SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT
Doch ich hatte leise Zweifel und wollte mir selbst da draußen beweisen, dass ich es schaffen kann.
Nachdem wir so viel Zeit und Geld in das Unternehmen investiert hatten, war mir nur allzu bewusst, dass ich bislang kaum Zeit allein auf See verbracht hatte. Ich wurde launisch und verhielt mich psychologisch total falsch. Statt mir weiterhin gedankliche Freiräume zu schaffen, war ich nun bereit, immer mehr Abkürzungen zu nehmen, um nur möglichst schnell aufs Meer zu gelangen. Glücklicherweise hielten mich mein pedantischer Vater und Bruce Neil von einigen dummenEntscheidungen ab. Sie waren entschlossen, nichts außer Acht zu lassen und eben keine hektischen Entscheidungen zu treffen. Zu der Zeit wusste ich das eine Weile lang überhaupt nicht zu schätzen. Es entstanden kleine Risse im Verhältnis zwischen meinem Vater und mir. Erst nach und nach hörte ich auf zu nörgeln und kam wieder zu Verstand – ich riss mich zusammen. Als ich schließlich wirklich zu meinem ersten Einhandtörn aufbrach, waren die PINK LADY und ich bereit für den Test.
Ich legte an einem Sonntagnachmittag ab. Der Wind blies mit 25 bis 30 Knoten. Immerhin so viel Wind, dass der örtliche Segelverein deshalb seine geplante Regatta abgesagt hatte.
Das bedeutete zwar, dass es auf dem Wasser weniger turbulent zugehen würde, andererseits aber auch, dass die Segler, die sonst draußen auf dem Wasser wären, nun rund um den großen Grill an Land standen und uns dabei beobachteten, wie wir das Boot beluden. Es war klar, dass sie es ziemlich merkwürdig fanden, dass ich allein auf See gehen wollte, während alle anderen den Schutz des Hafens bevorzugten.
Ich motorte raus aus dem Fluss und zog die Segel in der steilen Welle vor der Hafeneinfahrt hoch. Meine Mutter, die mich dabei mit allen anderen zusammen von der Mole aus beobachtete, erzählte mir später, wie dramatisch die Szene ausgesehen hatte: Die PINK LADY hatte sich in den Wassermassen immer wieder aufgebäumt, wenn uns eine weitere der steilen Wellen überrollte.
Als ich alles unter Kontrolle und die Selbststeueranlage in Betrieb genommen hatte, ging die Sonne gerade unter. Durch die fliegende Gischt verlor ich langsam das Land aus der Sicht. Ich wusste, dass mir beim Versteckspiel mit den Fischerbooten eine lange schlaflose Nacht bevorstehen würde. Doch mein Selbstbewusstsein wuchs von Minute zu Minute. Trotz der ungestümen Bedingungen war die PINK LADY leicht zu handhaben.
All unsere Ideen und die Modifikation des Cockpits machten sich nun bezahlt. Es war ein gutes Gefühl, hier zu sitzen und zu wissen, dass alles in greifbarer Nähe und unter meiner Kontrolle war. Als esdunkel wurde und das Land endgültig hinter mir verschwand, schwanden gleichzeitig auch meine Zweifel. Ich wusste nun, dass ich dieses Boot im Griff hatte.
Es war eine anstrengende Nacht, denn ich musste in Winden um 30 Knoten wenden, um dem kontinuierlichen Schiffsverkehr auszuweichen. Doch alles ging gut. In den frühen Morgenstunden brachte ich die PINK LADY auf Kurs Süd. Mit Anbruch der Morgendämmerung beruhigte sich der Wind. Ich schaffte es, einige kurze Schlafpausen einzulegen, um weitersegeln zu können. Nach Sonnenaufgang bereitete ich mir auf meinem Herd das Frühstück, trank einen Kaffee im Sonnenschein und verbrachte den Vormittag damit, mit verschiedenen Segelkonfigurationen herumzuspielen.
Erst nach einem angenehmen Segeltag in konstanter Brise entlang der Küste kehrte ich am Nachmittag wieder nach Mooloolaba zurück. Ich hatte es überhaupt nicht eilig, nach Hause zu kommen, und absolvierte ein paar Wenden in der Bucht. Dabei gelang mir jede neue Wende etwas besser und schneller als die vorherige – ein kleines Training und eine deutliche Verbesserung zum Abschluss. Als ich endlich die Segel herunternahm und wieder flussaufwärts motorte, war ich kaputt, aber glücklich. Die PINK LADY und ich hatten sich als absolut harmonisch erwiesen. Ich folgte einer Anregung aus Jesse Martins Buch und bürstete meine Haare mit einer Gabel (ich hatte die Bürste vergessen!), bevor ich an Land ging. Alles lief nun zusammen. Ich fühlte mich wohl und sicher in meinem Boot. Alles war gut!
Und dann kam zur Krönung dieser herrlichen Woche die frohe Kunde von Andrew Fraser. Ella Baché, das älteste noch in Familienhand befindliche Hautpflegeunternehmen der Welt, hatte sich als Titelsponsor für meine Reise angeboten. Die in Ungarn geborene Schönheitstherapeutin Edith Hallas hatte das Unternehmen
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