SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT
hat die Bedingungen unter Sturmfock großartig gemeistert. Das weitaus größere Problem war ich selbst, denn ich bekam nach einer Weile meine ungeheure Müdigkeit zu spüren. Die Wellen wirbelten uns herum. Es klingt vielleicht nicht wie eine große Sache, wenn ich im Blog davon schreibe, und es war auch nicht sehr gefährlich, aber ich spürte den Druck, und meine Nerven waren ein bisschen angespannt. Manchmal konnte ich eine große Welle heranrollen hören und mich rechtzeitig festhalten, aber meist hatte ich andere Dinge zu tun und merkte nichts, bis wir umgeworfen wurden. Ich habe reichlich blaue Flecken und Prellungen davongetragen und hatte wenig Spaß dabei.
Gerade als ich mit Bruce telefonierte, erwischte uns die vermutlich übelste Welle des ganzen Sturms. Das Gespräch war ohnehin schon schwierig, denn weder ich noch Bruce waren in bester Stimmung. Wir fassten uns kurz. Nachdem ich aufgelegt hatte, verlor ich kurz die Kontrolle und brach in Tränen aus. Es ist erstaunlich: Jedes Mal, wenn ich nah dran war, die Nerven zu verlieren, und dann mit jemandem sprach, konnte ich meine Tränen nicht mehr zurückhalten. Mir ging es wesentlich besser, wenn ich alles für mich behielt. Man sollte meinen, dass Gespräche tröstlich waren und meine Stimmung aufheiterten, aber meistens ging es mir danach eher schlechter. Endlich beruhigte sich der Wind, und ich schlief wieder mehr. Am nächsten Tag fühlte ich mich viel besser, obwohl die Heizung immer noch kalt und kaputt war. Bob schickte mir eine Wetterprognose, und ich war sehr angetan von der Aussicht, dass wir bis zur Rundung Kap Hoorns wohl kein schlechtes Wetter mehr bekommen würden.
Nachdem ich etwas ausgeschlafener war, begann ich von einem wundervollen heißen Kaffee zu träumen. Doch der musste bis zu meiner Rückkehr warten. Kaffee an Bord – das funktionierte mit meinem scheußlich schmeckenden Wasser und dem Milchpulver einfach nicht.
Donnerstag, 7. Januar 2010
Wir nähern uns dem Kap!
Der Wind hat am Dienstag noch einmal auf 40 Knoten zugenommen. Das Leben blieb also interessant und immer noch ein bisschen schaukelig. Seitdem aber hat der Wind bis auf die aktuellen acht Knoten konstant abgenommen – das ist gerade genug, um weiter voranzukommen.
Typisch Südpazifik: Die Sicht war zuletzt nicht gerade gut. Die Lichtverhältnisse veränderten sich kaum. Nieselregen war ein ständiger Begleiter, von einem klaren Himmel keine Spur. Aber ich will mich nicht beschweren. Wie ich schon gesagt habe: Das alles ist in ganz eigener Art und Weise genauso hübsch wie Sonnenschein und blaues Wasser. Andersherum betrachtet, könnte man auch sagen, dass die schlechte Sicht wenigstens den Blick auf das schlechte Wetter verschleiert hat!
Die gute Nachricht: Es ist mir ganz leicht gelungen, das kleine Problem mit dem Großschotblock zu lösen. Die schlechte Nachricht: Obwohl ich den ganzen gestrigen Vormittag an der kaputten Heizung gearbeitet habe, will sie immer noch nicht wieder mit mir spielen! Nun ja, auf der Skala der wichtigsten Dinge rangiert die Heizung nicht ganz oben. Sie ist ja nur eine nette Zusatzoption.
Ich freue mich sehr auf Kap Hoorn, denn wir kommen ihm immer näher. Es sind nur noch etwas mehr als 500 Seemeilen.
Das muss es für heute gewesen sein, denn meine Finger wollen unbedingt in diese herrlich warmen Handschuhe zurück!
Freitag, 8. Januar 2010
In der Flaute
Nur eine kurze Nachricht: Wir liegen heute in der Flaute, aber die Albatrosse sind wieder da! Bis Kap Hoorn sind es nur noch 450 Seemeilen. Ich bin jetzt noch aufgeregter, denn meine Eltern sind heute aus Australien abgeflogen, um ELLA’S PINK LADY um Kap Hoorn segeln zu sehen!
Dieser Flautenblog war ziemlich kurz, und das hatte einen guten Grund. Ich musste dagegen ankämpfen, in eine tiefe Depression zu verfallen. Traurigkeit und Frustration schienen von jeder Faser meines Körpers Besitz ergreifen zu wollen. Es war das erste Mal während meiner Reise, dass ich fast die Kontrolle über das große Ganze verlor. Mein größtes Ziel dieser Reise war der Beweis, dass ich die mentale Stärke hatte, sie zu bestehen. Darauf wollte ich stolz sein. Deswegen war es ja auch so schwer für mich zuzugeben, dass ich im Kleinen die Kontrolle verlor. Selbst wenn es nur für kurze Zeit war. Nicht einmal die Freude auf Kap Hoorn war groß genug, um mich aufrecht zu halten. Ich brach nicht zusammen, weil wir uns nicht mehr fortbewegten, sondern weil ich das Gefühl hatte, wir würden
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