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Soljanka (German Edition)

Soljanka (German Edition)

Titel: Soljanka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklas Frost
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»Spricht etwas dagegen, dass ich versuche, Angelas Mutter ausfindig zu
machen?«
    Dr. Terlinden dachte ein paar Sekunden nach, zuckte dann die
Schultern. »Falls es Ihnen gelingt, würden Sie mir davon berichten?«
    »Sicher«, sagte Stamm.

FÜNF
    Die Rückfahrt verlief wesentlich glatter als die Hinfahrt.
Die Straßen waren frei von Schnee. Nur bei Hamburg geriet er in einen kleinen
Stau. Danach konnte er auf der A 1 das Letzte aus seinem Peugeot
herausholen. Halb elf stellte er ihn auf der Abteihofstraße ab.
    Da er seine Ankunft angekündigt hatte, war Eva noch nicht ins Bett
gegangen. Sie schlief auf dem Sofa vor laufendem Fernseher. Tom Buhrow hatte
gerade die neuesten Anschläge in Bagdad abgehandelt und leitete zur Börse über.
Stamm setzte sich auf die Kante und küsste Eva auf die Stirn. Ihre Augenlider klappten
träge auf. Ein Lächeln formte sich langsam auf ihren Lippen, während sich ihre
Schultern in einem schwachen Schauer zusammenzogen.
    »Du bringst die Kälte des Ostens herein«, murmelte sie.
    Stamm fasste sich an die eisige Nase. »Ich hab zuletzt die Heizung
runtergedreht, damit ich nicht einschlafe. Alles in Ordnung mit euch beiden?«
Er strich über ihren Bauch.
    Sie nickte. »Müde wie immer.«
    »Soll ich dich ins Bett tragen?«
    »Gib nicht so an«, gähnte sie. »Ich wiege inzwischen hundertzwanzig
Kilo oder so.« Sie setzte sich auf. »Hast du Hunger?«
    »Glaub schon«, sagte er nach kurzem Nachdenken. »Ist mir während der
Fahrt gar nicht aufgefallen, aber wenn ich’s mir recht überlege, hab ich heute
Mittag zuletzt was in den Magen bekommen.«
    »Ich kann dir ein Gemüse-Nasi aufwärmen.«
    »Sehr gut.« Er stand auf und reichte Eva die Hände.
    »Hör mal, ich weiß nicht, ob es was zu bedeuten hat«, sagte sie,
während sie den Reis und das Gemüse aus einer Plastikschale in die Pfanne
kippte, »aber als ich vorhin zum Chinesen gegangen bin, war da so ein komisches
Auto. Ich meine, an dem Auto an sich war nichts komisch, war ein ganz normaler
Kombi, aber als ich losging, parkte der gerade ein paar Meter weiter ein. Der
Fahrer ist dann aber gar nicht ausgestiegen. Ich hab erst gedacht, da will sich
einer vielleicht noch von seiner Freundin verabschieden, aber als ich
zurückkam, stand das Auto immer noch da, und ich bin ziemlich sicher, dass da
jemand drinsaß. Meinst du, das könnte unser Arschloch sein?«
    »Keine Ahnung. Also mir ist vorhin nichts aufgefallen. Aber ich hab
auch nicht darauf geachtet. Hat er eigentlich die letzten Tage was von sich
hören lassen?«
    Sie schüttelte den Kopf. Stamm trat zu ihr und legte seine Hände auf
ihren Bauch.
    »Wer es auch immer war, er dürfte sich den Arsch abgefroren haben«,
sagte er. »Hast du das Kennzeichen?«
    »Nicht genau. Auf jeden Fall Düsseldorf, danach irgendwas mit W,
glaube ich.«
    »Okay, ich nehme an, nach Marke brauche ich dich gar nicht zu
fragen.«
    Sie lächelte. »Ein dunkler Kombi.«
    »Nach Zeugen wie dir lecken sich die Bullen alle Finger. Soll ich
mal nachsehen, ob er noch da steht?«
    Sie drehte sich zu ihm um. »Wenn du ein richtiger Mann bist …«
    Er küsste sie aufs Haar. »Irgendeine Idee, wo ich meinen Colt
verstaut hab?«
    Der Wagen war ein Passat Kombi in einem Silbergrau, das man bei
Dunkelheit mit viel gutem Willen dunkel nennen konnte. Im Licht der
Straßenlaterne konnte Stamm ein Düsseldorfer Kennzeichen mit den Buchstaben WR erkennen. Die Ziffern lagen im Schatten. Stamm
schlenderte auf der anderen Straßenseite näher, aber er konnte drinnen
niemanden erkennen. Er überlegte, ob er die Straße überqueren sollte, ließ die
Idee aber nach kurzem Zögern fallen und stapfte weiter in Richtung Deich. Als
er sich weit genug wähnte, drehte er sich um und suchte den Passat. In der
Umgebung des Wagens rührte sich immer noch nichts. Er ging ein paar Schritte
rückwärts, fingerte dabei seine Zigaretten aus der Tasche und steckte sich eine
zwischen die Lippen. Da die Straße immer noch wie ausgestorben vor ihm lag,
drehte er sich wieder um – und prallte um ein Haar mit einem Mann zusammen, der
aus einem Hauseingang getreten sein musste. Vor Schreck fiel ihm die Zigarette
aus dem Mund.
    »Verzeihung«, krächzte Stamm.
    Sein Unfallgegner ließ ein kurzes, raues Lachen ertönen. »Wohl keine
Augen im Hinterkopf, was?«
    Unter einer ins Gesicht gezogenen Coyotenkapuze erkannte Stamm ein
Paar dunkle Augen, das ihn halb amüsiert, halb wachsam musterte. Der Mann trat
einen halben Schritt zurück und

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