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SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT

SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT

Titel: SOLO mit PINK LADY - MIT 16 DIE WELT EROBERT Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jessica Watson
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rückwärtssegeln. Am Freitag war ich noch okay und am Samstag einigermaßen erträglich. Ich konnte den Blick auf die glatte See und den launischen Himmel beinahe genießen. Doch als wir am Sonntag immer noch in Öl lagen und nur noch willenlos hin und her schaukelten, konnte ich mit dem Weinen gar nicht mehr aufhören.
    Wir waren dem Kap so nah! Und dieses Wetter war so unendlich frustrierend! Besonders, weil News Limited meine Eltern nach Chile geflogen hatte. Sie wollten von Punta Arenas aus zum Kap fliegen, um mich dort zu sehen. Man hatte mir schon vor ein paar Tagen berichtet, dass ein Flugzeug mit Fotografen zu mir herauskäme, um mich beim Runden des Kaps zu fotografieren. Ich war also ziemlich aufgeregt. Und dann erzählten sie mir, dass Mum und Dad ebenfalls im Flugzeug sitzen würden. Das war einfach zu viel für mich! Ich wollte nicht, dasssie auf Kosten anderer Leute auf mich warten müssten, konnte aber nichts dagegen tun. Vermutlich hätte ich mit unserem Schneckentempo weniger gehadert, wenn ich in den Tropen gewesen wäre. Dort hätte ich im Sonnenschein selbst an der Pinne gesessen. Aber hier war es so kalt! Um ehrlich zu sein, verbrachte ich so wenig Zeit wie möglich an Deck. Ich war in meiner Kajüte gefangen und lauschte dort dem klappernden Großsegel beim Schlagen gegen den Baum. Normalerweise empfand ich die Geräusche an Bord von ELLA’S PINK LADY als tröstlich. Aber wir kamen einfach nicht voran, sodass mich dieses Mal das monotone Klappern, Rasseln und Schlagen schier verrückt machte. Ich hatte nicht einmal die Energie, die Musik einzuschalten. Ich saß einfach nur da, weinte und hatte Mitleid mit mir selbst.
     
    Im Nachhinein vermute ich, dass mir die fehlende Beschäftigung und das Wissen um die Reise meiner Eltern so zugesetzt hatten. Ich freute mich wirklich für sie und hatte das Gefühl, sie würden auf diese Weise etwas für ihr Engagement für mich zurückbekommen. Aber wenn ich traurig war oder Heimweh hatte, dann stellte ich sie mir immer zu Hause vor und richtete mich an diesen Bildern auf. Nachdem ich gehört hatte, dass sie über die Anden fliegen und so viele schöne Dinge sehen würden, wurde ich fast ein bisschen neidisch. Für mich ging es gerade nirgendwo hin! Ich wollte selbst Chile sehen, also war ich eifersüchtig. Es war einer dieser Tage, an denen ich einfach nicht die Kraft hatte, mich selbst aus dem Sumpf zu ziehen.
    Ich versank in Selbstmitleid und wollte nichts davon hören, dass die anderen zu Hause in der Sonne tauchten, schwammen oder surften, obwohl mir doch so kalt und mies zumute war. Also halfen auch E-Mails und Gespräche nicht. Alles türmte sich auf. Die Kälte kroch mir unter die Haut und machte jede Art von Bewegung zur Tortur. Ich konnte nicht mehr tun, als das Rollen und Schlagen zu ignorieren und möglichst nicht daran zu denken, dass wir uns in die falsche Richtung bewegten. Aber ich konnte mich partout nicht aus diesem Loch befreien.
    Erst viele, viele Tränen später hielt ich mir selbst eine Ansprache. Ich holte ein Buch heraus und versuchte, meine Gedanken in eine andere Richtung zu lenken. Ich kann euch gar nicht sagen, wie erleichtert ich war, als der Wind endlich zurückkam und wir uns wieder bewegten! Das half.
     
Montag, 11. Januar 2010
    Allzu langsam Richtung Kap!
    Ich verbringe hier draußen nicht gerade die aufregendste Zeit! Der Wind ist immer noch sehr, sehr flau. Entsprechend langsam bewegen wir uns auf das Kap zu. Ich habe in diesen Breitengraden weder das mühsame Vorankommen noch die leichten Winde erwartet. Also musste ich meine Erwartungshaltung anpassen.
    Gestern blieb der Wind wieder ganz aus. ELLA’S PINK LADY lag gänzlich still da, wurde über Stunden nur von den spiegelglatten Wellen bewegt. Wenn man in solchen Bedingungen auch nur minimal vorankommen will, dann erfordert das viele Stunden in der Kälte an Deck, entweder an der Pinne selbst oder beim kontinuierlichen Justieren von Parker, um das Boot wenigstens auf dem richtigen Kurs zu halten.
    Ich muss zugeben, dass ich unter diesen Bedingungen sehr viel geneigter bin, einfach aufzugeben, uns treiben zu lassen und mich in der warmen Kajüte zu verkriechen, als ich es in den wärmeren Breitengraden der Doldrums war!
    Um meine Gedanken von den nervtötenden »Geschwindigkeiten« und dem ungemütlichen Rollen abzulenken, habe ich mir ein paar Bücher vorgeknöpft und mich total in die Geschichten hineinversetzt. Meine Mutter fragt mich regelmäßig, welche Bücher

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