Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?
Bangladesch, eine gewisse zynische, zerstörerische Durchschlagskraft.
In den Achtzigerjahren des vorigen Jahrhunderts war ich in Florenz und ging über den Ponte Vecchio, wo mein Blick an einem T-Shirt-Laden hängen blieb, in dessen Schaufenster ein T-Shirt hing, das sich europäische Touristen, die sich in einem unendlichen Strom durch die Kulturstadt der Medici und des David von Michelangelo drängten, in allen ihren Sprachen kaufen konnten. Damals war die EU -Idee populär und touristisch besser vermittelbar, als heute zur Zeit der drohenden Staatsbankrotte, die inzwischen bis ins Herz der EU reichen: in das schöne Italien.
Auf dem T-Shirt stand auf einer Seite, wie der Himmel von europäischen Fachkräften in Betrieb gehalten werden sollte und könnte.
Im Himmel, so hieß es, seien die Engländer die Polizisten, die Franzosen die Köche, die Italiener die Liebhaber, die Deutschen die Mechaniker und die Schweizer die Organisatoren.
Das leuchtete dem Klischee-Verständnis der meisten ohne Weiteres ein. Lebten nicht die Engländer in dem Land, das seit Jahrhunderten Rechtssicherheit hatte und eine Polizei, die es sich leisten konnte, unbewaffnet für öffentliche Ruhe und Ordnung zu sorgen? Und war die Nouvelle Cuisine Frankreichs damals zwar nicht in aller Munde, aber in allen Michelin-Gourmetführern die Nummer eins? Und schmachteten die internationalen Gäste im »Bel Paese«-Italien die glutäugigen Gondolieri, die geschmeidigen Kellner und die beliebten schwarzlockigen Belcanto-Sänger des Stiefelstaates an. Und garantierte die Schweiz nicht, obwohl kein Mitglied der Gemeinschaft, das Bankgeheimnis und die stabile Währung!
Die Kehrseite des T-Shirts, der Hölle vorbehalten, sah folgendermaßen aus:
In der Hölle sind die Engländer die Köche, die Deutschen die Polizisten, die Franzosen die Mechaniker, die Schweizer die Liebhaber, und die Italiener sorgen für Ordnung.
Das ist eben die Vorstellung davon, was man den einzelnen Nationalitäten am wenigsten zutraut.
Zeitlich früher ist der Witz, in dem auf einer Art Skala die Reaktionen der Frauen einzelner Nationen auf ihre Liebhaber gemessen werden. Pure Vorurteile über die Erfüllungserwartung und die Befriedigungsleistung, die sie »danach« festhalten.
Was also sagt die Deutsche, die Engländerin, die Russin, die Französin zu ihrem Liebhaber, danach?
Die Engländerin: »Darf ich jetzt den Apfel weiteressen?«
Die Russin: »Meinen Körper hast du besessen, meine Seele nicht!« Und das mit dämonisch dostojewskihafter Leidenschaft.
Die Französin (der damals noch das »Oh, là, là!«Klischee des Raffinements bei der Liebe anhaftete) sagt gar nichts. Wie sollte sie auch? Mit vollem Mund spricht man nicht!
Witze wie die über Guttenberg verwelken schnell mit der schwindenden Erinnerung der Öffentlichkeit an die Skandale, die sie hervorriefen.
Wer zum Beispiel weiß heute noch, dass es einen amerikanischen Präsidentschaftskandidaten gab, der Gary Hart hieß und gegen Bush senior kandidierte? Er strauchelte im puritanischen Amerika über eine Geliebte. Er hatte im Wahlkampf die Presse herausgefordert, kess und übermütig, ihn nur der Untreue zu überführen. Das taten die Journalisten, sie ließen sich nicht zwei Mal bitten, Hart wurde beim Fremdgehen erwischt, und seine politischen Ambitionen waren erledigt. Das hat sich in einem hübschen Wortspielwitz niedergeschlagen, der über den vergessenen Anlass hinaus erzählenswert ist.
Die Geliebte, deren Freund Hart bei der Wahl nicht mehr gegen Bush reüssieren konnte, wurde von Journalisten gefragt, wen sie denn wählen würde, da ihr ertappter Lover nicht mehr infrage käme. Und sie replizierte:
»Well, my heart belongs to Bush, but my bush still belongs to Hart!«
Ein Kalauer über schöne Treue in aller Zwiespältigkeit.
Dan Quayle war Vizepräsident unter George Bush. Er war offenbar ein ziemlich unbedarfter, ungebildeter, um nicht zu sagen dummer Vizepräsident und tat sich durch Lübke-ähnliche Dummbeuteleien hervor, die bei dem jungen Mann nicht auf Vergreisung und Alzheimer-Symptome zurückzuführen waren.
So soll er einer Schulstunde mit amerikanischen Erstklässlern beigewohnt haben. Als einer der Youngsters an die Tafel gerufen wurde und das Wort »potato« mit Kreide aufschrieb, eilte der Vizepräsident beflissen zur Tafel und fügte ein »e« hinzu, »potatoe«. Das war aber falsch, der Kleine hatte das Wort richtig geschrieben.
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