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Solo

Solo

Titel: Solo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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Schulter zog.

      Er riß die Leselampe auf dem Tischchen aus der Steckdose, und der Raum war in Dunkelheit getaucht. Wieder hustete die Walther, zweimal, aber Morgan war bereits durch die Fenstertür ins Freie gesprungen. Er rannte über die Terrasse und flankte über die Brüstung, landete hart drei Meter tiefer im Garten.

      Der Hund drunten im Bauernhaus begann wieder zu kläffen, als er im Zickzack zwischen den Olivenbäumen zur Klippe raste. Mikali, der ihm ohne Zögern über die Terrasse nachgesprungen war, rannte ihm nach.
      Es war jetzt fast völlig dunkel, nur am Horizont zeigten sich noch orangefarbene Streifen, als Morgan den Rand der Klippe erreichte und zögerte. Er sah sich schnell um. Von hier aus ging es nicht mehr weiter.
    Sekundenlang bot er ein ideales Ziel vor dem Orange und
    Gold des Abendhimmels, und Mikali schoß erneut im Laufen auf ihn. Morgan stieß einen Schrei aus, als die Kugel ihn rücklings ins Leere schleuderte, dann war er verschwunden.

      Mikali spähte hinunter ins Dämmerlicht. Hinter ihm näherten sich Schritte, und Konstantin erschien, in einer Hand ein Gewehr, in der anderen eine Stablampe.
      Mikali nahm ihm die Lampe ab, knipste sie an und ließ den Strahl über die dunklen wirbelnden Wasser der Brandung spielen.
    «Ist der Junge im Bett?» fragte er.

    «Ja», nickte der Alte.
      «Gut. Frau Doktor Riley kommt morgen früh mit dem ersten Tragflügelboot aus Athen. Du wirst sie abholen.»

      Mikali ging zur Terrasse zurück. Der Alte blickte hinunter in die dunklen Wasser, bekreuzigte sich, dann wandte er sich ab und ging wieder zu seinem Haus zurück.

      Etwa eine Stunde später betrat Jean Paul Deville seine Pariser Wohnung. Er war zum Diner ausgewesen, ein alljährliches Treffen seiner Kollegen vom Kriminalgericht. Die meisten Anwesenden hatten beschlossen, den vergnügten Abend mit dem Besuch eines Etablissements auf dem Montmartre zu beenden, das vorwiegend von Herren mittleren Alters auf der Suche nach Abenteuern frequentiert wurde. Deville war es dabei gelungen, sich unauffällig abzusetzen.

      Als er den Mantel auszog, klingelte das Telefon. Es war Mikali. Er sagte: «Ich versuche es schon seit einer Stunde.»
    «Ich war bei einem Diner. Probleme?»

      «Unser Freund aus Wales ist hier aufgetaucht. Wußte alles über mich.»

    «Du lieber Gott! Wieso?»
    «Keine Ahnung. Ich stellte fest, daß er sein Wissen nicht
    weitergegeben hat. Er war zu sehr darauf aus, mich selber fertigzumachen.»
    «Sind Sie ihn losgeworden?»

    «Ein für allemal.»
      Deville runzelte die Stirn, dachte eine Weile nach, dann faßte er einen Entschluß. «Unter diesen Umständen sollten wir uns zusammensetzen. Wenn ich die Vormittagsmaschine nach Athen nehme, könnte ich um ein Uhr griechischer Zeit auf Hydra sein. Wäre das recht?»
      «Ausgezeichnet», sagte Mikali. «Katherine Riley kommt ebenfalls morgen früh, aber das macht mir kein Kopfzerbrechen.»
      «Natürlich nicht», sagte Deville. «Alles soll so normal sein wie möglich. Also, bis dann.»
      Mikali goß sich noch einen Cognac ein, ging hinüber zum Schreibtisch und schlug Morgans Akte auf. Er fand das Foto und starrte lange auf das dunkle gezeichnete Gesicht, dann nahm er das Bild und die Akte und warf alles ins Feuer.

    Er setzte sich an den Flügel, machte die Finger geschmeidig und intonierte Le Pastour mit sehr viel Gefühl und Zartheit.

    12

      Während des größten Teils seiner zweiundsiebzig Lebensjahre war Georgios Ghika Fischer gewesen, und er wohnte noch immer in dem kleinen Bauernhaus, wo er zur Welt gekommen war, hoch droben in den Pinienwäldern über Mikalis Villa.
      Seine vier Söhne waren im Lauf der Jahre alle nacheinander in die Vereinigten Staaten ausgewandert, so daß nur noch seine Frau Maria ihm bei seiner Arbeit helfen konnte. Das reichte vollkommen, denn was immer er auch sagen mochte, sie war genauso rüstig wie er und konnte ebenso gut mit dem Boot umgehen.

      Regelmäßig zweimal in der Woche fuhren sie zusammen nachts auf Fang, um eine Abwechslung zu haben und ein paar Drachmen zusätzlich zu verdienen. Sie warfen ihre Netze aus, dann löschten sie die Lichter und durchquerten die vier Meilen breite Meerenge bis zu einer Taverne an der Küste des Peloponnes, wo sie eine Ladung unverzollter Zigaretten an Bord nahmen, eine Ware, die auf Hydra sehr gefragt war. Auf der Rückfahrt holten sie die gefüllten Netze wieder ein. Es hatte immer vorzüglich

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