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Soljanka (German Edition)

Soljanka (German Edition)

Titel: Soljanka (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Niklas Frost
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Bildmaterial dazu?«, fragte die Redaktionsleiterin.
    »Da waren ein paar Knipser. Wahrscheinlich von den Lokalzeitungen.
Kann aber auch sein, dass eine der Agenturen einen geschickt hat. Ich hab nicht
so darauf geachtet.«
    »Könntest du deren Material durchsuchen? Ich muss mich an den Text
machen.«
    Stamm durchforstete die Service-Seiten von dpa, AP und Reuters, fand aber nur kurze Texte zu den
Ereignissen an der Uni, die wesentlich oberflächlicher waren als sein eigener.
Keine Fotos. Aber eine kleine regionale Bildagentur war vor Ort gewesen und
hatte einige schöne Schüsse im Angebot. Er wählte ein paar Motive mit zwei
Polizistinnen, die eine Studentin durch eine Menschenmenge trugen, aus und
schickte sie auf Hannes Rechner.
    Kurz nach vier war er mit dem Tagwerk durch. Hanne war mit seinem
Text und den Bildern zufrieden. Sie bat ihn, ihren Artikel kritisch
durchzusehen, sobald sie fertig war. Stamm machte es sich bequem und dachte
über das Gespräch mit Korn nach. Als er merkte, dass er anfing, sich im Kreis
zu drehen, setzte er sich aufrecht hin, suchte die Adressenliste in seinem
Handy durch und rief Erika Dembski in Nordhausen an. Sie meldete sich nach dem
dritten Klingeln.
    »Guten Tag, Frau Dembski, Hans Stamm vom Magazin, wir haben vor ein
paar Tagen miteinander gesprochen.«
    »Ja?«, erwiderte sie abwartend.
    »Ich wollte Sie noch etwas fragen. Sie erinnern sich vielleicht,
dass wir über die Anwälte aus dem Westen gesprochen haben, die Ihrem Mann bei
dieser Mastbetrieb-Sache geholfen haben. Sie konnten sich nicht an den Namen
des Mannes erinnern, der van Wateren abgelöst hat. Ist er Ihnen inzwischen
eingefallen?«
    »Nein, tut mir leid. Ich habe aber auch nicht mehr darüber
nachgedacht.«
    »Na ja, macht nichts. Sie sagten damals, wenn ich Ihnen einen Namen
nennen würde, würden Sie ihn vielleicht erkennen.«
    »Äh, ja, kann sein.«
    »Hieß der Mann vielleicht Kostedde? Achim Kostedde?«
    Sie musste keine Sekunde nachdenken. »Richtig. So hieß er.
Ungewöhnlicher Name. Sollte man eigentlich nicht vergessen.«
    Stamm verspürte das Bedürfnis, sie zu trösten. »Ist ja nicht
schlimm, Sie hatten ja vermutlich keinen Grund, ihn sich zu merken.«
    »Das stimmt, er hat mich wirklich nicht interessiert. Wie sind Sie
denn auf ihn gekommen?«
    »Ich habe ein paar Nachforschungen angestellt. Jetzt, da Sie den
Namen haben, können Sie sich noch an ihn erinnern? Wie ist er denn so
aufgetreten?«
    »Da war nichts Besonderes. Er war ja kaum mal bei uns. Im Gegensatz
zu diesem van Wateren interessierte er sich gar nicht für unsere Familie. Wenn
er mal da war, hat er mich praktisch nicht beachtet. Das war schon unhöflich.
Er hat immer nur mit meinem Mann übers Geschäft gesprochen.«
    »Und er hat mit Ihrem Mann die Abwicklung der Rindermast
durchgezogen?«
    »Soweit ich das mitbekommen habe. Ich weiß noch, dass sich mein Mann
manchmal sogar geärgert hat, weil dieser Kostedde immer wieder etwas an dem
Vertrag herumkrittelte. Mein Mann war es nicht gewohnt, geschurigelt zu
werden.« Stamm meinte, ein leichtes Glucksen zu hören. »Als der Vertrag
unterschrieben war, ist Kostedde dann sofort abgereist.«
    »Das klingt in der Tat ganz nach Achim Kostedde«, sagte Stamm.
    »Sie kennen ihn?«
    »Selbstverständlich. Er ist heute unser Oberbürgermeister.«
    »Oh«, machte Erika Dembski.
    »Tja, die Welt ist klein. Unter diesen Umständen interessiert mich
die Sache natürlich viel mehr als vorher. Strafrechtlich ist da mit Sicherheit
nichts mehr zu holen. Die Staatsanwaltschaft Neubrandenburg hat die Akte schon
vor zehn Jahren oder so geschlossen, weil sie eine Straftat wohl nicht
nachweisen konnte. Und selbst wenn da etwas nachzuweisen wäre, ist sie bestimmt
längst verjährt. Aber politisch-moralisch gibt es keine Verjährung. Sie haben
nicht zufällig noch irgendwelche Unterlagen aus dem Nachlass Ihres Mannes?«
    »Nein, gar nichts. Mein Mann hat alles mitgenommen oder vernichtet,
als er geflohen ist.«
    »Na ja, wäre ja auch zu schön gewesen«, seufzte Stamm. »Da wäre aber
noch etwas, was ich mit Ihnen besprechen wollte. Ich war kürzlich in Wismar und
habe mit Familie Fenten gesprochen.« Er machte eine Pause. »Sie erinnern sich
vielleicht. Die Eltern von Rico Fenten.«
    Erika Dembski brauchte anscheinend Zeit, um sich auf die plötzliche
Wendung des Gesprächs einzustellen. Schließlich murmelte sie: »Wieso Wismar?«
    »Ernst Fenten ist jetzt dort Pfarrer. Frau Dembski, darf ich Ihnen
eine

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