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Solo

Solo

Titel: Solo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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er ihm gegenüberstehen würde, was dann? Er hatte keine Waffe bei sich. Das Risiko, daß sie bei der Sicherheitsdurchsuchung am Flughafen hätte entdeckt werden können, war zu groß gewesen. Gewiß, er hatte seine Hände. Es wäre nicht das erstemal. Als er auf sie hinabblickte, zitterten sie leicht.
      Endlich kam Hydra in Sicht. Kahl und streng lag die Insel da, wie ein großer steinerner Basilisk und seltsam enttäuschend, bis der «Fliegende Delphin» in den Hafen einlief und sich der Zauber der Stadt Hydra vor den Augen des Betrachters enthüllte.
      Die Häuser stiegen terrassenförmig in die dahinterliegenden Hügel an und waren nur durch ein Gewirr enger Gäßchen zu erreichen. Der Abend kam gerade in Schwung, fröhliche Menschen zogen scharenweise in die Tavernen.

    Morgan setzte sich an einen der im Freien stehenden Tische am Hafen, in der Nähe des Dormiton-Klosters. Der Kellner sprach recht gut Englisch, also behielt Morgan seine griechischen Kenntnisse für sich und bestellte ein Bier.
    «Sie Amerikaner?» fragte der Kellner.
    «Nein, ich komme aus Wales.»

      «In Wales war ich nie. London, ja. Habe in einem Restaurant gearbeitet, Kings Road, Chelsea, ein Jahr lang.»

    «Und das hat Ihnen genügt?»
      «Zu kalt.» Der Kellner lächelte. «Hübsch hier in Saison. Hübsch und warm.» Er küßte seine Finger. «Viele Mädchen. Menge Touristen. Sie hier für Urlaub, wie?»
      «Nein», sagte Morgan. «Ich bin Journalist. Möchte John Mikali interviewen, den Konzertpianisten. Er soll hier auf der Insel ein Haus haben?»
    «Klar, an der Küste hinter Molos.»

      «Wie komme ich dorthin?» fragte Morgan. «Gibt es einen Autobus?»

      Der Kellner lächelte wieder. «Kein Bus oder Autos auf Hydra. Ist verboten. Sie müssen einen Maulesel nehmen oder Ihre zwei Füße. Maulesel ist besser. Im Inneren ist die Insel rauh, und die Menschen leben dort wie in den alten Tagen.»
    «Und Mikali?»

      «Seine Villa ist ungefähr sieben Kilometer von hier auf einem Kap im Pinienwald gegenüber von Dokos. Sehr schön. Er hat ein Motorboot für seine Vorräte und so.»

    «Kann ich ein Boot mieten, das mich hinbringt?»
      Der Kellner schüttelte den Kopf. «Nein, wenn er Sie nicht eingeladen hat.»
    Morgan versuchte, eine enttäuschte Miene aufzusetzen. «Was mache ich denn nun? Zu dumm, wenn ich den ganzen Weg bis hierher umsonst gekommen wäre.» Er nahm eine HundertDrachmen-Note aus der Brieftasche und legte sie behutsam auf den Tisch. «Ich wäre sehr dankbar, wenn Sie mir in irgendeiner Weise helfen könnten.»
      Der Kellner nahm in aller Ruhe den Geldschein und ließ ihn in seine Brusttasche gleiten. «Ich sage Ihnen etwas. Ich tue Ihnen einen Gefallen. Ich hole ihn ans Telefon. Wenn er Sie sehen will, wird er es sagen, okay?»

    «Großartig.»
    «Wie heißen Sie?»
    «Lewis.»

    «Okay. Sie bleiben hier. Ich bin gleich wieder da.»
      Der Kellner ging in die Taverne, schlug in einem schmalen Telefonbuch nach, nahm den Hörer des Wandapparats ab und wählte eine Nummer. Mikali meldete sich.
      «Heh, Mr. Mikali, hier Andrew, der Kellner bei Niko», sagte er auf Griechisch.
    «Und was gibt's?»

      «Hier ist ein Mann, der zu Ihnen möchte, er ist mit dem Tragflügelboot aus Athen gekommen. Ein Journalist. Er sagt, daß er Sie interviewen möchte.»

    «Was ist er, Amerikaner?»
    «Nein, er sagt, er sei aus Wales. Er heißt Lewis.»

      «Wales?» Mikalis Stimme klang amüsiert. «Das ist natürlich etwas anderes. Okay, Andrew, ich bin in guter Laune, aber ich habe nur eine Stunde für ihn Zeit, mehr nicht. Ich schicke Konstantin mit dem Boot hinüber. Du zeigst es ihm, wenn es anlegt.»

    «Okay, Mr. Mikali.»
      Der Kellner trat wieder an Morgans Tisch. «Sie haben Glück. Er sagt, er will Sie sehen, aber nur für eine Stunde. Er schickt Ihnen seinen Bootsmann, den alten Konstantin. Ich sag Ihnen, wenn er da ist.»

    «Ausgezeichnet», entge gnete Morgan. «Wie lange wird es
    dauern?»
      «Lang genug, daß Sie Zeit zum Essen haben.» Der Kellner grinste. «Den Fisch kann ich besonders empfehlen. Erst heute abend gefangen.»
      Morgan aß ausgiebig, hauptsächlich um die Zeit hinzubringen, und das Essen war gut. Er war gerade fertig, als der Kellner ihm auf die Schulter tippte und aufs Meer deutete, und Morgan sah ein weißes Motorboot in den Hafen einfahren.

      «Kommen Sie», sagte der Kellner. «Ich begleite Sie und stelle Sie vor.»

      Das Boot dümpelte gegen die

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