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Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?

Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?

Titel: Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hellmuth Karasek
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Quayle hatte aus dem Plural »potatoes« den falschen Rückschluss auf den Singular gezogen.
    Ein anderes Mal war er zu einer staatsmännischen Reise nach Südamerika geschickt worden, das bekanntlich Lateinamerika heißt – nach der Herkunft der spanischen und portugiesischen Sprache aus dem Lateinischen (wir sprechen von romanischen Sprachen). Also sagte er auf einer Pressekonferenz nach seiner Rückkehr: »It was so nice in Latin America that I immediately decided to learn Latin, just for a better understanding of the people on my next visit.« – Er habe sich in Lateinamerika so wohlgefühlt und die Menschen dort so nett gefunden, dass er sich spontan entschlossen habe, Latein zu lernen: um sie künftig besser zu verstehen.
    Solche Witze beruhen auf der lateinischen Einsicht: »Si tacuisses, philosophus mansisses.« – »Hättest du geschwiegen, wärest du Philosoph geblieben«, die Billy Wilder zu dem Laotse-Spruch ausweitete, den er angeblich in einem chinesischem Fortune Cookie gefunden hat: »Es ist besser, schweigend für einen Dummkopf gehalten zu werden, als den Mund aufzumachen und es zu beweisen.«
    Nun wäre die Erwähnung eines längst vergessenen Vizepräsidenten in einem Buch über Witze nicht gerade zwingend, gäbe es nicht den folgenden kurzen Quayle-Witz:
     
    Warum wird der US -Vizepräsident Dan Quayle rund um die Uhr von zwei schwer bewaffneten Sicherheitsbeamten bewacht?
Antwort: Damit sie ihn sofort erschießen können, wenn der Präsident einem Attentat zum Opfer fällt.
     
    Das ist ein Witz, entstanden aus den bitteren Erfahrungen, die die Amerikaner nach der Ermordung ihres Idol-Präsidenten John F. Kennedy gemacht hatten. Ihm folgte sofort, wie in der Verfassung vorgesehen, der absolut unbeliebte, grobschlächtige und hinterwäldlerische Lyndon B. Johnson (der sich allerdings als tüchtiger Fortsetzer der Bürgerrechtsbewegung und der Gleichstellung der Schwarzen seines ermordeten Vorgängers erwies). Übrigens wäre auch Reagan fast einem Attentat zum Opfer gefallen. Er überlebte den Anschlag.
     
    Ob die Clinton-Lewinsky-Affäre länger in den Witzbüchern der Historie Bestand haben wird? Clinton war, wie viele seiner Vorgänger, ein Präsident, der mit mildem Understatement als Womanizer durch seine Amtszeit und seine Wahlkämpfe lief. In Wahrheit war die Affäre mit seiner willfährigen Praktikantin Monica Lewinsky, die ihm ein Impeachment (also eine förmliche Amtsenthebungsklage) einbrachte, etwas, das dem Präsidenten Richard Nixon die Vertreibung aus dem Amt nach der Watergate-Abhöraffäre eingebracht hätte, wäre er nicht, dieser Strafe zuvorkommend, zurückgetreten. Clinton war impeached worden, weil er über seine Sex-Affäre falsche Aussagen gemacht hatte. Er kam glimpflich, sozusagen mit einem blauen Auge davon. Auch weil seine Frau Hillary, inzwischen Außenministerin unter Präsident Obama, unerschütterlich in Treue fest zu ihrem Mann stand.
    Wie gesagt, Clinton war ein Präsident, der nichts anbrennen ließ, was ihn in politische Schwierigkeiten brachte, als ihn einigeFrauen anzeigten. Der Witz über diesen präsidialen Fremdgänger geht so:
     
    Eine repräsentative Umfrage unter amerikanischen Frauen wird von Gallup erhoben: Würden Sie Sex mit dem Präsidenten haben wollen?
5 Prozent der befragten Frauen antworten mit »Nein«, 20 Prozent mit »Ja«. 75 Prozent antworten: »Nicht noch einmal.«
     
    Der Witz ist hübsch boshaft, sodass es sich lohnt, ihn über die Abwanderung des Betroffenen in das Rollenfach alter, edler Staatsmann auf Friedensmission hinaus zu bewahren.
     
    Zurück zu dem bürokratischen Status, den die Deutschen als humorfreie Beamte im Nationalitätenvergleich einnehmen. Um deutlich zu machen, wovon die Rede ist, soll hier der Liebes- und Anbaggerbrief eines deutschen Beamten alter Schule zitiert werden, wie ihn Tucholsky für einen pflichterfüllenden Staatsdiener nachempfunden hat.
     
    Geheim! Tagebuch Nr. 69 / 218
Meine Neigung zu Dir ist unverändert.
Du stehst heute abend, 7  ½ Uhr, am zweiten Ausgang des Zoologischen Gartens, wie gehabt.
Anzug: Grünes Kleid, grüner Hut, braune Schuhe.
Die Mitnahme eines Regenschirms empfiehlt sich.
Abendessen im Gambrinus, 8 . 10 Uhr.
Es wird nachher in meiner Wohnung voraussichtlich zu Zärtlichkeiten kommen.
(gez.) Bosch
Oberbuchhalter
     
    Diese Satire stammt von 1929 . Alles ist geplant und durchorganisiert. Zu Katastrophen kann es inzwischen nur kommen, wenn ein anderer die Vorfahrt

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