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Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?

Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein?

Titel: Soll das ein Witz sein? - Karasek, H: Soll das ein Witz sein? Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hellmuth Karasek
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prellen und enttäuschen würde. Auch mit der Moral: Lernt fremde Sprachen! Auch als Engländer, bevor ihr in Paris Abenteuer sucht, wird euch nicht so recht geholfen.
    Man sollte diesen Witz dann erzählen, wenn gerade ein paar Kracher in einer Witzrunde gelungen sind. Zur Erholung und Frustration. Als boshaften Dämpfer.
    Und so sollen auch hier zwei Witze zur Erholung und Entschädigung folgen, deren Würze in der Kürze liegt. Beide sind, eigentlich, zeitlos.
     
    Zwei Freunde im Tennisclub. Beim Umziehen. Auf einmal schaut der eine den anderen verdutzt an.
    »Sag mal, seit wann trägst du denn einen Büstenhalter?«
    »Seit meine Frau ihn im Handschuhfach meines Autos gefunden hat.«
     
    Der Witz ist zeitlos, er war nur zu Zeiten, als in den späten Sechzigern Frauen keinen BH trugen, buchstäblich vorübergehend aus der Mode. Und während der Witz vom Brief ausführlich erzählt wird, bevor er im Nichts landet, entfaltet er, hört oder erzählt man ihn zum ersten Mal, seine Wirkung meist als Spätzünder. Die er aber dann im Kopf des Zuhörers zu einer fantasievollen Geschichte entfaltet. Wie eine japanische Papierblume im Wasser. Ein Corpus-Delicti-Witz, kein In-flagranti-Witz.
    Und der folgende?
     
    In einem Hotelrestaurant, beim festlich gedeckten Abendessen. Ein Zweier-Tisch.
    Der Ober tritt nicht ohne eine gewisse Missbilligung zu der Dame, die da sitzt, und sagt: »Gnädige Frau, Ihr Mann ist gerade vom Stuhl unter den Tisch gerutscht.«
    »Das sehen Sie falsch«, sagt die Dame. »Mein Mann kommt gerade zur Tür des Restaurants herein.«
     
    Auch hier entfaltet sich der Witz im Nachhinein. Dann allerdings, wenn man den Kopf dazu hat, mit der eleganten Schadenfreude und Bosheit einer Gesellschaftskomödie von Georges Feydeau oder Oscar Wilde.
    Von den nächsten Geschichten kann man eines zumindest mit Gewissheit sagen: Sie stammen aus der Zeit, als sich die Pille zur Verhütung von ungewollten Schwangerschaften und zur Geburtenkontrolle noch nicht etabliert hatte.
    Die erste Geschichte ist wie ein Drehbuchszenario, das durch einen winzigen unerwarteten Vorfall seine logische Bewegung überraschend ändert. Kein Wunder, dass ich diese Szene Billy Wilder verdanke. Ich denke da vor allem an den Autor und Regisseur des Films The Apartment , weil die Geschichte zu der Zeit spielt, als es für unverheiratete Liebe oder für auf verbotenen Liebespfaden Wandelnde schwer war, ein Zimmer für ihre Liebe zu finden.
    Auf dem Land in Amerika hatte sich vorher das Auto als mobiles Liebesnest etabliert, weshalb ich zwei Autosexgeschichten vorwegstellen möchte.
    Die eine vollzieht sich als weiblicher Monolog.
     
    Bei einer Autofahrt ins Grüne hört man die Stimme des Mädchens:
    »Ach, Bill, lass uns hier nicht parken.
    Ach, Bill, lass uns hier nicht …
    Ach, Bill, lass uns hier …
    Ach, Bill, lass uns …
    Ach, Bill, lass …
    Ach, Bill!
    Ach!«
     
    Und noch ein Autoabenteuer:
     
    Auf einer Autofahrt überkommt ein Paar die ungestüme Begierde, miteinander zu schlafen. Am helllichten Tag. Es gibt keinen Baum, keinen Strauch, keine Hütte. Also sagt der Junge zu seiner Freundin, als er sich überall auf den Parkplätzen von Autos und Leuten umstellt sieht:
    »Du, weißt du was, wir tun so, als ob wir das Auto reparieren müssten. Wir kriechen unter das Auto.«
    Gesagt, getan. Bald sind sie in einer wilden Umarmung.
    Plötzlich tippt dem oben liegenden Jungen einer mit zwei Fingern auf den Rücken.
    »Sie, ich möchte Sie zwar nicht stören, aber Sie sollten doch wissen, dass Ihr Auto gestohlen wurde.«
     
    Viel Ungemach also für einen, der keine schützenden vier Wände und kein privates Zuhause hat – das alles ist die Voraussetzung für Wilders Filmkomödie The Apartment , wo sich nicht etwa wie üblich ein Angestellter oder noch üblicher: eine Angestellte hochschläft, sondern ein traurig-komischer Held dadurch auf der Karriereleiter hochzusteigen trachtet, dass er sein Apartment (»eine sturmfreie Bude in New York« hätten wir das damals, Ende der Fünfziger, genannt) an Vorgesetzte und einflussreiche Kollegen für ihre Seitensprünge verleiht. Er arbeitet, wovon wir in Europa damals noch wenig ahnten, in einem Großraumbüro. Und zu den Privilegien, die ihm wegen seiner Zimmerdienste zufallen, gehört eine eigene Kloschlüssel in derobersten Etage, der Chefetage. Wir können an solch wichtigen Kleinigkeiten Aufstieg und Fall in der Zivilisationsgeschichte ablesen.
    Nun aber das Szenario, das mir

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