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Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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anderthalb Metern uralter Scheiße.
    Der beschämende Gedanke daran, wie das meinen Ruf ruinieren würde, brachte mich dazu, entschieden um mich zu schlagen, und so kam ich wieder an die Oberfläche, kam wieder zu Bewusstsein und schaffte es nach ein paar kräftigen Tritten sogar, die Richtung zu ändern. Wäre ich an Mojes Stelle gewesen, hätte ich meinen Sturmtruppen befohlen, eine Zeitlang einfach auf die Wasseroberfläche zu schießen und darauf zu hoffen, mein Ziel zu treffen, bevor mein Opfer wieder an die Oberfläche kam. Ich schluckte uralte Scheiße und trat in alle Richtungen gleichzeitig – vielleicht brachte es ja irgendetwas. Von all dem anderen Mist abgesehen, rannte ich hier wirklich um mein Leben. Wen interessierte es schon, ob die Mönche nun tatsächlich die Welt überrennen würden, oder ob der Einheitsrat uns allesamt einfach für illegal erklärte, oder ob der SSD mir aus reinem Zorn Arme und Beine abriss, wenn ich erst einmal tot war – die einzige wichtige Frage lautete, ob ich die nächste Stunde noch erleben würde oder nicht.
    Mein Magen drehte sich um ob dessen, was ich geschluckt hatte, meine Lungen brannten, und ich schien völlig außerstande, meine Auge dazu zu bringen, sich wieder zu öffnen -ich wollte den Dreck nicht sehen, in dem ich gerade schwamm. Ich schwamm einfach weiter, bis meine Hände und Knie über Stein schrammten, dann stand ich auf. Jetzt reichte mir das Wasser nur noch bis zur Hüfte. Die schleimigen Wände schimmerten, das Licht brach sich am Dreck, der die alten Ziegelsteine bedeckte; der Tunnel schien sich bis in die Ewigkeit hinein zu erstrecken. Es war völlig unmöglich, hier leise oder vorsichtig zu sein; ich musste atmen. Lautstark sog ich Luft in meine brennenden Lungenflügel und platschte einige Sekunden lang im Wasser, um mich zu orientieren. Der gleißende, weiße Lichtstrahl, der immer noch durch den Kanalschacht fiel, befand sich etwa fünf Meter hinter mir. Dass ich noch lebte, war ein deutliches Zeichen dafür, dass die Sturmtruppen mir noch nicht gefolgt waren. Doch die Geräusche, die ich vom Schweber hörte, verrieten mir, dass sie kommen würden – vermutlich sogar rasch.
    Ich zog meine Ersatzwaffe, zielte auf den gleißenden Lichtfleck auf der Wasseroberfläche, unmittelbar unterhalb des Kanalschachts. Mit ihrem TS würden die Sturmtruppen praktisch unsichtbar sein. Ich hielt die Waffe völlig reglos und wartete … wartete … wartete …
    Zweimaliges Platschen, unmittelbar hintereinander. Ich verpasste jedem der beiden vier Kugeln, wirbelte herum und rannte so schnell ich konnte durch das Wasser. Hier unten roch es, als sei irgendetwas äußerst Unerfreuliches gestorben, und die Luft brannte mir in der Kehle. Bevor ich zehn oder fünfzehn Schritte weiter gekommen war, hörte ich ein drittes Platschen, dann ein viertes und ein fünftes.
    Jetzt sah ich alles wie in Zeitlupe, jede Welle auf dem öligschmutzigen Wasser, jede einzelne Kante der Wände trat deutlich hervor wie ein Relief, während meine Gedanken sich überschlugen und sich mein Herz verkrampfte – ich hatte gerade einen Officer des SSD umgebracht. Das war dann der vierte, den ich entweder selbst getötet oder dessen Tod ich zumindest verschuldet hatte – aber der erste war ein echter Unfall gewesen, ein Fehler, und ich hatte reichlich Zeit und Mühen darauf verbracht, jegliche Verbindungen zwischen mir und diesem Zwischenfall zu vertuschen; nachts hatte ich wach gelegen und darauf gelauscht, ob ein Schweber näher kam, ob man das charakteristische Peitschen von Sturmtruppen hörte, die sich an ihren Stahlseilen auf das Dach herabließen, um das ganze Gebäude abzusuchen, mich zu packen und noch auf dem Scheiß-Dach zu erschießen. Der Zweite war nicht meine Schuld gewesen, auch wenn das den Bullen in ihrer unermesslichen Weisheit herzlich egal war. Und den Dritten hatte ich ›per Fernbedienung‹ erledigt ich war mehrere Häuserblocks weit entfernt gewesen, als es schließlich geschah, und wenn dieser bescheuerte Dreckskerl Dawson brav seine Pflicht getan hätte und auch gestorben wäre, hätte niemand davon erfahren, dass ich irgendetwas damit zu tun gehabt hatte.
    Aber das hier, das war etwas anderes. Ich selbst hatte die Waffe gezogen, ich selbst hatte diesen Officer erledigt. Es mussten Aufzeichnungen darüber existieren, wen man hier in Newark verfolgt hatte. Und Moje würde die ganze Geschichte hocherfreut weitererzählen. Wenn das, was hier gerade geschehen war, erst

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