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Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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einzutreten.
    »Herein, herein!«, rief die synthetische Stimme. »Willkommen im Hause Kieth. Mr Kieth befindet sich derzeit in der Montagehalle.«
    Ich blickte zu Gatz hinüber. Er zuckte mit den Schultern und folgte dem Droiden. »Kieth hat einen sonderbaren Sinn für Humor.«
    Das Gebäude war staubig und eindeutig verlassen; Kabel ragten aus den Wänden, immer wieder sah ich große Löcher im Beton; dort mussten früher Maschinen gestanden haben.
    Überall auf der Welt standen Fabriken und Bürogebäude leer; die Hauseigentümer setzten normalerweise Droidenarmeen ein, um Hausbesetzer und Gauner fernzuhalten. Dass Kieth sich hier an die Arbeit gemacht hatte, sah man sofort: Mir fielen die Selbstschussanlagen auf, die hastig an die Wände montiert waren, ebenso die schweren Stahlplatten, die jederzeit per Fernsteuerung heruntergefahren werden konnten, um jeglichen Zugang ins Gebäudeinnere zu versperren. Ich hatte schon das eine oder andere behelfsmäßige Hauptquartier erlebt, doch was ich hier sah, empfand ich als wirklich beeindruckend umfassend und robust – gerade wenn man bedachte, wie wenig Ressourcen und Zeit wir hatten. Der Droide führte uns durch schmale Gänge, die von so grellen Leuchten erhellt waren, dass einem die Augen davon tränten. Schließlich erreichten wir eine riesige Halle, die gänzlich leer stand, abgesehen von einer Ecke an der gegenüberliegenden Seite. Dort waren Geräte und viel zu helle Scheinwerfer aufgestellt; sie wirkten wie nackte, stählerne Bäume.
    »Mr Kieth! Besucher mit Genehmigung! Mr Kieth! Besucher mit Genehmigung!«
    Ty Kieths kahler Schädel tauchte hinter der Kante eines großen schwarzen Würfels auf, der über schier endlose Kabel mit mehreren kleineren schwarzen Würfeln verbunden war. »Cates! Ty ist froh, dich zu sehen!«
    »Ich bin froh, dass ich auf der Gästeliste des Hauses Kieth stehe«, erwiderte ich schleppend. »Schaff mal ein Vid hier rein, okay? Wir müssen wissen, was vor sich geht.« Während wir näher traten, begriff ich, dass eines der Geräte in Wirklichkeit unser Mönch war, der völlig reglos im Licht der Scheinwerfer stand. Man hatte sein Gesicht entfernt, sein Torso war immer noch offen. »Ist das Ding … funktionsfähig?«
    Kieth blickte zu dem Mönch hinüber. »Klar doch. Wir haben reichlich mit Bruder West gearbeitet, Cates. Ich glaube, du wirst erstaunt sein.« Erblickte sich um. »Nette Hütte, was? Ty und die Zwillinge haben das ganze Ding hier neu verkabelt, und die Obermotze, denen das Gebäude gehört, wissen davon nicht das Geringste! Völlig abgeschirmt: Wir könnten die Bude in Brand stecken, und es würde Tage dauern, bis die SSD-Satelliten das überhaupt merken. Übrigens gibt es hier fünf Droiden. Ty nennt sie ›Bob‹. Bob Eins, Bob Zwo und so weiter. In diesem Raum wurden sie früher montiert. Man kann noch erkennen, wo die Fertigungsstraßen mal gestanden haben.«
    Ich ging zu Bruder West hinüber und stellte mich unmittelbar vor ihn. »Was ist denn mit dem los?«
    Kieth wurde noch lebhafter; er sprang auf, wischte sich die Hände an einem Putzlumpen ab und lief zu einem der schwarzen Kästen hinüber. »Dem geht’s gut, Mr Cates, richtig gut. Ty hatte hier reichlich Zeit, sich das alles anzuschauen. Er hat auch den Verhaltens-Chip entdeckt und herausgefunden, wie man den selektiv deaktivieren kann. Wollen Sie mal sehen?«
    Ich nickte. »Na, und ob.«
    Obwohl der Hinterkopf des Mönchs immer noch völlig normal aussah, wirkte der Mönch von vorne betrachtet unmenschlich: ein Kabelgewirr, aus dem zwei Kameras herausragten -dort, wo die Augen hätten sein sollen. Kerzengerade stand der Cyborg dort. Ich fragte mich, wer West wohl früher einmal gewesen sein mochte. Die Cyber-Kirche schien einen Großteil ihrer Konvertiten aus der Unterschicht zu rekrutieren: Verbrecher und verarmte Arbeiter. Vielleicht war West jemand, den ich früher sogar gekannt hatte – oder jemand, der einem Bekannten sehr ähnlich war. Ich fragte mich, ob West das geworden war, was er sich gewünscht hatte. Oder vielleicht das, was er verdient hatte.
    Kieth machte sich an seinen Geräten zu schaffen und drückte auf einer kleinen Tastatur ein paar Knöpfe. »Also gut«, sagte er. »Darf ich Ihnen Mr West vorstellen?«
    Der Mönch verkrampfte sich, zuckte und fiel dann kreischend auf die Knie. Mit beiden Händen hämmerte er auf seinen Schädel ein.
    »Lasst mich raus«, sagte er. Seine Stimme war immer noch perfekt moduliert und klang sonderbar

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