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Soljanka (German Edition)

Soljanka (German Edition)

Titel: Soljanka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklas Frost
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auf dem Golfplatz drehen.«
    »Kitzbühel, soso. Wusste gar nicht, dass die dort auch Minigolf
haben. Ist ein bisschen piefig für so ’n Schickimicki-Kaff, oder. Bist du
wieder so ’nem Düsseldorfer Hochstapler auf der Spur?«
    Stamm lachte. »Nee, der bin in dem Fall wohl eher ich selbst. Keine
Ahnung, wem ich hier auf der Spur bin. Deshalb brauche ich deine Hilfe. Kannst
du eine österreichische GmbH checken?«
    »Hm, kann’s ja mal versuchen. Wie heißt die Firma?«
    »Judo GmbH, Sitz in Kitzbühel.« Er buchstabierte den Firmennamen.
    »Geschäftsbereich?«
    »Immobilien. Denen gehören ein paar Häuser in Kitzbühel. Können
natürlich auch noch andere Bereiche sein, aber davon weiß ich nichts.«
    »Was willst du wissen?«
    »Alles, was du herauskriegen kannst. Vor allem Namen. Ich will
wissen, wer dahintersteckt.«
    »Ich schau mal, was ich tun kann. Wann brauchst du’s?«
    »Halbe Stunde?«, sagte Stamm.
    Wintermann lachte ihn aus. »Verarschen kann ich mich allein. Meinst
wohl, wir würden hier nur Däumchen drehen und auf Aufträge unserer
dilettantischen Außendienstler warten?«
    »Walter, bitte«, insistierte Stamm.
    »Wenn ich Glück habe«, sagte Wintermann, »dann kann ich vielleicht
im Laufe des Tages etwas herausfinden.«
    »Du hast was bei mir gut«, sagte Stamm.
    »Das sagst du jedes Mal. Ich frage mich inzwischen, was.«
    Stamm hatte in Kitzbühel eigentlich nichts mehr zu tun,
beschloss aber, noch eine Weile zu bleiben. Nur für den unwahrscheinlichen
Fall, dass Wintermann irgendwelche Namen aus der Gegend herauskriegen sollte,
denen er dann gleich auf den Zahn fühlen konnte. Er stellte den Wagen im
Zentrum ab, machte einen ausgedehnten Spaziergang und gönnte sich schließlich
noch ein gediegenes Mittagessen auf Magazinspesen in einem der vielen
Nobelhotels. Wintermann ließ nichts von sich hören.
    Um halb zwei kehrte Stamm dem Jetset den Rücken und machte sich auf
den Weg nach Salzburg. Schon in St. Johann schlug sein Handy an. Er
meldete sich und bat Wintermann, ein paar Sekunden zu warten, bis er am
Straßenrand angehalten hatte.
    »Ich höre.«
    »Hat ein bisschen gedauert«, krächzte Wintermann. »Aber die
Verhältnisse bei der Judo GmbH sind etwas verschachtelt. Dachte, der Background
könnte dich auch interessieren.«
    »Gut gedacht.«
    »Also die Judo GmbH ist so weit kein Problem. Immobilienhandel und -verwaltung.
Ist aber anscheinend mehr als eine reine Maklerfirma. Besitzt selbst Immobilien
im Gesamtwert von schätzungsweise acht Millionen Euro.
Eins-a-Eigenkapitalquote, Schuldenstand im unteren sechsstelligen Bereich, was
praktisch nichts ist. Acht Mitarbeiter, Geschäftsführerin ist eine Dorina
Juraschek, daher wohl auch der Name der GmbH. Die Dame Juraschek ist auch
Gesellschafterin, allerdings gehören ihr nur zwanzig Prozent der Anteile. Die
übrigen achtzig hält eine Monrose  AG aus der
Schweiz, Sitz in Montreux. Und das ist der Grund, weshalb es etwas länger
gedauert hat. Die Monrose  AG ist eine Investmentgesellschaft,
hundertprozentige Anteilseignerin ist eine andere  AG namens Tuba Bauentwicklung. Ich habe versucht, Zahlen herauszufinden, es ist
mir aber nicht gelungen. Der Verwaltungsrat beider Gesellschaften besteht aus
derselben Person, ein Mann namens Viktor Tutschkin.«
    »Sag das noch mal!«
    »Klingt für mich Russisch, schreibt sich aber, wie man’s hört. T-U-T  …«
    »Schon gut, Walter, ich hab’s geschnallt. Aber sag noch mal, was ist
Tutschkin genau?«
    »Verwaltungsratsvorsitzender. Beziehungsweise, wenn ich das richtig
sehe, ist er auch einziges Mitglied des Verwaltungsrates. So eine Art
Aufsichtsrat, aber mit mehr Kompetenzen. Ist ein bisschen anders als bei uns.
In der Schweiz ist die  AG die verbreitetste
Rechtsform bei Unternehmen. Eine  AG kann
auch irgendeine Klitsche sein, es gibt sogar Ein-Mann- AG s.
Tuba und Monrose scheinen mir auch in die Kategorie zu gehören. Wie ist es?
Soll ich noch versuchen, Zahlen herauszufinden?«
    »Interessant wär’s schon, wenn auch nicht lebenswichtig. Wenn’s mit
vertretbarem Aufwand möglich ist. Auf jeden Fall schon mal herzlichen Dank.
Hast mir sehr weitergeholfen.«
    Stamm blieb eine Weile sitzen und dachte über Wintermanns
Informationen nach. Er sah auf die Uhr. Zehn vor zwei. Noch fast sieben Stunden
bis zu seinem Rückflug, und er hatte null Bock auf Sightseeing in Salzburg. Er
holte die Straßenkarte heraus und ließ den Blick auf der Suche nach Zerstreuung
schweifen. Es gab schon

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