SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT
so fürchterlichen Fünfziger
Der heutige Tag verging langsam, brachte uns wenig Wind und Nieselregen. Es ist kaum zu glauben, dass das hier wirklich das Südpolarmeer ist. Na ja, abgesehen von den langen Wellen und den Albatrossen und natürlich der Kälte.
Ich empfand die flauen Winde und unser langsames Fortkommen als leicht frustrierend. Aber ich sollte mich nicht beklagen, denn das Leben ist in diesen leichten Bedingungen viel angenehmer. Wenn der frostige Wind erst loslegt, dann kann es äußerst ungemütlich werden. Gott sei Dank habe ich meine warme Ausrüstung von Musto und genieße den Schutz des Dodgers.
Aber dass wir so weit im Süden segeln, hat auch etwas Gutes: Es gibt nur noch wenige dunkle Stunden.
Ich hatte in den letzten Tagen mit einem anderen Solosegler Kontakt: Dilip Donde kommt aus Indien und hat die Hälfte seiner Weltumseglungbereits hinter sich. Es war toll, mit ihm zu sprechen. Wir haben uns über unsere gegenseitigen Wetterbedingungen ausgetauscht. Er segelt nicht allzu weit westlich von uns, ebenfalls mit Kurs auf Kap Hoorn. Mit 47 Fuß Länge ist Dilips Boot ein ganzes Stück größer als ELLA’S PINK LADY . Er holt also mächtig auf!
Das war’s für heute.
Dilip Donde ist ein 42 Jahre alter Minentaucher der indischen Marine. Er hat Indien am 19. August 2009 verlassen, um als erster Inder die Welt zu umrunden. Seinen Rekordversuch unternahm er mit der ersten Glasfaseryacht, die je in Indien gebaut wurde. Ich habe den Meinungsaustausch mit Dilip wirklich genossen. Es war schön, mit diesem Mann zu sprechen und zu mailen, und ich hoffe, dass ich ihn eines Tages persönlich kennenlerne. Es hat mir gut getan zu wissen, dass er, nur einige hundert Seemeilen entfernt von mir, mit dem gleichen Ziel unterwegs war. Es ist fast merkwürdig, wie sehr ich mich mit ihm verbunden fühlte. Es tat auch gut, mit Mum und Dad zu sprechen, doch so sehr sie sich bemühten, meine Lage hier draußen zu verstehen – sie hatten nicht wirklich eine Ahnung. Aber Dilip verstand mich. Und deswegen war es so inspirierend, einen Abschnitt meiner Reise mit ihm zu teilen (nun ja, soweit man eben teilen kann, wenn man auf zwei verschiedenen Booten und weit voneinander entfernt ist). Ich wusste nicht, dass es ihm genauso ging, bis mir jemand diese Nachricht von seinem Blog schickte:
Es ist Mitternacht am Silvesterabend. Als ich gerade an Deck kam, um die Windsteueranlage in den leichter gewordenen Winden neu einzustellen, klingelte mein Telefon. Ich fand es zwar ein bisschen merkwürdig, dass mich jemand kurz vor Mitternacht anrief, nahm das Telefonat aber an und wurde angenehm überrascht! Jessica rief an, um mir ein gutes neues Jahr zu wünschen! Wie aufmerksam von ihr! Unter all den Neujahrswünschen, die ich über die Jahre an den verschiedensten Orten erhalten habe, werde ich den Gruß von diesemmutigen Mädchen – 350 Seemeilen entfernt von mir und doch der Mensch, der mir am nächsten war – am meisten wertschätzen. Wie könnte das Jahr 2010 mit guten Wünschen wie diesen nicht großartig werden?
Dilip kehrte nach 276 Tagen auf See am 19. Mai 2010 in seinen Ausgangshafen Mumbai zurück. Er wurde der 175. Einhand-Weltumsegler und hatte damit seinen Traum verwirklicht, als erster Inder diese Herausforderung zu bestehen.
Dienstag, 29. Dezember 2009
Besserer Wind!
Ich bin total begeistert, dass wir in den vergangenen zwei Tagen so gut in Richtung Osten vorangekommen sind. Wir hatten endlich 15 bis 20 Knoten beständigen Wind und ELLA’S PINK LADY ist zügig über die Wellen geglitten. Der Wind soll weiter zunehmen. Man weiß also nie: Vielleicht bekommen wir doch endlich das wahre Gesicht des Südpolarmeeres zu sehen?
Der leichte Nieselregen ist zur Konstanten geworden, und die Temperatur scheint jeden Tag ein wenig weiter zu fallen. Immerhin hat sich der Nebel einstweilen verabschiedet. Es gibt immer noch einige Vögel um uns herum, aber ich schaffe es nicht, sie vernünftig zu fotografieren, weil sie einfach nicht stillsitzen wollen!
Wenn ich dieser Tage an Deck komme, dann fühle ich mich oft wie ein tapsiger Elefant mit all der Ausrüstung, die ich tragen muss. Da sind zunächst die Faserpelze und verschiedene andere Lagen. Darüber die Stiefel, das Ölzeug, ein Hut, die Rettungsweste und – gefühlt – das halbe Ersatzteillager in den Taschen meines Overalls.
Ich trage immer mein Messer, das PLB (persönliches EPIRB/Peilsender), einen verstellbaren Schraubenschlüssel und
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