Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)
ist.“
„Und was ist mit Cygne?“
„Keine Ahnung“, Bruchot schüttelte den Kopf, „wir haben keine Spur von ihm, aber wir haben auch nicht besonders umfassend nach ihm gefahndet. Er hat keine Sangre-Kräfte mehr und stellt keine Gefahr mehr da.“
Außerdem war er es nicht gewesen, der Bruchots Tochter auf dem Gewissen hat, dachte Sequana bei sich. Sie spürte, dass Bruchot ihr nicht alles sagen wollte, auch wenn sie zu schätzen wusste, dass er sie überhaupt mit so vielen Informationen versorgt hatte.
„Eins noch“, Bruchot trommelte mit den Fingern auf die Bordwand des kleinen Boots. „Cédric hatte einen Kollegen. Er heißt Bertrand Gallea. Er könnte noch weitere Informationen haben. Aber ich rate zur Vorsicht. Gallea ist niemand, auf den man sich blindlings verlassen kann oder sollte.“
„Danke“, entgegnete Sequana, „ich werde es mir merken.“
44 | LUMIÈRE
„Die Schiffe nehmen Kurs auf den Norden. Ich habe offen gesagt keine Ahnung, wohin General Zervett und seine Leute wollen“, begann Isaak, als sich die ganze Mannschaft in der Messe eingefunden hatte. „Viele bekannte Ziele gibt es nicht, aber da wir nicht einmal die Motivation der Children of Chou kennen, ist jede Prognose, wo wir landen werden, reine Rätselei.“
„Uns wird nichts übrig bleiben als abzuwarten“, warf Seamus ein, „aber das ist okay, darauf haben wir uns vorher eingestellt.“
„Vielleicht kommst du damit klar, aber ich will nicht einfach nur rumsitzen und abwarten“, fuhr Ilyena dazwischen.
„Und was schlägst du vor, Hexe?“, fragte Seamus ruhig. „Willst du Zervett anfunken und nach dem Weg fragen?“
„Ruhe!“, knurrte Isaak gereizt. „Wir werden überhaupt nichts unternehmen, solange wir den Children of Chou weiterhin unbemerkt folgen können. Außerdem haben wir noch ein anderes Problem zu lösen. Wir haben einen Gast an Bord, der nicht eingeplant gewesen ist.“
Er warf Rasmus einen kühlen Blick zu, dann sah er zu Ninive. Sie blickte ihn hingegen nur flüchtig an und wandte sich dann an Rasmus.
„Ich habe gestern mit Rasmus bereits darüber gesprochen. Die Frau, die ihn entführt hat und die dann von Lumière beseitigt wurde, ist keine Unbekannte. Sie ist ein Klon, so wie ich. Ihr Name ist Sequana, und sie ist früher so etwas wie eine Freundin für mich gewesen, wenn sich dieses Konzept auf uns übertragen lässt.“
„Was kannst du uns über Sequana sagen?“, schaltete sich nun Lilian ein, bevor Isaak weitere Fragen stellen konnte, wofür ihr Ninive sehr dankbar war.
„Nicht viel, ich hatte immer mal wieder Kontakt zu ihr, aber ich weiß praktisch nichts über das, was sie aktuell macht. Ich kann nur sagen, dass sie sehr berechnend und effizient handelt. Außerdem ist sie skrupellos.“
„Ich wüsste nicht, warum das meine Meinung über sie ändern sollte“, brummte Rasmus.
„Mir sind Meinungen herzlich egal“, ergriff nun wieder Isaak das Wort, „was veranlasst dich zu glauben, dass sie eher auf unserer Seite steht als Lumière, der immerhin mit uns in den Kampf gegen die Ossfhang gezogen ist, Ninive?“
Sie spürte ein Kribbeln entlang ihrer Wirbelsäule, als sie Isaak ihren Namen sprechen hörte. Ninive versuchte, die Gespräche der vergangenen Nacht so gut es eben ging auszublenden, aber ihre unterbewussten Reaktionen wollten ihr nicht mehr so gehorchen, wie sie es gewohnt war.
„Sequana hat ihre Überzeugungen. Wenn sie sich einer Sache verpflichtet fühlt, dann lässt sie sich nicht davon abbringen. Man darf Skrupellosigkeit gegenüber Personen nicht mit Illoyalität gegenüber einem Ideal verwechseln. Sie und ich, wir beide waren die ersten Klone, die es geschafft haben, aus dem Institutsprogramm in ein eigeneständiges Leben in der Stadt zu wechseln. Uns Klonen wird nachgesagt, wir hätten keinen eigenen inneren Antrieb, aber das ist nicht richtig. Die Neurohemmer unterdrücken diese Dinge“, sie warf Isaak nun einen kurzen, aber intensiven Blick zu, „aber mit dem Verlassen des Instituts müssen wir uns ein eigenes Ziel suchen. Ihr würdest es vielleicht Sinn des Lebens nennen. Etwas, woran man arbeiten kann. Und Sequana und ich waren uns in einem Punkt immer einig: wir wollen beweisen, dass Klone fähig sind, die Fesseln des Instituts abzulegen. Wenn sie also zu solch drastischen Mitteln gegriffen hat, einen Freund von mir zu benutzen und zu entführen, um Kontakt zu mir aufzunehmen, dann wird sie einen Grund gehabt haben, der sich nicht gegen mich
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