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Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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vernünftig. Während er weitersprach, wurde die Stimme zunehmend lauter und rauer; mir verschaffte sie eine Gänsehaut. »Lasst mich raus! Lasst mich raus! Lasst mich raus! Lasst mich raus! Lasst mich raus!«
    Ich tastete nach meiner Waffe. Sie war nicht da. Ich hatte sie wegwerfen müssen, um an Bord des Schwebers gehen zu können.
    »Ist schon okay!«, übertönte Kieth lautstark das Gebrüll des Mönchs. »Das Ding kann seine Waffensysteme nicht aktivieren.« Er hielt inne und starrte gemeinsam mit mir den Mönch an. »Das ist Mr West, Cates. Genau das geht gerade in seinem Kopf vor. Nachdem Ty nun einige Analysen durchgeführt hat, ist er davon überzeugt, dass seine Hirnfunktionen keineswegs geschädigt sind. Er ist einfach nur der Ansicht, ein Mönch zu sein, sei zu viel, um es ertragen zu können. Kurz gesagt, Mr Cates, dieser Verhaltens-Chip beseitigt jeglichen freien Willen, aber sobald dieser Chip erst einmal entfernt ist, befindet sich im Inneren eines jeden dieser Cyborgs ein echter, lebensfähiger Mensch. Ein lebensfähiger Mensch, der durch den Konversionsprozess in den Wahnsinn getrieben wurde – durch die Konversion selbst und dadurch, wer weiß wie viele Monate oder Jahre versklavt gewesen zu sein.«
    » Lasst mich raus! Lasst mich raus! Lasst mich raus! Lasst mich raus! Lasst mich raus! LasstmichrausLasstmichraus …«
    Ich schrak vor diesem entsetzlichen Ding zurück. »Gottverdammt noch mal, Kieth, kannst du das denn nicht zum Schweigen bringen? Ich hab’s ja kapiert.«
    Er nickte, tat aber nichts. »Mr Gatz?«
    Ich bedachte Kev mit einem scharfen Blick, doch er richtete sich auf und trat vor; seine Bewegungen wirkten steif und schwerfällig. »Kev? Was zum Teufel hast du denn vor?«
    Kieth hob die Hand. »Schauen Sie!«
    Kev ging an mir vorbei und nahm die Sonnenbrille ab. Einen Augenblick lang geschah überhaupt nichts. Dann beruhigte sich der Mönch langsam; schließlich schwieg er. Die Arme hatte er immer noch gehoben, doch ansonsten kniete er reglos auf dem Boden. Nach einigen Sekunden richtete er sich wieder auf, bis er erneut kerzengerade in der Halle stand.
    »Kev kann einen Mönch ›pushen‹?«
    Kieth nickte langsam. »Es sieht ganz so aus, als brauche Mr Gatz, um sein Talent zur Wirkung zu bringen, lediglich ein funktionsfähiges menschliches Gehirn. Und er muss der Zielperson räumlich nahe genug sein.«
    Erstaunt kniff ich die Augen zusammen. »Aber das Ding hat doch gar keine Augen.«
    »Ty glaubt, dass Mr Gatz diesen Blickkontakt lediglich als Fokus nutzt. Physisch ist er anscheinend nicht erforderlich.«
    »Zum ersten Mal ist mir das in Newark aufgefallen«, erklärte Kev langsam. »Als der Mönch aufgetaucht ist, war ich so verängstigt, dass ich versucht habe, ihn zu ›pushen‹, ohne das überhaupt zu merken. Und ich hätte schwören können, dass ich den Mönch eine Sekunde lang tatsächlich gepackt hatte -dass er gezögert hat, weil ich ihn ›gepusht‹ habe.« Er drehte sich zu mir um und blickte mich mit ungeschützten Augen an; erneut schrak ich zusammen. »Willst du mit Mr West reden?«
    Ich nickte, und ich hatte das Gefühl, als würde mein Gehirn sich vom Rest meines Körpers gänzlich separieren, als sei der Stress, all diese neuen Informationen verarbeiten zu müssen, einfach zu viel, als hätte ich nicht mehr genug Kraft, um noch irgendetwas anderes tun zu können. Dann bemerkte ich, dass ich nervös die Hände rang. Ich musste mich sehr zusammennehmen, um damit aufzuhören.
    Gatz nickte und schaute den Mönch an. »Sag was, West.« Wieder zuckte der Mönch, dann wandte er mir den Kopf zu. Ich hatte das unschöne Gefühl, von irgendetwas Augenlosem angeschaut zu werden. Der Cyborg schwankte ein wenig hin und her, als verliere er das Gleichgewicht, dann nickte er kurz.
    »Um Gottes willen«, sagte der Mönch mit dieser entsetzlich perfekten, sanften, melodischen Stimme, die offensichtlich immer noch von der Hardware in seinem künstlichen Schädel verarbeitet wurde. »Töten Sie mich. Töten Sie mich jetzt. Ich flehe Sie an!«

XIX
    Warum lebe ich noch?
     
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    Ich betrat den ausgeschlachteten Küchenbereich, in dem Milton und Tanner ein paar Kisten so aufgestellt hatten, dass sie einen behelfsmäßigen Tisch ergaben; auch unsere spärlichen Lebensmittelvorräte hatten sie dort untergebracht. Lebensmittel waren heutzutage schwer zu finden. Hauptsächlich ernährten wir uns von Nährstofftabletten: Jene Dinger, die in New York hin und wieder verteilt

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