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Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Titel: Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Boyd
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wo er rund zehn Minuten umherkurvte, immer wieder abrupt anhielt und unerwartet kehrtmachte. Niemand war hinter ihm her. Er konnte die Strecke nach Rowanoak Hall frei wählen.
    Bond hielt an einem Weg unweit des Hauses und zog seine nachtschwarze Kluft an. Er warf einen Blick auf die Uhr: zehn nach elf. Brig und Felix Leiter hatten längst erfahren, dass er nicht in der Maschine nach London saß. Bond hatte sich in Luft aufgelöst – ein gesetzloser Agent, der erneut auf Solopfaden wandelte. Dieser einsame Sturmangriff auf das Hauptquartier von Africa KIN war ein kalkuliertes Risiko, und er fragte sich, ob Felix ihm auf die Schliche kommen würde. Aber das hielt Bond für eher unwahrscheinlich. Schließlich würde nur ein Spinner dieses Risiko eingehen. Er fragte sich außerdem, ob sie versuchen würden, Breed dingfest zu machen. Auch das schien ihm nicht plausibel – die CIA würde sich da zurückhalten. Blessing hatte ja vermutet, dass deren Interesse in erster Linie Hulbert Linck galt; man würde nichts unternehmen, was Linck verschrecken könnte. Und so dürfte Bond in dieser Nacht noch einigermaßen unbehelligt agieren. Das war seine letzte Chance – er musste seinen Racheakt in den nächsten paar Stunden verüben, bevor die CIA ihn aufspürte und einkassierte.
    Er wickelte sich das Nylonseil um die Taille und baute sein Gewehr zusammen. Dann steckte er sich die diversen anderen Teile seiner Ausrüstung in die Taschen. Hoffentlich gab es dort keine Hunde – Bond hatte keine gesehen. Für alle Fälle hatte er das Pfefferspray dabei. Damit hatte er einmal einen knurrenden, geifernden Dobermann gestoppt – das Zeug verfehlte nie seine Wirkung.
    Bond fuhr ans andere Ende des Landguts und stellte den Mustang am Ziegelwall ab. Er kletterte auf das Autodach und stieg über die Mauer, wobei er das – gesicherte – Gewehr vorsichtig auf den Rasen fallen ließ, bevor er selbst unten aufkam. Danach streifte er sich die Sturmhaube über und lief durch den bewaldeten Park auf das erleuchtete Herrenhaus zu.
    Auf dem Rasen hinter dem Haus sah er einen Mann, der eine Zigarette rauchte. Der Mann schien ein Walkie-Talkie in der Hand zu halten und schritt nachlässig den Rasen ab, der von einer leistungsstarken Bogenlampe bestrahlt wurde. Die Lampe war hoch oben an den Zierzinnen befestigt. Der Kiesweg auf der vorderen Seite war ebenso stark beleuchtet – niemand konnte sich dem Haus nähern, ohne in diesen grellweißen cordon lumière zu treten.
    Bond bewegte sich behutsam durch Bäume und Büsche hindurch, bis er eine gute Sicht auf die Hauptfassade hatte. Dort beleuchteten zwei riesige Lampen die Auffahrt bis zu den beiden Pförtnerhäuschen. Eine kleine Platane bot Bond die ideale Deckung. Er stützte das Gewehr auf einen niedrigen Ast, um eine stabile Schussbasis zu haben, und stellte das Zielfernrohr auf Nachtsicht ein. Eugene Goodforth hatte ihm nicht zu viel versprochen – die gedimmte, rötliche Fadenkreuzbeleuchtung erlaubte eine ungehinderte Fernsicht. Bond legte das Auge ans Objektiv, visierte sein Ziel an und wartete. Fünf vor zwölf. Hoffentlich würde sein Ablenkungsmanöver pünktlich eintreffen.
    Tatsächlich traf es leicht verspätet ein, aber das spielte keine Rolle. Um zehn nach zwölf tauchten die Autoscheinwerfer von Turnbull McHarg vor dem Tor auf, und er hielt sich an Bonds Anweisung, laut und gebieterisch zu hupen. Zuvor hatte er Turnbull telefonisch zu einer »spontanen Geburtstagsparty« eingeladen, die ein paar reiche Freunde auf ihrem hochherrschaftlichen Landsitz Rowanoak Hall für Bond gaben, und ihn genauestens instruiert. Er hatte ihm einen Heidenspaß in Aussicht gestellt – Kaviar und Champagner in Hülle und Fülle. Die Mädchen nicht zu vergessen. McHarg hatte begeistert zugesagt: Ich komme gern, James. Freue mich auf unser Wiedersehen. Haben uns viel zu erzählen. Tausend Dank.
    Bond wusste, dass man McHarg niemals durch das Tor lassen würde, doch das entsprach seinen Absichten. Er wollte für Irritation sorgen und seinen Namen ins Spiel bringen. Er konnte hören, wie McHarg im Streitgespräch mit dem unerbittlichen Pförtner immer lauter wurde und mit Nachdruck Einlass forderte, schließlich sei er auf persönliche Einladung des Geburtstagskindes hier, James Bond höchstselbst.
    Bond drückte die Wange an das Gewehr und richtete das Fadenkreuz auf die erste Bogenlampe. Der Knall, mit dem die riesige Glühbirne explodierte, war fast lauter als der Schuss. Bond zerschoss die zweite

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