut seit geraumer Zeit alles, um an Somatoniker heranzukommen. Es würde mich nicht wundern, wenn diese ganze Razzia nur dem Zweck diente, Sasha Bréa zu ergreifen.“
Coolridge seufzte leise und
Weitere Kostenlose Bücher