Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch
kriegen können.«
Sie nickte und hob eine Augenbraue – in einer Art und Weise, die ich mittlerweile als ›Milton-Tanner-Markenzeichen‹ zu erkennen gelernt hatte. »Das ist der beeindruckendste Plan, den ich jemals gehört habe, Chef.«
»Halt einfach die Augen offen«, murmelte ich, spie erneut Blut aus und suchte mir eine Wand, an der ich mich niederlassen konnte, um ein wenig zu Atem zu kommen.
Ich dachte über mein kurzes, glückloses Leben nach, in dem ich immer noch von Colonel Elias Moje gejagt wurde, und kam zu dem Schluss, ich müsse hinsichtlich dieses Dreckskerls unbedingt etwas unternehmen.
Milton wollte schon ins Freie treten, doch ich legte ihr eine Hand auf die Schulter und hielt sie so zurück.
»Warte noch einen Moment. Wir müssen sicher sein, dass die Luft rein ist.«
Sie setzte sich wieder. Das war natürlich alles völlig sinnlos; wenn der SSD verborgen bleiben wollte, dann war es absolut unmöglich, ihn mit unbewaffneten Augen und Ohren aufzuspüren. Aber der Mensch ist nun mal ein Gewohnheitstier, und manchmal brachten sogar völlig sinnlose Dinge noch irgendetwas. Also wartete ich ab, zählte innerlich mit, während ich den Blick über die Straße vor unserem Lagerhaus wandern ließ, und lauschte der windigen Stille in dieser zerstörten Stadt.
Auf dem Rückweg zu unserem Versteck hatten wir wirklich Glück; wir fanden ein paar recht nützliche Dinge, und dazu noch ein paar Schrott-Teile, von denen wir überhaupt nicht wussten, wozu die wohl gut sein mochten, also nahmen wir sie mit, damit Kieth sie sich ansehen konnte. Nirgends eine Spur von Moje, doch ich glaubte nicht, dass er einfach aufgegeben hatte und nach Hause zurückgekehrt war, um sich einen Cocktail zu genehmigen. Der wollte einen Erfolg erzielen, und hier draußen in Newark hätte er die perfekte Gelegenheit, mich einfach umzulegen, ohne Marin irgendwelche Details erläutern zu müssen. Ich blickte zum schwarzen Nachthimmel hoch und seufzte.
»Okay.«
Vorsichtig und sehr nervös betraten wir das Lagerhaus, doch alles sah völlig in Ordnung aus. Tanner, Kieth und Gatz hatten sich um den Mönch herum versammelt, der immer noch an den Frisörsessel gefesselt war. Schwungvoll ließ ich meine Beute zu Boden fallen, und das Krachen und Poltern ließ alle zusammenzucken. Als sie herumwirbelten, hatte Tanner schon eine Waffe auf mich gerichtet – rein instinktiv. Erleichtert ließ sie die Waffe sinken, als sie mich erkannte.
»Du Vollidiot!«, fauchte sie. »Ich hätte dir beinahe den Schädel weggeblasen!«
»Ihr seid noch nicht konvertiert, oder?«, fragte ich und ging mit großen Schritten auf unseren Gefangenen zu. »Hier sieht alles ziemlich ehrfürchtig aus.«
»Avery«, sagte Kieth sehr langsam und blickte kurz zu dem Mönch hinüber. »Mr Gatz muss dir etwas zeigen.«
Fragend hob ich eine Augenbraue und schaute Gatz an, der mich in einer Art und Weise durch seine Sonnenbrille hinweg anstarrte, die ich wohl als … ›aufgeregt‹ bezeichnen musste. Da ich das bei Gatz noch nie erlebt hatte, wusste ich nicht genau, was es zu bedeuten hatte, wenn sein Gesicht tatsächlich ein wenig Farbe annahm. »Dann leg mal los, Kev.«
Gatz leckte sich über die Lippen, doch gerade als er tief Luft holte, um uns irgendetwas mitzuteilen, erstrahlte das bislang nur matt beleuchtete Lagerhaus im vertrauten antiseptisch-weißen Gleißen.
»Hallo, ihr Ratten«, erscholl Mojes Stimme aus dem Schutz der Nacht. »Mr Cates, ich hatte Sie doch gewarnt. Ich bin sehr enttäuscht, Sie hier zu finden. Zeit wegzulaufen.«
XIV
Bloß um dich nochmal umbringen
zu können!
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»Dreckskerl«, murmelte ich. Hastig blickte ich mich im Lagerhaus um und traf sofort eine Entscheidung. »Kieth, Milton, Tanner, schnappt euch dieses Ding und seht zu, dass ihr wegkommt. Im Augenblick ist mir völlig egal, wohin ihr fahrt, Hauptsache ihr kommt hier weg. Kev, du bleibst bei mir. Die Bullen wollen mich, also werden sie uns verfolgen. Kieth, warte eine Minute ab, bis der Schweber uns folgt, und dann macht, dass ihr hier wegkommt.«
Wieder blickte ich mich um. »Wir treffen uns in London wie geplant. Ich werde euch schon finden. Und wenn ihr versucht, mich aufs Kreuz zu legen, finde ich euch noch viel schneller. Macht schon!«
»Wir sind ja schon weg!«, rief Milton und sprang in den Müllschweber. »Wir bleiben tief unten, nur ein paar Fuß über dem Boden, und folgen den Straßen. So kriegt uns der SSD nicht auf den Schirm.«
»Ihr
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