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Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 01 - Der elektronische Mönch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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Stewardessen-Droiden und verlangte einen Bourbon. Er wurde mir umgehend gebracht: ein Doppelter, in einem Kristallglas. Statt Eis gab es gefrorene Granitwürfel. Seit einem Jahrzehnt hatte ich keinen anständigen Schnaps mehr getrunken. Dieser Bourbon war mild und einfach perfekt; nach dem einen Glas war ich schon ein wenig angetrunken. Wenn ich hiermit durchkomme und das überlebe, ging es mir durch den Kopf, bin ich wahrscheinlich in ein paar Jahren völlig bekloppt von all dem guten Essen, dem Fusel, und den ganzen Scheiß-Droiden, die sich um sämtliche meiner Bedürfnisse kümmern – um wirklich sämtliche.
    Die Landung verlief ein wenig unsanft: Im peitschenden Regen ließ sich der Schweber senkrecht in die Tiefe sinken, und der Wind schüttelte ihn ordentlich durch. Die Droiden huschten den Mittelgang auf und ab und versicherten uns immer wieder, das sei völlig normal, und alles sei in Ordnung. Mir machte es nichts aus. Ich hatte schon Schlimmeres durchgemacht.
    Ich saß immer noch hinter Marilyn Harper und beugte mich jetzt ein wenig zur Seite, um schauen zu können, was die Reporterin gerade machte. Als mein Blick auf ihren Ausschnitt fiel, bemerkte ich wieder einmal, dass ich schon seit einiger Zeit keine Frau mehr in meiner Nähe gehabt hatte, doch diesen Gedanken schüttelte ich vorerst ab. Zu viele mittelmäßige Gauner – allesamt Typen wie ich – hatte man erschossen, als sie gerade die Hosen heruntergelassen hatten. Das war einfach zu riskant. Ich war überzeugt davon, dass diese Frau mir Schwierigkeiten machen würde. Ich wusste, dass sie fest davon überzeugt war, mich aus irgendeiner SSD-Datei zu kennen – ich war in weiß Gott genug davon verzeichnet –, und jetzt dachte sie wahrscheinlich gerade darüber nach, wie sie das würde überprüfen können, ohne sich zu verraten.
    Unversehens blickte sie zu mir und bemerkte, dass ich mich auf den Gang hinausgebeugt hatte; erschrocken zuckte sie zusammen. Dann drehte sie sich zu mir um und lächelte mich an.
    »Bei diesem Dawson-Bericht gab es ein paar Sachen, die ich nicht sagen durfte, wissen Sie«, erklärte sie fröhlich. »Aber die Sache scheint Sie ja zu interessieren. Der gottverdammte SSD hat einen ER-Befehl, die Dinge unter Verschluss zu halten, und deswegen konnte ich in der Sendung nicht auf die Details eingehen. Was die beiden Leute angeht, die er zusammengeschlagen hat? Einer von beiden könnte durchaus immer noch sterben; er befindet sich in SSD-Gewahrsam, und denen ist dieser Typ wirklich scheißegal. Beide waren bloß irgendwelche zweitklassigen Gauner, ziemlich bekannt in einer Kneipe namens ›Pickering’s‹, wo diese ganzen Kleinganoven ständig herumhängen.«
    Ich achtete sorgsam darauf, mein Gegenüber teilnahmslos anzuschauen. »Das ist ja interessant.«
    Sie hielt ihre leuchtend grünen Augen weiterhin fest auf mich gerichtet. »Beide haben genau das Gleiche ausgesagt: Dawson hat versucht, irgendwelche Informationen aus ihnen herauszuprügeln. Er hat nach jemandem gesucht – jemandem, von dem bekannt war, dass er mit diesen beiden Typen in recht engem Kontakt steht.«
    Am liebsten hätte ich der Frau eine Ohrfeige verpasst. Stattdessen leckte ich mir über die Lippen. »Ach ja? Wen denn?«
    Sie lächelte. »So einen Revolverhelden namens Avery Cates – ein echter Scheißkerl. Bruder Dawson hat den beiden erzählt, er werde diesen Cates finden und ihn dann mit bloßen Händen in Stücke reißen.«
    Mit einem dumpfen Aufprall landeten wir in London.

XVIII
    Oder jemand, der einem
    Bekannten sehr ähnlich war
     
    10011
     
     
    »Mr Cates!«, rief mir Milton – vielleicht war es auch Tanner -durch den Zaun zu. »Ihren Freund mag ich nicht sonderlich.«
    Neben ihr stand Gatz; er lehnte sich gegen eine Mülltonne und winkte mir kaum merklich zu, hob nur kurz die Hand. Sie standen neben einer Gruppe rechtschaffener Bürger, die andere Passagiere erwarteten. Die beiden wirkten schmutzig und unfreundlich, und wahrscheinlich war das der Grund, dass ein fetter System-Bulle in nur wenigen Schritten Entfernung Stellung bezogen hatte und jetzt so tat, als betrachte er einen kleinen, tragbaren Vid-Schirm. Unmittelbar neben dem Flugsteig standen zwei Mönche und lächelten; sie begrüßten jeden Neuankömmling und fragten höflich, ob sie nicht vielleicht fünf Minuten lang mit ihnen über die Erlösung reden wollten, schließlich mochte die nächste Landung ja nicht so sanft verlaufen.
    Ich ging an meinen beiden jämmerlichen

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