SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT
Eile: Ich sollte endlich abreisen, weil er Sehnsucht nach ganz normalen Mahlzeiten hatte.
An einem Donnerstag, dem 20. August, waren wir endlich bereit für einen ersten Törn. Es war ein schöner Wintertag in Queensland mit 15 Knoten Wind, blauem Wasser und klarem Himmel – perfekt für einen vorsichtigen Test auf See. Alles verlief bestens, doch in mir baute sich eine neue Ungeduld auf. Es dauerte mir alles zu lange. Ich wollte endlich da raus auf See und ernsthaft einhand segeln!
Während dieses ersten Testlaufs auf See besuchte uns eine Film-Crew des amerikanischen Sportsenders ESPN. Sie filmten mich auf dem Wasser und auch an Land, dokumentierten meine vorsorgliche Untersuchung beim Zahnarzt und begleiteten uns auch auf die große Einkaufstour, als wir die meisten der Lebensmittel für die Reise kauften. Unterstützt durch den Rat anderer Segler und begleitet von den Empfehlungen des Ernährungswissenschaftlers Dr. Gary Slatervon der Universität der Sunshine Coast, hatte ich einen Speiseplan entwickelt, der normaler Ernährung nach meiner Ansicht ziemlich nahe kam.
Meine Versorgung würde auf einer Auswahl von zehn verschiedenen Hauptmahlzeiten der Marke »Easyfood« basieren, die eine Haltbarkeit von 18 Monaten aufwiesen. Das Thema Frühstück war einfach zu lösen: Es bestand hauptsächlich aus Müslis und Porridge. Ich plante, mein eigenes Brot und meine eigenen Scones im Dampftopf zu backen. Meine Mutter hatte inzwischen gemeinsam mit Nick Duggan alle möglichen Lebensmittel mit langer Haltbarkeit aufgespürt. Nick war der Eigentümer des IGA-Supermarkts bei uns im Ort. Ich habe mit meiner Mutter an den Proviantlisten gearbeitet, aber die Unmengen an Boxen und Paketen schockierten mich dennoch. Ich stellte sicher, dass allein ich für die Entscheidungen in der Süßigkeitenabteilung zuständig war. Mit Tommys Hilfe wanderte ein Paket nach dem anderen in den Einkaufswagen. Nur, um euch einen Einblick in meine Einkäufe zu geben: Ich nahm 24 Dosen Fleisch mit, 200 Liter Milchpulver, 64 Dosen Kartoffeln, 32 Dosen Ananas, 36 Dosen Thunfisch und 250 Beutel Fruchtsaft. Eine Eierfabrik hatte eigens für mich eine Kleinstserie Pulverei entwickelt. Ich hatte jede Menge vorgepackte Mahlzeiten von Easyfood dabei. Und natürlich fünf Kisten Naschkram, um meine Vorliebe für Süßes zu stillen.
Nach einigen Tagen Arbeit mit dem Fernsehteam fragte mich David, der Produzent von ESPN, ob sie mich nicht einmal zu Hause beim Treffen mit ein paar Freunden filmen könnten. Ich musste ihm sagen, dass ich solche Verabredungen gar nicht hätte, weil ich alle meine Zeit und Mühe in die Vorbereitung des Bootes und der Reise steckte. Abgesehen von dem einen Faulenzertag, habe ich nichts anderes getan, als die PINK LADY an die Startlinie zu bringen. Ich besuchte aber immer noch das Fitnesscenter, ging joggen oder fuhr mit dem Fahrrad in den Hafen, um genügend Muskelkraft für die Reise aufzubauen. Abends widmete ich mich meinen E-Mails, aktualisierte meinen Blog oder packte. Ichpasste nicht wirklich in die Vorstellung, die ESPN-Reporter von einem typischen Teenager haben!
Nach einigen kurzen Tagestörns setzte ich mit Bruce die Segel für einen dreitägigen Schlag auf See, der sich eher als Herausforderung denn als Spaß erwies. Ich wurde seekrank, doch die PINK LADY segelte wunderbar. Mit jedem neuen Tag konnten wir weitere kleine Probleme lösen.
Während ich auf dem Wasser war, hatte meine Mutter unser Wohnzimmer zu Hause in eine Packstation verwandelt und kämpfte dort mit der enormen Herausforderung, die Lebensmittel für meine Reise zu organisieren und zu verpacken. Sie schaffte das alles, obwohl sie noch in Teilzeit arbeitete und drei weiteren Kindern Aufmerksamkeit schenkte. Mum und Dad standen längst beide voll hinter mir und sorgten dafür, dass ich sicher, gut ausgerüstet und versorgt in die Weltumseglung starten konnte.
Wie immer genoss ich den größten Teil der Vorbereitungen in Richtung meines Ziels, doch je näher wir dem großen Tag kamen, desto ungeduldiger fühlte ich mich. Der langwierige Prozess der Vorbereitungen zerrte an meinen Nerven. Ich wollte einfach nur noch lossegeln. Natürlich gab es einerseits den Druck der Notwendigkeit, mit Blick auf die optimalen Wetterverhältnisse innerhalb eines bestimmten Zeitfensters abzulegen, doch den meisten Druck machte ich mir selbst. Ich war begierig darauf, endlich allein auf See zu sein. Das habe ich zu dem Zeitpunkt niemandem anvertraut.
Weitere Kostenlose Bücher