SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT
Wünschen mitgenommen.
Endlich war ich fertig und machte mich am Donnerstag, dem 8. September, auf den Weg. Ich hatte für die Überführung nach Sydney zehn Tage eingeplant. So hatte ich genügend Zeit, alle Systeme auf dem Wasser zu testen und ELLA’S PINK LADY auf Hochtouren zu bringen. Der Plan beinhaltete auch einen Aufenthalt in Sydney für eventuelle Last-Minute-Korrekturen und Reparaturen, bevor ich Kurs auf die Tasmanische See nehmen würde, um zu meiner Weltumseglung aufzubrechen.
Ich legte mit dem guten Gefühl ab, dass ELLA’S PINK LADY sorgfältig ausgerüstet und absolut bereit war. Der Abschied war unglaublich: Ich hatte die vielen Menschen nicht erwartet, die entlang des Flusses standen und mir zuwinkten. Auch nicht die kleine Bootsflotte, die mich aus dem Hafen begleitete. Und schon gar nicht die beiden Helikopter, die über mir kreisten und brummten. Ich war so stolz darauf, dass mir die Menschen aus dem Ort ihre Unterstützung derart eindrucksvoll demonstrierten. Obwohl ich sehr müde war, fühlte ich mich großartig, als ich hinaus in die Weite des Ozeans segelte.
Am Anfang ging es aufgrund der Windbedingungen nur langsam voran. Nachdem die letzten Boote mich verlassen hatten, um zurück in den Hafen zu segeln, fehlte es uns immer noch an Fahrt. Doch bald schon nahm der Wind zu. Ich versuchte, die Sonnenstrahlen zu genießen und meine Seekrankheit zu bändigen. Ich öffnete meine erste Dose Kartoffeln, um sie für den Nachmittagstee in Bratkartoffeln zu verwandeln.
Am späten Nachmittag passierte ich Kap Moreton mit sechs Knoten Fahrt. Ich hielt Ausschau nach den wenigen Fischerbooten in diesem Revier und entdeckte einige Wale. Die See war kaum ruppig, aber ich blieb vorsichtig, um mein Essen bei mir zu halten. Noch waren mir die Seebeine nicht gewachsen.
Um 1:30 Uhr in der Nacht befanden sich ELLA’S PINK LADY und ich etwa 15 Seemeilen östlich von Stradbroke Island. Ich wäre gern weiterdraußen auf See gewesen, weiter weg von den Fischerbooten und möglichem Schiffsverkehr, doch die starke Strömung und die leichten Winde zum Auftakt hatten dafür gesorgt, dass ich noch nicht sehr weit gekommen war.
Nachdem ich den Horizont abgesucht, das Radar überprüft und sowohl das AIS als auch meine Alarmsysteme eingeschaltet hatte, kletterte ich mit Schwimmweste und Sicherheitsgurt in meine Koje.
Eine fürchterliche markerschütternde Explosion weckte mich, als ELLA’S PINK LADY plötzlich abrupt stoppte und sich mit brutalen Bewegungen im Kreis drehte.
Ich sprang auf, während das schreckliche knirschende Geräusch anschwoll. Ich blickte schnell den Niedergang hoch und sah, dass wir mit etwas Riesigem kollidiert waren, einem Schiff …
Es war die Kollision, die ich am Anfang des Buches schon beschrieben hatte.
Statt des Himmels eine Wand aus Stahl, meine Angst, mein Verkriechen im Salon, das Rigg, das heruntergerissen wurde, die fürchterlichen Geräusche, mein Kampf mit dem Mast und mit der Seekrankheit, meine Motorfahrt nach Gold Coast …
Was soll ich sagen? Ich habe immer noch so viele Fragen zu dieser Nacht. Ich habe keine Ahnung, warum ich das Schiff nicht gesehen habe. Als ich wieder an Land war, rauschte das Adrenalin immer noch durch meine Adern. Ich brauchte eine ganze Weile, bis ich begriffen hatte, wie beängstigend die ganze Situation tatsächlich gewesen war, und dass sie auch anders hätte ausgehen können.
Nachdem ich meinen Vater angerufen hatte und alle wissen ließ, dass es mir gut geht und dass ich den Hafen aus eigener Kraft anlaufen könnte, habe ich die Stunden unter Motor damit verbracht, die Ereignisse wieder und wieder durchzugehen. Ich wollte wirklich versuchen, die positiven Aspekte zu sehen. Und ich weinte, um denSchock auf diese Art bestmöglich zu verarbeiten. Die Enttäuschung war überwältigend. Aber gleichzeitig war ich so stolz darauf, wie mein Team an Land mit der Situation umging! Das Australische Rettungs-Koordinationszentrum in Canberry hat brillant reagiert. Schon nach meinem ersten Anruf war alles unter Kontrolle.
In all den Jahren der Vorbereitung hatten wir uns auf einen Notfall eingestellt. Jeder wusste, was zu tun war und wer anzurufen war. Niemand geriet in Panik.
Viele Menschen mögen sich vielleicht darüber wundern, doch von dem Moment an, da ich das Rigg vom Boot kappte und den Mast festlaschte, wusste ich, dass ich allem gewachsen sein würde, was die Weltumseglung bringen könnte. Ich geriet nicht in Panik und
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