Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch
ich mit zusammengebissenen Zähnen.
Er zwinkerte. »Ach du meine Güte, wenn Sie das Vierfache zahlen können, dann sollten wir das vielleicht einfach zu einem späteren Zeitpunkt neu verhandeln.« Sein breites Grinsen drohte zu einem spöttischen Lachen zu werden. »Nein? Okay, Cates. Also das Vierfache. Jetzt erklären Sie mir alle Einzelheiten.«
Ich blickte ihn an. Er grinste entspannt; seine Frisur saß perfekt, die Kleidung, die er trug, war mehr wert als ich. Ich schüttelte den Kopf und zwang mich dazu, sein Lächeln zu erwidern.
»Nein.«
Er hob eine weiße Augenbraue. »Nein?«
Ich konnte es mir nicht leisten, mir meine Nervosität anmerken zu lassen. Der einzige Trumpf, den ich in der Hand hatte, war, dass das Geld immer durch meine Hände ging. Wenn Marin herausfand, dass Cainnic Orel – oder einer seiner berüchtigten Schützlinge – im Spiel war, wäre ich sofort ausgebootet. Sollte der alte Mann herausfinden, dass das Geld für diesen Auftrag von Marin kam, war ich ebenfalls ausgebootet. Was auch immer sonst noch passierte, ich konnte diesem Kerl keine Einzelheiten verraten. Selbst wenn das bedeutete, dass sich Kieth eine Kugel einfing.
»So sieht der Deal aus: Das Vierfache Ihrer ursprünglichen Investition, und Kieth ist frei. Mehr bekommen Sie nicht.« Ich schluckte heftig. »Das hier ist mein Job. Wenn Sie jetzt nicht aufhören, dann schnappen Sie sich eben den Scheiß-Techie und verschwinden Sie verdammt noch mal aus meinem Leben!«
Der alte Mann starrte mich an, sein Lächeln wirkte wie gefroren. Kurz darauf ließ er eine weitere Patrone zu Boden fallen – eine schöne kleine Zurschaustellung, wie wenig mich dieses Arschloch fürchtete. Dann stieß er ein bellendes Lachen aus; gleißend blitzten seine kräftigen, gesunden Zähne auf.
»Also gut, Mr Cates. Also gut. Ich an Ihrer Stelle hätte auf genau dem Gleichen bestanden.«
Ich versuchte, mir nicht anmerken zu lassen, dass die Erleichterung, die mich durchfuhr, sich anfühlte, als hätte man mir einen Eimer Eiswasser über den Kopf geschüttet. »Also gut. Wie sollen wir Sie denn jetzt nennen, wenn Sie nicht der einzigartige Cainnic Orel sind?«
Er zuckte mit den Schultern. »Ich denke, dieser Name ist genau so gut wie jeder andere, meinen Sie nicht? Was auch immer dieser kleine Scheißer da sagen mag, für Sie kann ich ebenso gut auch der ›einzigartige‹ Cainnic Orel sein. Mr Orel reicht also voll und ganz aus.« Dieses selbstgefällige Grinsen brachte mich dazu, erneut die Hände zu Fäusten zu ballen. »Aber ich habe noch eine weitere Bedingung: Ab jetzt gehöre ich zu Ihrem Team.«
Wieder kniff ich die Augen zusammen. »Wie bitte?« Zu unserer Rechten schrillte gellend ein Alarm los; immer und immer wieder brach sich der Laut an den Wänden. Kieth stieß einen Schrei aus und sprang auf. Orel ließ ihn gehen.
Dann stand auch ›Canny Orel‹ wieder auf und grinste erneut. »Wenn Sie mir keine Informationen zukommen lassen, muss ich doch irgendwie meine Investition beschützen«, schrie er, um den Lärm der Sirenen zu übertönen. Irgendwie gelang ihm das Kunststück, dabei immer noch völlig ruhig zu wirken. »Drücken wir es mal anders aus, Cates. Angenommen, morgen kriegen Sie eine Kugel zwischen die Augen, und das ist ja nun wohl das wahrscheinlichste Endergebnis dieses kleinen Abenteuers. Das würde natürlich meine Chance, jemals mein Geld zu sehen, in einem ziemlich schlechten Licht dastehen lassen, oder nicht? Deswegen möchte ich diesen kleinen Scheißer so schnell wie möglich erledigen. Verstehen Sie? Wenn ich nicht hier bleibe, könnte der kleine Scheißer ja einfach wieder verschwinden.«
»Cates!«, schrie Kieth hinter seinem Schutzwall aus Servern. Er musste irgendeinen Knopf gedrückt haben, denn auf einmal waren die Alarmsirenen nur noch halb so laut. »Wir haben ein Problem!«
Ich blickte zu Kieth hinüber, dann wieder zu Orel. »Okay. Ich kriege noch zwanzig Yen von Ihnen.«
Er kniff die Augen zusammen. »Was?«
»Sie haben dafür gesorgt, dass ich bei einem Deal auf der Wohlfahrtsmeile zwanzig Yen verloren habe. Das gehört jetzt dazu, dass Sie sich in diesen Job hier einkaufen. Also: her damit, bitte.«
Er lachte und griff nach seinem Credit-Dongle. »Entweder sind Sie völlig unfähig oder ein echtes Genie, Cates.«
»Ach, der ist schon unfähig«, meldete sich Tanner fröhlich zu Wort. »Bald wird er Ihnen auch erzählen, dass es da diese immer größer werdende Armee von System-Bullen gibt, die
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