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Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition)

Titel: Solheim 01 | EUROPA: Der Beginn einer Dystopie (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jón Faras
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inneren Stimme ihrer Instinkte nachgab. Sie war froh darüber, dass Cygne zu ihr kam. Sie hatte ihn seit Tagen nicht mehr gesehen.
    „Hallo Sasha“, hörte sie seine Stimme von der kleinen Klappe in der Tür. „Kann ich zu dir herein?“
    „Sie lassen dich nicht zu mir, Cyg“, entgegnete sie, und ihre Stimme klang fremd in ihren Ohren.
    „Doch, ich habe den Schlüssel. Aber nur wenn ich mit dir reden kann. Bist du …?“
    „Es ist okay, Cyg, ich habe mich unter Kontrolle“.
    Sasha setzte sich auf ihr Bett und zog ihre Beine an ihren Körper, als die Tür geöffnet wurde und Cygne in den Raum schlüpfte. Er verschloss die Tür sorgsam hinter sich. Sasha tat das Geräusch des Schlosses weh, doch sie wusste, dass er die Verriegelung aktivieren musste, sonst würden sie ihn nicht mehr zu ihr lassen.
    „Du warst lange weg, Cyg, hast du mich vergessen?“, fragte sie und starrte auf ihre nackten Zehen, während er sich neben ihr auf die Bettkante setzte.
    „Nein, ich konnte nicht kommen, ich war krank“, entgegnete er und streichelte behutsam ihren Kopf. „Und darüber will ich mit dir reden, Sasha.“
    Sie bewegte sich nicht und spürte das leichte Zittern seiner Hand. Er wirkte distanzierter als vorher, als mache ihm die Berührung Angst. Sasha neigte ihren Kopf und hoffte, seine Hand würde zu ihrem Nacken wandern, doch stattdessen zog er sie zurück.
    „Sie haben mich geheilt, Sasha“, Cygne legte die Hände in seinen Schoß und sah sie an. Sasha blickte nicht auf. Es hatte eine Zeit gegeben, da konnte sie die Menschen ansehen. Damals, als ihr jeder intimere Kontakt zuwider gewesen war, als ihr Denken und Handeln ausschließlich von Logik beherrscht war. Diese Zeit hatte sie fast vergessen. Sie war sich nicht einmal sicher, ob das tatsächlich ein Teil ihres Lebens gewesen war oder nur eine Einbildung.
    „Die Triebe, die Zwänge, sie sind weg“, fuhr Cygne fort. „Sie haben mich operiert. Ich bin jetzt wieder wie früher.“
    „Wie früher?“, echote Sasha und versuchte, den Sinn seiner Worte zu begreifen. „Das ist gut?“
    „Sie sagen, ich kann bald ein normales Leben führen. Draußen in der Stadt. Wie alle anderen“, entgegnete er monoton. Er wusste nicht, was er darüber denken sollte. Sie hatten ihn geheilt, in gewisser Weise, aber sie hatten auch seine Identität wegoperiert. Er war nicht mehr Cygne, der begabte Somatoniker, der durch die Kraft des Sangre Dinge verändern konnte. Er war normal, und gleichzeitig kein Mensch.
    „Aber ich muss dir etwas sagen, Sasha. Ich habe meine Erinnerungen zurück. Mehr als das: Ich habe unsere Erinnerungen zurück. Ich weiß, woher wir kommen, was wir sind, was mit uns geschehen ist und zu welchen Taten die Professoren fähig sind. Sie haben unsere Geschwister umgebracht, massenweise. In der Villa damals.“
    „Wovon sprichst du, Cyg?“
    „Ich weiß, du kannst dich nicht mehr daran erinnern, und vielleicht ist das besser so. Aber diese Leute, die uns behandeln, das sind keine guten Menschen. Sie wollen dich heilen, aber in Wahrheit geben sie dir nur eine grausame Realität zurück, die du nicht mehr ändern kannst. Für mich ist es zu spät, Sasha, aber du kannst noch davon kommen.“
    Sie sah Cygne nun doch verstohlen an. Er war verändert. Bis zu ihrem letzten Treffen war er noch ein unbekümmerter Fünfzehnjähriger gewesen, der sich entschieden hatte, gegen seine Instinkte – sein wahres Wesen, wie er es nannte – nicht mehr anzukämpfen. Doch nun war er zurückhaltend, distanziert und offenbar besorgt. Sasha bekam Angst. Er war nicht der Junge, der ihr so vertraut war, an dessen Schulter sie ihre Stirn schmiegte und in dessen Arme sie sich flüchtete, wenn die Verunsicherung, die diese Welt mit sich brachte, zu groß für sie wurde.
    „Was soll ich tun, Cyg?“, fragte sie, „ich will mich selbst wieder unter Kontrolle haben, aber sie sollen mir nicht das nehmen, was ich bin. Und sie sollen unsere Geschwister nicht töten.“
    „Das haben sie bereits. Ich erinnere mich wieder. Und deshalb müssen wir hier raus. Wir müssen abhauen.“
    „In die Welt hinter den Fenstern?“, Sasha erschrak. „Wir können dort nicht überleben. Ich kann da nicht überleben.“
    „Doch, du kannst … hör mir zu, wir müssen jetzt alles richtig machen, Sasha.“
     
    „Schuld waren die Neuropillen, die ich in meinem Projekt entwickeln wollte“, Bruchot warf einen Blick zum Ufer der Seine. „Sie wirkten anfangs sehr gut. Bei Cygne und bei Sasha. Sie

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