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Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?

Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?

Titel: Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hellmuth Karasek
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verletzt.
TU FELIX AUSTRIA
    »Österreich und Deutschland sind zwei Länder, getrennt durch die gemeinsame Sprache.« Schon allein diese Definition, die mal Karl Kraus, mal Alfred Polgar zugeschrieben wird, macht das besonders diffizile Verhältnis zwischen den beiden Staaten deutlich. Vielleicht ist der Satz über die Trennung durch die gemeinsame Sprache aber auch nur eine Übersetzung des englischen Bonmots: »England and the United States of America are two countries, divided by the same language.« Das macht die Frage nach dem Ursprung nicht besser, denn auch im englischen Sprachraum streitet man sich darüber, ob denn nun dieser Ausspruch von George Bernard Shaw oder Mark Twain stammt. Oder gar von Oscar Wilde? Egal. Für Österreich stimmt er, ob er von Alfred Polgar oder Karl Kraus ist. Oder von Kaiser Franz Joseph. Nein, von dem bestimmt nicht, von dem stammt der Spruch: »Mir bleibt auch nix erspart!« Und die Abschiedsfloskel: »Es war sehr schön! Es hat mich sehr gefreut«, die in Fritz von Herzmanovskys Stück Kaiser Franz Joseph und die Bahnwärterstochter so weitergeht: »Meinen Namen sollt ihr nie erfahren, ich bin der Kaiser Franz Joseph!«
    Zwei Witze über die k. u. k.-Majestät, den Kaiser, der fast ewig regierte, im Film mit der Sisi Romy Schneiders verheiratet war und mitten im Ersten Weltkrieg starb, sodass ihm doch einiges erspart blieb – aber nicht der Tod des Thronfolgers, seines erzherzoglichen Sohnes Rudolf, der Selbstmord aus Liebeskummer beging, und die Ermordung seines Neffen Franz Ferdinand in Sarajevo bei einem Attentat, das immerhin den Ersten Weltkrieg auslöste, damit auch den Zweiten, den Untergang der Habsburg-Monarchie, das gruselige Intermezzo des »Großdeutschen Reichs« et cetera pp. Alles das spiegelt sich auch in Witzen.
    Wenden wir uns kurz dem im Erinnerungsbild greisen Kaiser mit dem typischen Backenbart (im Unterschied zu Wilhelms forsch gezwirbeltem »Es ist erreicht!«-Schnurrbart) zu. Ein Witz behandelt den Kunstfreund, den kaiserlichen Gönner der schönen Künste.
     
    Der Kaiser besucht ein Klavierkonzert. Anschließend beordert er den Pianisten zu sich in die kaiserliche Loge und sagt huldvoll: »I hab den Liszt g’hört. I hab den Chopeng g’hört. Aber so wie Sie g’schwitzt hat keiner. Ich gratuliere.«
     
    Der andere betrifft eine seiner Geliebten.
     
    Das Madel hat sich ohne kaiserliches Einverständnis Schmuck gekauft und hat ein bisserl Angst vor dem kaiserlichen Donnerwetter und majestätischen Stirnrunzeln über ihre Eigenmächtigkeit. Also versucht sie es mit der sanften Methode. Sie zeigt ihm den Schmuck, ein Halsband, das sie angelegt hat, und sagt: »Schau, Majestät, schau, Franz Joseph, wie g’fallt dir dieses Halsbandl?« »Sehr schön, sehr charmant!«, murmelt der zerstreute Kaiser.
»Jetzt rat amal, was dös gekostet hat«, lockt sie weiter.
» 50 Gulden?«, antwortet Franz Joseph.
»Aber geh, Herzel«, sagt sie, »der ist doch aus massivem Gold und schwer!«
» 100 Gulden«, mutmaßt der Kaiser.
»Aber geh«, sagt sie wieder, »siehst du nicht, dass das Halsband ganz mit Brillanten und Rubinen besetzt ist?«
» 1000 Gulden«, vermutet Seine Majestät.
»Aber schau, Schatzerl, wie groß die Edelsteine sind«, sagt sie bittend.
Und er: » 2000 Gulden.«
Jetzt platzt es ungeduldig aus ihr heraus: »Na, 10   000 Gulden!«
Darauf der Kaiser: »A nit teier!« (Auch nicht teuer.)
     
    Zur Ahnungslosigkeit in Dingen von Kosten und Preisen gibt es auch die Geschichte über die unglückliche, unselige Verwandte des Kaisers, die Tochter Maria Theresias, Marie Antoinette, die es auf den französischen Königsthron geschafft hatte, als 1789 die Französische Revolution ausbrach, die nach Meinung einiger Historiker durch die Halsband-Affäre mit ausgelöst wurde, durch den Skandal um ein zu teures, mit undurchsichtigen Mitteln erworbenes Schmuckstück.
    Fast verbürgt ist auch der Satz, den sie losließ, als sie noch Königin war und das hungernde Volk rufend und demonstrierend an ihrem Schloss in Versailles vorbeizog.
     
    »Was rufen die Leute?«, fragte sie ihre Entourage.
»Sie rufen nach Brot, Majestät. Sie haben kein Brot.«
»Dann sollen sie doch Kuchen essen!«
     
    Dieses Bonmot, herzlos und ahnungslos, wie es klingt, soll sie buchstäblich in Konsequenz den Kopf gekostet haben. Sie wurde mit ihrem Gemahl, dem unglücklichen Ludwig XVI ., zum Tode verurteilt und guillotiniert. Die Überlieferung ihres Spruchs mit dem Kuchen findet

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