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Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?

Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?

Titel: Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hellmuth Karasek
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der die Juden sich im Vielvölkerstaat Österreich-Ungarn als Verkehrssprache eingerichtet haben. Deutsch war die Sprache Freuds, der aus Mähren stammte, also aus dem tschechischen Teil der Donaumonarchie,bevor er nach Wien kam und dort ebenso deutsch gesprochen und gedacht hatte, wie auch Kafka seine großen Werke auf Deutsch schrieb, und zwar im Prag der Donaumonarchie, die am Verenden war und, auch das ein Witz, im Sterben eine ungeheure Kulturblüte trieb. Deutsch war die Lingua franca der Juden, in Berlin, in Breslau, in Wien wie in Prag, und Wien war das Zentrum der jüdischen Kultur.
    »Als die Juden nach ihrem mißglückten Aufstand gegen die Römer aus Palästina vertrieben und über die ganze Welt verstreut wurden, blieb ihnen über Jahrhunderte nur ein Band, das sie einte: ihre gemeinsame Religion.« ( Von armen Schnorrern und weisen Rabbis . Herausgegeben und mit einem Nachwort versehen von Jutta Janke. Berlin 1975 ) Das wurde ihnen später in den Wogen der christlichen Intoleranz, die über Europa hinwegrollten, zum Verhängnis. In der Kreuzzugszeit wanderten große Teile der deutschen Juden nach Osteuropa aus, wo die polnischen Könige ihnen Zuflucht gewährten. Sie brachten aus Deutschland ihre Sprache mit, das Jiddische. Das Jiddische ist in seinem Kern eine deutsche Mundart, die hebräische und slawische Lehnwörter in sich aufgenommen hat. Das Jiddische ist inzwischen durch Hitler auch weitgehend ausgerottet worden. Man muss aufpassen, dass man es nicht mit dem Jüdeln verwechselt und vermanscht, das den »jüdischen Witz« vom »Witz über Juden« unterscheidet, der oft antisemitisch war, also rassistisch wie alle Witze über andere Volksstämme und Gebiete (wie Schottenwitze, Polenwitze, Blondinenwitze und Ostfriesenwitze, um nur einige Beispiele zu nennen). Natürlich hat der antisemitische Witz mit dem Völkermord seine angeblich harmlose Unschuld verloren, und die jiddische Sprache ist mit den Opfern des antisemitischen Witzes gestorben. Für den jiddischen Witz möchte ich hier wenigstens zwei Beispiele zitieren: Das eine stammt aus dem zaristischen Russland.
     
    Ein Wolgadeutscher steht vor Gericht, weil er Pferde gestohlen haben soll. Doch er kann kein Russisch. Und da kein Dolmetscher zur Hand ist, holt man einen Juden, der fließend Deutsch zu sprechen behauptet. Der Richter fragt den Angeklagten, weshalb er die Pferde gestohlen habe, und der Jude übersetzt:
    »Reb Dajtsch, der Oden frejgt ajch, farwos ir hot gelakchent die ssussim.«
    Der Deutsche: »Ich verstehe nicht.«
    »Wos hajßt, ir farschtejt nischt? Men frejgt ajch, farwos ir hot gelakchent di ssussim!«
    »Ich verstehe kein Wort!«
    Darauf der Jude zum Richter: »Wasche Blagorodije, Deutsch versteht er auch nicht.«
     
    Am schönsten wird der Unterschied zwischen dem Jiddischen und Deutschen durch den folgenden Witz belegt:
     
    Zwei Juden aus der Ukraine kommen nach Berlin. Mit Verwunderung hören sie, wie die Leute auf der Straße reden, und einer sagt zum anderen:
    »Her, wi sej hobn ruinirt unser Schprach!« (Hör mal, wie sie unsere Sprache ruiniert haben!)
     
    Die Geschichte der Juden in Österreich ist eine lange, komplizierte und schrecklich widersprüchliche Geschichte. Das Schicksal der Juden änderte sich, wie die Habsburger Monarchen ihre Meinung änderten. Der Sohn Maria Theresias, Joseph  II ., erließ 1781 das »Toleranzpatent«, welches das erste Toleranzpapier für die gesetzliche Gleichberechtigung der Juden in Europa war. Er beförderte die Aufnahme von Juden in die Armee, die Ausbildung jüdischer Kinder in deutschen Schulen und auf deutschen Universitäten, und er hob den Zwang auf,dass Juden gelbe Kleidung zu tragen und eine Art Strafsteuer abzuführen hatten. Das führte zu einem ungeheuren Einwanderersturm auf die Metropole des Vielvölkerstaats und zu einer ungeheuren kulturellen Blüte. Den meisten Menschen ist nicht mehr gegenwärtig, dass Österreichs größter Komponist, Mozart, der im katholischen Salzburg von seinem katholischen Vater in jüngsten Jahren zum Musikgenie getriezt und getrimmt wurde, seinen kongenialen, fast hätte ich gesagt: Drehbuchautor in da Ponte fand, einem jüdischen Poeten und Librettisten aus Venedig. Die großartige Trias der italienischen Opern Figaros Hochzeit , Così fan tutte und Don Giovanni ist also, wenn man so will, das erste große deutsch-jüdische Gemeinschaftswerk, noch dazu in italienischer Sprache, in der sich alles am schönsten singen lässt.
     
    Die

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