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Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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System-Bullen, und sah überhaupt nichts, nicht einmal die drei Mönche. Dann trat ich dicht hinter den ›Kleinen Prinzen‹, und bevor irgendjemand noch etwas unternehmen konnte, holte ich mein Messer aus der Tasche, packte den Kerl an den Schultern, zog ihm die Klinge über den Hals und hinterließ einen tiefen Schnitt. Dann ließ ich das Messer fallen, trat einen Schritt zurück und zog meine Automatik. Ich richtete sie nicht auf irgendjemand Bestimmten; das wurde nur allzu oft falsch verstanden und motivierte so manchen, eine Schießerei anzufangen. Ich wollte lediglich dafür sorgen, dass niemand das Bedürfnis bekam, sich hier einzumischen, während ich darauf wartete, dass der ›Kleine Prinz‹ endlich starb. Niemand zahlte für schwere Körperverletzung, so war es doch. Die beiden Schlägertypen glotzten nur tatenlos: Erst starrten sie den ›Kleinen Prinzen‹ an, der auf der Straße lag und Gurgellaute ausstieß, dann mich, und schließlich schauten sie einander hilflos an.
    Der eine murmelte irgendetwas und wandte sich seinem Gefährten zu, gestikulierte heftig und zischte irgendetwas in einer fremden Sprache – die Hälfte aller anheuerbaren Kraftprotze in dieser verdammten Stadt sprachen nur unverständliches Kauderwelsch.
    Der andere fluchte – man braucht eine Fremdsprache nicht zu verstehen, um einen Kraftausdruck als solchen zu erkennen –, deutete auf den ›Kleinen Prinzen‹, fuchtelte dann hilflos mit den Händen und blickte mich finster an: » Non mon Probleme, okay?«
    Sie wussten genau, wie es stand: Nachdem der ›Kleine Prinz‹ jetzt tot war, würde niemand sie bezahlen, also gab es auch keinen! ob mehr, den sie zu erledigen hatten – und sie wollten ganz gewiss nicht ebenfalls draufgehen. Non mon Scheißprobleme, ganz genau. Das waren wirklich die hinterletzten Arschlöcher, echter Abschaum; denen konnte man nichtvertrauen-die hatten keinen Stolz und keine Standesethik. Um genau das noch deutlicher unter Beweis zu stellen, wischte einer der beiden sich ostentativ die Hände ab, dann trollten sie sich und stritten währenddessen lautstark miteinander. Ich schaute auf ihren ehemaligen Arbeitgeber hinab, und er erwiderte den Blick -mit weit aufgerissenen, toten Augen. Die Familie des Kleinunternehmers hatte sich schon wieder an die Arbeit gemacht; wie wild wurden hier Rattenpasteten für die hungrigen Bürger von New York City gebacken. Man konnte sich bei den freundlichen Einwohnern von New York darauf verlassen, dass sie niemals ein Gesicht wiedererkennen würden.
    Die Menschen rings um mich wichen mir aus, als ich meine Waffe wieder in den Holster steckte, dann stand Nad auch schon neben mir. »Gute Arbeit«, sagte er.
    Gut fühlte sich das wirklich nicht an. »Ach verdammt«, sagte ich nur. »Ich brauch’n Drink.«

II
     
    Einen endlosen Pfad voller
    Sonnenuntergänge
     
    00000
     
     
    ›Pickering’s‹ war eine gute Kneipe, die den System-Bullen bislang noch nicht aufgefallen war; irgendwie hatte das gesamte System der Konföderierten Nationen sie nicht auf dem Radar. Die Bude war halb-legal, es gab eine Schanklizenz aus längst vergangenen Zeiten und richtige Papiere – so ging zumindest das Gerücht. ›Pickering’s‹ befand sich im Erdgeschoss eines ausgebrannten Hauses – dem einzigen Stockwerk, das noch übrig geblieben war –, und von außen wirkte die Ruine so, als könne sie jeden Moment zusammenbrechen. Üppige Bestechungsgelder für die Brecher sorgten dafür, dass die Kneipe auch weiterhin ihre Türen öffnen konnte, zumindest vorerst. Pick selbst war der älteste Mann, den ich kannte: Er war bestimmt schon fünfzig, uralt und ständig stinksauer, ein fetter Mann mit auffallend schlechter Haltung. Sein weißes Haar wirkte eigen dich eher vergilbt, und seine Hände waren so schwielig und knorrig, dass es einem schon beim Hinsehen wehtat. Ich hatte noch nie erlebt, dass Pick von seinem Sitz aufgestanden war.
    Pick kannte nur zwei Regeln: Man bezahlte immer seine Rechnung, und wenn man sich streiten wollte, ging man vor die Tür. Im Inneren seines Ladens ging es zivilisiert zu. Pick benutzte auch keine Droiden – die Kellnerin hier bestand wirklich aus Fleisch und Blut, und sie gab einem auch gerne ordentlich auf die Finger, um genau das zu beweisen. Die Luft war geschwängert mit Rauch und zahllosen Plänen, und niemand blickte sich hier allzu offen um. Hier war es das Beste, sich nur um seine eigenen Angelegenheiten zu kümmern und die Hände immer schön

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