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Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Titel: Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jón Faras
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Solvejg auf und erkannte, dass diese offenbar über etwas nachdachte. Dann schien Solvejg zu einem Entschluss gekommen zu sein. Sie legte die Arme um Evas Hals und gab ihr einen mechanisch wirkenden Kuss auf die Stirn.
    „Danke“, sagte Solvejg und verschwand in Richtung des Badezimmers.
    Eva brauchte einige Sekunden um nicht drei Sachen gleichzeitig zu denken. Einerseits musste sie lachen. Sie erkannte in der Geste Rena Jakowic wieder, die korpulente, ältere Dame, die die Küche om Klinikum leitete und Solvejg jeden Morgen genau auf diese Art und Weise für ihre Hilfe dankte. Und auch wenn Solvejgs Abläufe einstudiert waren, so hatte sie doch die Geste des Dankes auf eine andere Situation übertragen. Das war ein Fortschritt. Andererseits würde sie Solvejg erklären müssen, warum es nicht angemessen war, sich in der Küche halb auszuziehen. Es war nicht so, dass es Eva empfindlich gestört hätte, doch sie kannte ihre Patientin und war sich sicher, dass sie zwischen Privatraum und Öffentlichkeit nur schwer unterscheiden konnte. Es war einfach zu erklären, und Solvejg würde nicht beleidigt sein, wenn man ihr erklärte, wann Schamgefühl in welchem Maße angemessen war, aber es war nicht gerade ein Thema, mit dem sich Eva besonders wohl fühlte.
    Und zuletzt war da etwas, das Eva erschrecken ließ. Das Gefühl von Fürsorge, das sie überkam, als sie Solvejg schlafend auf dem Sofa beobachtet hatte, es war noch einmal zurückgekommen, als sie die nackten Arme Solvejgs um ihren Hals gespürt und ihren blassen, schmalen Oberkörper direkt vor ihrem Gesicht gesehen hatte. Und Eva fragte sich, ob es wirklich nur Fürsorge war, die sie empfand. Sie durfte sich davon jetzt nicht verwirren lassen. Die Situation eine Patientin bei sich aufgenommen zu haben und die Tatsache ihre Wohnung vorerst nicht für sich alleine zu haben waren kompliziert genug.

37 | NINIVE
     
    Ninive schreckte hoch. Sie hatte Mühe, sich zu orientieren, alles um sie herum wirkte verschwommen. Das grelle Licht gefolgt von der schwärzesten Dunkelheit wirkte nach, vor ihren Augen lag ein Rauschen aus blendenden Punkten, das sich nur langsam legte, als das Blut in ihrer Netzhaut wieder in normalen Bahnen zu zirkulieren begann. Sie drehte sich auf den Rücken und atmete langsam und tief.
    Sie lag auf einem Bett, das offensichtlich nicht ihres war. Mittlerweile bekam sie Routine darin, unerwartet nach einem Blackout an fremden Orten aufzuwachen, doch dieses Mal war es anders. Sie hatte kein wirkliches Blackout gehabt. Es war eher das Ende eines heftigen Traums, das sie aus der Bahn geworfen hatte. Und dennoch wusste sie nicht, wie sie hierhergekommen war.
    Sie blinzelte und sah hinauf zu einer niedrigen Decke, die mit Holzimitat verkleidet war. Sie war offensichtlich in einer der Kabinen auf dem Schiff. Ein schwaches Ambientlight pulsierte an den Wänden wenige Zentimeter über dem Boden und ließ schwach die Umrisse des Raums erkennen. Eine weitere Lichtquelle war jedoch eine kleine Arbeitslampe, die ihr kaltes, weißes Diffuslicht über einen Schreibtisch auf der anderen Raumseite ergoss. Ninive richtete sich auf und stellte fest, dass sie nur ihre Schlafkleidung – Pyjamahose und Tanktop – trug. Was war geschehen?
    Barfuß ging sie einige Schritte über den kalten Boden um einen großen Pflanzkübel herum, der den Arbeitsbereich vom Rest des Raumes trennte. Dahinter bedeckte ein dicker, weicher Teppich den Boden und dämpfte ihre Schritte, doch der Mann, der am Schreibtisch saß, hatte sie offensichtlich kommen hören. Er drehte sich mit dem Schreibtischstuhl zu ihr um und sah sie an.
    „Isaak?“ Ninive hielt mitten im Schritt inne und kam nicht näher. Normalerweise beruhigte sie ein bekanntes Gesicht nach einem heftigen Traum, doch jetzt war irgendetwas anders.
    „Geht es dir besser?“, fragte Isaak ruhig.
    „Ich ... ich weiß nicht“, stotterte Ninive und versuchte, sich zu sammeln. „Was ist passiert?“
    „An was kannst du dich erinnern?“, antwortete er mit einer Gegenfrage.
    „Erinnern? Isaak, was ist passiert!?“ Ninive war alarmiert, doch er hob beschwichtigend die Hände.
    „Nichts ist passiert ... jedenfalls nichts außerhalb deines Traums.“
    „Ich habe diese Träume nicht zum ersten Mal gehabt, doch nie waren sie so heftig wie dieses Mal. Aber woher weißt du davon?“
    „Ich weiß es, weil es nicht einfach nur Träume sind.“ Er lehnte sich zurück und entspannte sich, was sie ein wenig beruhigte. „Kannst du

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