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Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition)

Titel: Solo: Ein James-Bond-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: William Boyd
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hin?«, fragte der Mann.
    »Nach Port Dunbar«, antwortete Bond.
    »Ich setze Sie in Madougo ab. Die MiGs machen mir zu viel Angst.«
    »Haben Sie sich deswegen alle ein rotes Kreuz aufs Auto gemalt?«
    »Ja. Dann halten sie uns vielleicht für Krankenwagen.« Der Mann sah kurz in den Himmel, als rechnete er jeden Augenblick damit, dass eine MiG auftauchte. »Sobald die ein Auto sehen, kommen sie und schießen drauf. Bum-bum-bum. Einfach so.«
    Bond erzählte ihm von dem Dorf und den sterbenden Kindern.
    »Die sterben alle«, sagte der Mann.
    »Nein. Zwei sind noch am Leben. Vielleicht auch mehr.«
    »Die Dörfer sind alle ausgestorben«, beharrte der Mann. »Die Leute sind nach Port Dunbar geflohen.«
    Bond redete so lange auf den Mann ein, bis er ihm das Versprechen abgerungen hatte, die verhungernden Kinder in Lokani – oder wie immer das Dorf hieß – zu melden. Vielleicht würde sich ja jemand darum kümmern.
    Madougo entpuppte sich als ein weiteres halb zerstörtes Lehmhüttendorf am Straßenrand, aber diesmal gab es Anzeichen menschlichen Lebens. Zu Bonds Verblüffung war auf dem Seitenstreifen ein Stand aufgebaut, den eine zahnlose Alte betrieb. Dort setzte ihn der Mann ab, wendete und raste mit seinem Käfer davon. Die Alte hatte einen kleinen Bund unreifer Bananen im Angebot, eine schrumplige Papaya und eine Flasche Green Star Bier. So unerschütterlich war ihr kaufmännischer Instinkt, dass er sie wie gewohnt zu ihrem Stand in Madougo geführt hatte, als ginge das Leben einfach weiter. Und vielleicht hatte sie recht, dachte Bond, als er sich durch Zeichensprache mit ihr verständigte und seine Safarijacke gegen die Flasche Bier eintauschte. Er setzte sich auf einen Holzschemel im Schatten ihres Standes und trank langsam. Das Bier war bitter, warm und kohlensäurehaltig, ein göttlicher Nektar.
    Ein paar Leute kamen aus den teils zertrümmerten Hütten hervor, musterten ihn und gingen wieder weg. Das Bier war Bond zu Kopf gestiegen, er fühlte sich benebelt und schläfrig, erschöpft von seinem zweitägigen Marsch durch den Wald. Gelegentlich hielt ein Auto, er wurde immer wieder angestarrt, aber niemals angesprochen. Wobei dieser verdreckte, unrasierte Weiße im Schatten eines Straßenstandes in Madougo viel Gesprächsstoff liefern dürfte, mutmaßte Bond. Die Buschtrommeln würden das Ihre tun – er brauchte nur abzuwarten, in der absoluten Gewissheit, bald aufgestöbert zu werden.
    Es dauerte zwar länger als gedacht, aber dann hörte er am glühend heißen Nachmittag ein Auto hupen, das in Richtung Norden unterwegs war. Bond riss sich aus seiner Benommenheit und stand auf. Ein staubiger schwarzer Mercedes-Kombi fuhr durch das Dorf und hielt vor dem Stand.
    Dem Auto entstieg ein Mann in Jeans und blauem Karohemd. Er nahm die Sonnenbrille ab.
    »Mr Bond«, sagte Kobus und deutete ein freudloses Lächeln an. »Willkommen in Dahum.«
    Während sie nach Süden fuhren, gab sich Bond bewusst wortkarg, obwohl Kobus es mit plumper Vertraulichkeit versuchte, als wäre zwischen ihnen niemals etwas vorgefallen. Immerhin hatte dieser Mann Bond eine Pistole an den Hals gedrückt, ihn mehrfach geohrfeigt, ihm den Tod angedroht und all seine Habseligkeiten gestohlen. Kobus’ Bemühungen, Small Talk zu machen, wirkten gekünstelt und gezwungen, als hätte man ihn, dessen Wesen sich mit aller Macht dagegen sträubte, für diese Freundlichkeit bezahlt. Bond schwieg einfach. Er wusste nur zu gut, dass Kobus’ Säuseleien leeres Gerede waren.
    Und so herrschte während der Fahrt meistens Stille, die Kobus ab und an mit der Bitte unterbrach, Bond möge auf seiner Seite nach MiGs Ausschau halten.
    Zwischendurch unternahm Kobus doch noch einen halbherzigen Versuch, das Eis zu brechen. Er wandte sich Bond zu und zwang sich zu einem schiefen Lächeln. Dabei kamen beide Zahnreihen zum Vorschein – kleine Zähne mit großen Lücken, die an den Kühlergrill eines billigen Autos erinnerten.
    »Hab mich noch gar nicht vorgestellt – mein Name ist Jakobus Breed. Nennen Sie mich ruhig Kobus – alle nennen mich so.«
    »Mein Name ist James Bond. Aber das wissen Sie ja. Nennen Sie mich Mr Bond.«
    Für Kobus schien die Sache damit bereinigt zu sein, denn er schwatzte munter weiter.
    »Sie haben binnen zwei Tagen aus dem Lokani-Wald rausgefunden, Bond. Das hat mich schon mächtig beeindruckt. Sie sind gut – für einen Journalisten.« Den skeptischen Unterton konnte Kobus sich nicht ganz verkneifen. »Rauchen Sie?«
    Diese Frage

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