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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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Flasche übrig?«
    Ich drehte mich nach der Flasche Gin um, die ich auf dem Tisch hatte stehen lassen. »Klar«, erwiderte ich. »Aber was ist denn nun los?«
    Er stand auf, grinste erst mich an, dann Jabali, der kurz zu seiner Waffe schaute. Fast unmerklich schüttelte ich den Kopf und schaute zu, wie der gute Doktor mit unsicheren Schritten zum Tisch hinüberging und nach der Flasche griff. Er setzte sie an und trank einige Schlucke, dann stellte er sie mit zittrigen Bewegungen wieder ab.
    »Ihre Nanobots sind anders, Mr Cates. Das sind die Urheber des Ganzen. Die ursprünglichen Baumeister. Sie greifen Ihren Körper nicht an, sondern bauen einfach nur Drohnen, die durch die Poren Ihrer Haut ausgeschieden werden, um sich neue Wirtskörper zu suchen und um diese dann zu infizieren.
    Sie senden ein schwaches Eindämmungsfeld aus, das die Drohnen in einer Art ›Winterschlaf‹ hält, bis sie Ihren Körper verlassen haben, sonst wären Sie schon längst tot. Und wenn Sie zu früh sterben, dann würden Sie ja vielleicht nicht genug Leute infizieren können, um den kritischen Punkt herbeizuführen, verstehen Sie? Deswegen hat dieses Eindämmungsfeld dafür gesorgt, dass Sie tagelang durch die Gegend laufen und währenddessen immer weiter Leute infizieren konnten. Da dieses Feld eine Reichweite von nicht sonderlich nennenswerter Größe hat-wahrscheinlich drei Meter, wenn es hoch kommt-, bedeutet das natürlich auch, dass bei allen, die sich längere Zeit in Ihrer Nähe aufhalten, die Infektion ebenfalls erst einmal ruht.«
    Er ging an dem Tisch vorbei, blickte mich über die Schulter hinweg an und lächelte dabei gütig, ganz nach Großvaterart. Wahrscheinlich war er bloß fünf oder höchstens zehn Jahre älter als ich. »Sie sind der einzige Grund, warum ich nicht jetzt schon allmählich verfalle, Mr Gates.« Er wandte sich ab und ging weiter, deutete dabei auf Jabali, ohne meinen Gefährten anzusehen. »Und für ihn gilt das Gleiche! Aber wenn Sie sich zu weit entfernen, dann empfangen die Nanobots in meinem Inneren das Eindämmungsfeld eben nicht mehr und erwachen – und dann nehmen sie sogleich ihre Arbeit auf.«
    Wahrscheinlich hätte ich dem Kerl besser zuhören sollen, aber mein ganzer Verstand schien sich einfach abgeschaltet zu haben. Ich stellte mir vor, wie ich so durch die Stadt ging, nur wenige Zentimeter von den anderen Leuten auf der Straße entfernt. Wie ich neben Gleason gestanden hatte, neben Wa - wie ich Pick die Hand geschüttelt hatte. Pick, der schon eine Ewigkeit gelebt hatte und vielleicht noch eine weitere Ewigkeit hätte leben können – bis ich gekommen war. Ich sah Glee vor mir, erinnerte mich, wie sie mich angegrinst hatte. Ooh, Avery spielt Papi. Ich musste schlucken; ein dicker Kloß hatte sich in meinem Hals festgesetzt. »Sie haben da …«, brachte ich krächzend heraus, »irgendetwas über ein zweites Signal gesagt?«
    Ich stellte mir vor, von einer Wolke des Todes umgeben zu sein.
    »Ja!«, rief mir Terries von der anderen Seite des Labors zu. Dort wühlte er in einem kleinen Karren voller abgebauter Instrumente, Kabel und geheimnisvoller schwarzer Kästchen. »Das sieht wie ein Funkfeuersignal aus, das ständig mit einer bestimmten Position in Europa Kontakt aufnimmt. Der EIP-Adresse nach würde ich auf Paris tippen. Aber ich werde etwas genauer hinschauen müssen, um das wirklich mit Sicherheit sagen zu können. Ich weiß bisher auch nicht, wofür dieses Signal gut sein könnte. Wir haben das auch bei den anderen Nanobots gesehen, den ›normalen‹, die wir bislang bei allen Infizierten nachgewiesen haben. Und dort war der gleiche Name implantiert.«
    Geistesabwesend nickte ich. Mein Verstand war immer ein paar Sekunden langsamer als die Worte, die mich erreichten, und mühte sich nach Kräften, Schritt zu halten. Es war, als müsse ich jedes Wort erst mühselig übersetzen, als müsse ich eines nach dem anderen nachschlagen. Jede Information schien mich in Form träge schwappender Wellen zu erreichen. Dann brachte ich es fertig, mich zu konzentrieren, und starrte den Rücken des Doktors an. »Ein Name?«
    »Sogar in Klartext! Dieser Mensch betrachtet seine Arbeit ganz als sein persönliches Verdienst.« Er hielt inne, blickte uns über die Schulter hinweg an und lächelte. Seine Zähne waren weiß und gerade und einfach perfekt. »Er betrachtet es als sein persönliches Verdienst, uns alle umzubringen.«
    Von draußen, irgendwo über uns, war lautes Statik-Rauschen zu hören,

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