SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT
meistens eine Auswahl an Werkzeugen in den Taschen meines Overalls bei mir. Es ist wesentlich einfacher, das gesamte Schraubenschlüsselset dabeizuhaben.Wenn man nur den falschen in der Tasche hat, bedeutet das eine Extrarunde Ein- und Aushaken des Lifebelts und das nochmalige Öffnen und Schließen des Steckschotts.
Dennoch muss ich sagen, dass ich hier draußen die beste Zeit meines Lebens verbringe. Ich lese viel, nehme regelmäßig heiße Getränke zu mir und habe Spaß am Kochen (mein Schokoladenpudding kam gestern besonders bei der Crew gut an!). Heute Nachmittag habe ich ein paar Jobs erledigt, weil einige Schäkel am Baumniederholer (der den Großbaum nach unten hält) und die Windsteueranlage ihren Geist aufgegeben hatten. Mit ein bisschen Improvisation aber haben wir es schnell wieder in Ordnung bekommen.
Bis Kap Hoorn sind es jetzt noch 1500 Seemeilen. Das Jahr 2009 geht zu Ende. Ich kann kaum glauben, wie schnell es vergangen ist. 2010 steht schon vor der Tür!
Donnerstag, 31. Dezember 2009
Der erste Sturm mit einem Delfin an unserer Seite
Tut mir leid, dass ich euch gestern keine Nachricht geschickt habe. Ich habe ein wenig versäumten Schlaf nachgeholt. Hinter uns liegen ein paar interessante Tage. Der Wind hat gleich nach meinem letzten Blog am Dienstag reichlich zugenommen. Gestern Vormittag waren es in der Spitze 44 Knoten. Damit habe ich meinen ersten echten Sturm im Südpolarmeer erlebt.
ELLA’S PINK LADY und ich haben unsere Bewährungsprobe in wundervoller Weise bestanden. Ich habe viel über ihr Verhalten in rauer See gelernt. Es besteht ja durchaus die Chance, dass wir es auf unserer Reise mit noch schlimmeren Bedingungen zu tun bekommen. Aber abgesehen von ein paar rasanten Surfs (ein bisschen zu schnell, um noch komfortabel zu sein!), ging dieses Mal alles glatt. Nach einer Weile haben uns einige der Wellen fast umgeworfen – das hat ein wenigan meinen Nerven gezerrt. Wirklich glücklich bin ich darüber, dass Parker uns während dieser Phase zuverlässig auf Kurs gehalten hat!
Die gewaltige See hat mich beeindruckt. Ich würde vorsichtig schätzen, dass die Wellen eine Höhe von etwa fünf Metern erreichten und für wesentlich imposantere Bilder sorgten, als ich mir bislang vorstellen konnte. In diesem Zustand ist der Ozean absolut spektakulär und faszinierend zu beobachten. Aber ich denke, das zählt zu den Dingen, die man einfach selbst erlebt haben muss. Ich bin nicht sicher, dass ich es wirklich beschreiben kann. Auch Bilder werden der Realität nicht gerecht.
Am meisten verwundert hat mich allerdings die Tatsache, dass uns in den schwersten Stunden des Sturms ein Delfin über sechs Stunden lang begleitet hat. Als ob er ein Auge auf uns haben wollte! Jedes Mal, wenn ich durch das Bullauge schaute, sah ich entweder seine Finne aufblitzen oder seine Schwanzflosse. Als ob er mir versichern wollte, dass er immer noch da war. Zuvor hatte ich wochenlang keinen Delfin gesehen. Deswegen gab es mir ein besonders gutes Gefühl, dass ausgerechnet im Sturm einer kam, um uns zu begleiten!
Ja, der erste Sturm. Ich dachte gerade, dass der Wind sich etwas beruhigen würde, und saß entspannt am Navigationstisch. Natürlich war ich äußerst erfreut darüber, dass wir den Sturm so lässig abgewettert hatten. Da erwischte uns plötzlich eine riesige Welle aus dem Nichts. Obwohl er verschlossen war, schoss aus dem Lüfter über mir Wasser ins Boot. Ich bekam eine eiskalte Dusche ab. Auch den Navigationstisch hat es erwischt – nicht gerade der ideale Ort für eine ungeplante Überschwemmung. Ich kreischte vor Schreck, überprüfte dann aber schnell die Geräte und stellte erleichtert fest, dass alles noch funktionierte.
Der Wind nahm wieder zu und biss sich bei 36 bis 44 Knoten fest, die See türmte sich erneut auf. Als ich wieder trocken war, presste ich mein Gesicht ans Bullauge und beobachtete die rauschenden Grünund Grautöne, durchsetzt von weißen Streifen.
Als der Wind nach einigen mir endlos lang erscheinenden Tagenendlich wieder auf etwa 20 bis 25 Knoten abnahm, war ich fertig. Ich hatte binnen 24 Stunden nur drei Stunden geschlafen und wusste, dass ich gut auf mich achten musste. Ich schrieb mir eine neue Arbeitsliste:
Neue Karte auspacken und Karten für Kap Hoorn sichten
Pantry aufräumen (eine niemals endende Arbeit!)
Ausrüstung umstauen und neu organisieren (nach dem Wassereinbruch)
Gründlicher Check auf möglichen Verschleiß an Deck
Haare waschen,
Weitere Kostenlose Bücher