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Solom: Der Wanderprediger (German Edition)

Solom: Der Wanderprediger (German Edition)

Titel: Solom: Der Wanderprediger (German Edition)
Autoren: Scott Nicholson
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ließ.
    »Die Leute hier könnten ein Wunder gut gebrauchen«, erwiderte James.
    »Amen«, sagte David. Sein Blick war auf das Loch gerichtet, das wie ein kaltes, schwarzes Auge zurückstarrte.

 
     
     
    9. KAPITEL
     
    Als Sarah Jeffers wieder zu sich kam, lag sie in einem schwach beleuchteten Raum. Zuerst dachte sie, sie wäre in ihrem Bett im Obergeschoss des alten Familienwohnhauses neben dem Laden, denn das Licht, das durchs Fenster fiel, sah so aus wie an einem späten Sonntagmorgen. Sonntags schlief sie gerne etwas länger, und ihre Kopfschmerzen konnten genauso gut von ein paar großen Sherrys nach dem Abendessen verursacht worden sein. Ihre Augenlider waren schwer. Sie lauschte, ob sie das Ticken der alten Standuhr im Erdgeschoss hören konnte. Doch sie nahm lediglich ein entferntes, unregelmäßiges Piepen wahr.
    Auch der Geruch war irgendwie anders. Hier roch es nicht nach altem Holz, muffigen Sofadecken und Katzen. Der Raum war erfüllt vom stechenden Geruch eines Desinfektionsmittels. Sie öffnete die Augen und zwinkerte mehrmals, bis sie klar sehen konnte. Die Wände waren weiß. Das war auf jeden Fall nicht die dunkle Holztäfelung ihres Schlafzimmers. Die Kissen hatten einen wasserfesten Überzug, und das Kopfteil des Bettes war leicht aufgestellt, wie bei einem Liegestuhl am Swimmingpool.
    »Schön, dass Sie endlich aufgewacht sind«, sagte eine junge Frau zu ihr. »Wie geht es Ihnen?«
    »Ich will mit einem Arzt sprechen«, verlangte Sarah.
    Die junge Frau lächelte. »Ich bin Ihre Ärztin. Dr. Hyatt. Sie sind im Tri-Cities-Krankenhaus.«
    Sarah schloss die Augen. Ärzte waren doch eigentlich immer männlich und grau. Wie konnte dieses junge Ding etwas von den komplizierten Abläufen im menschlichen Körper verstehen? Sie sah nicht so aus, als ob sie in ihrem Leben schon jemals einen Frosch seziert hatte. Und wie konnte man in dem Alter schon ein Medizinstudium abgeschlossen haben?
    »Ein Bekannter von Ihnen hat Sie bewusstlos in Ihrem Laden gefunden«, sagte Dr. Hyatt.
    »Ist es verboten, bewusstlos zu sein?«, fragte Sarah.
    »Sie haben Humor. Das gefällt mir. Sie wissen doch: Lachen ist die beste Medizin. Da ist etwas dran. Es gibt sogar Forschungen, die das beweisen.«
    »Dann erzählen Sie mir am besten gleich mal einen richtig guten Witz, damit ich so schnell wie möglich aus dieser Gefängniszelle rauskomme, die hundert Dollar die Stunde kostet. Ich will hier weg.«
    »Ganz so einfach geht das leider nicht, Miss Jeffers. ›Miss‹ ist doch korrekt, oder?«
    »Ich kann hier nicht einfach während der Ladenöffnungszeiten herumliegen. Ich muss mich um meine Kunden kümmern.«
    »Wir haben ein paar Untersuchungen gemacht, während Sie bewusstlos waren. Sie hatten Anzeichen eines Schlaganfalls, als Sie hier eingeliefert wurden, aber Ihr EEG und die Ergebnisse der Computertomografie waren in Ordnung. Ihr Blutdruck ist wie bei einer Vierzigjährigen.«
    »Untersuchungen? Wer hat die genehmigt? Und was hängen hier überhaupt für Kabel überall aus mir heraus?«
    »Der Mann, der den Rettungsdienst für Sie gerufen hat, sagte, dass Sie keine näheren Angehörigen haben. Also haben wir Sie so behandelt wie alle Patienten, die Symptome eines Schlaganfalls aufweisen.«
    »Aber ich hatte keinen Schlaganfall, oder?«
    »So viel wir sagen können, nein. Wir dachten zunächst, Sie hätten vielleicht einen Schlag auf den Kopf bekommen. Vielleicht war ja eine Konservendose vom obersten Regalboden heruntergefallen. Oder es gab einen Raubüberfall. Doch die Kasse war unversehrt, und auch im Geschäft schien alles in Ordnung zu sein. Ihr Bekannter hat die Polizei gerufen, sie haben alles genau untersucht und nichts gefunden. Und auch Sie haben keine sichtbaren Verletzungen.«
    Sarah setzte sich mühsam auf. Vor ihren Augen tanzten schwarze Punkte. Sie beschloss, es später noch einmal zu versuchen. »Ich hoffe mal, dass jemand die Tür abgeschlossen hat. Sonst kommt mir noch meine ganze Ware abhanden.«
    »Darum kümmert sich die Polizei. Sie müssen jetzt erstmal gesund werden.«
    Die schwarzen Flecken vor ihren Augen begannen miteinander zu verschmelzen. Sie formten einen dunklen Schatten. Ein schwarzer Mann, mit breitkrempigem Hut. Sie griff nach dem Arm der jungen Ärztin und krallte sich daran fest, voller Furcht, dass das Trugbild noch da wäre, wenn sie ihre Augen öffnete. Das Piepen wurde schneller.
    »Ist alles in Ordnung mit Ihnen, Miss Jeffers?«
    »Ich habe ihn gesehen.«
    »Ihren Bekannten?
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