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Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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mich in Ruhe lassen, ohne dass es zu irgendwelchen Schießereien oder so ’ner Scheiße kommt.« Außerdem wollte ich jemanden an meiner Seite wissen, dem ich vertrauen konnte, und von der Sorte Menschen gab es hier nur allzu wenige. Aber irgendwie gefiel es mir, Kev bei mir zu wissen. Das war fast, als hätte man ein Haustier.
    Er schüttelte den Kopf. »Scheiße, Mann – Ave, du bist echt ein Freund und so, aber das ist ’ne ganz schöne Gefahr für vierzig. System-Bullen? Ich weiß nicht.«
    Ich beschloss, ihm nicht zu sagen, dass der SSD wahrscheinlich das kleinere Übel war – nach allem, was ich von diesem Mönch gesehen und gehört hatte. Ich war ziemlich sauer – ich hatte Kev schon reichlich Gefallen getan. Er war mir etwas schuldig, und jetzt erkennen zu müssen, dass sein Gedächtnis auch nicht besser war als das all der anderen Dreckskerle da draußen, machte mich wütend. Ich wartete einen Augenblick, bis der hagere kleine Mistkerl sich streckte und kratzte. In diesem Augenblick sprang ich auf ihn zu, stieß ihn bis zu dem veralteten Vid-Schirm an der Wand und packte meinen Kumpel am Hals; und dann presste ich mich so eng an ihn, dass er meinen Atem im Gesicht spüren musste. Mit dem Daumen sorgte ich dafür, dass er mich nicht ansehen konnte -es war entschieden zu gefährlich, nicht genau darauf zu achten, was Gaz im Blickfeld hatte. Das wusste niemand besser als ich.
    Er konnte nicht erklären, was dieser ›Push‹ eigentlich war. Kev wusste nicht einmal genau, wie alt er war. Er hatte schon immer unter Kopfschmerzen gelitten, hatte gelegentlich Anfälle psychogener Blindheit – er hatte stets geglaubt, er habe einen Tumor oder irgendeine andere schreckliche Krankheit und würde nicht besonders alt werden. Dann, eines Tages, als ihm irgendjemand gerade wieder eine üble Abreibung verpasste, und Gatz den Kerl anstarrte und sich einfach nur wünschte, der Kerl würde aufhören, ihn zu schlagen … da hörte der Kerl tatsächlich auf und stand einfach nur tatenlos da.
    »Jetzt hör mir gut zu, du kleiner Scheißer«, krächzte ich. »Ich stecke tief in der Scheiße. Richtig tief. Ich brauche Hilfe. Und du machst nicht mal den kleinen Finger für mich krumm, solange ich nicht für dich blute? Wie oft habe ich dir schon den Arsch gerettet? Hör mit dieser Scheiße auf! Glaubst du wirklich, ich würde dich in Ruhe lassen, wenn du mich so hängen lässt?«
    Er sog so hastig Luft durch die Nase, dass ich es pfeifen hörte; er versuchte nicht einmal, sich gegen mich zu wehren. Ich wusste, wie man ihn fertig machen konnte. »Scheiße, Avery! Scheiße, hör schon auf! Lass mich! Natürlich helfe ich dir – natürlich!«
    »Normalerweise ist mir die Scheiße, die du anstellst, herzlich egal«, sprach ich weiter, als hätte er nichts gesagt. »Normalerweise lasse ich dir diese ganze Scheiße einfach durchgehen, Kev. Du bist ständig durch den Wind. Du verhältst dich, als könntest du machen, was du willst, bloß weil du diesen ›Push‹ draufhast. Und ich hab das immer geschehen gelassen. Okay? Aber jetzt stecke ich richtig in der Scheiße, du Arschloch, und ich lasse mir von dir nicht einfach in die Eier treten, kapiert?«
    Eine Sekunde lang hörte ich nur Kevs pfeifendes Atmen. Dann: »Schau mir ins Gesicht, wenn du mir so etwas sagen willst, Avery.«
    Kev hatte nicht gerade das, was man ein Hochleistungsgehirn nennen würde, und er war auch nicht daran interessiert, die Geheimnisse seines Lebens zu ergründen. Nachdem er festgestellt hatte, dass er über diese sonderbare Kraft verfügte, nahm er sie einfach hin und nutzte sie, so gut er eben konnte, um sich durchzuschlagen. Wenn er nicht nach jedem ›Push‹ noch ein zitterndes, geschwächtes Häuflein Elend wäre, dann wäre er jetzt wahrscheinlich der erfolgreichste Kriminelle der Welt. Aber auch so verschaffte ihm diese unglaubliche Macht einen Vorteil, der gerade groß genug war, um ein bisschen länger zu überleben, als ihm das sonst möglich gewesen wäre.
    Der Einheitsrat hatte sämtliche aktiven Psioniker zum Eigentum des SSD erklärt, und die System-Bullen entführten jeden, von dem sie irgendetwas hörten. Gatz war der einzige Psioniker, den ich kannte, der nicht in irgendeinem SSD-Ausbildungskurs oder in irgendeinem Labor gefangen war, um zu lernen, wie man das System am Laufen hielt.
    Auch das gefiel mir an Gatz. Zumindest, wenn er mir nicht gerade in die Eier trat.
    Also verpasste ich ihm mit dem Knie einen ordentlichen Stoß genau

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