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Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche

Titel: Somers, Jeff - Avery Cates 02 - Die digitale Seuche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jeff Somers
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gestohlen wird.«
    »Verdammte Scheiße«, meinte Hense, klang aber selbst dabei völlig emotionslos. »Haben Sie das gehört, Happ?«
    »Verstanden. Erklären Sie diesem gottverdammten Technikgenie dahinten, vor ein paar Stunden wäre es echt hilfreich gewesen zu wissen, dass so etwas überhaupt geht, und dann schicken Sie den kleinen Scheißer nach hier vorne! Mal sehen, was der tun kann!«
    »Haben Sie schon mal einen Flieger kurzgeschlossen, Marko?«, fragte Hense. Immer noch klang ihre Stimme ruhig und völlig sorglos, als würde sie mindestens einmal täglich den freien Fall trainieren, um bloß nicht aus der Übung zu kommen.
    Es sah aus, als würde der junge Techie lächeln. »Ich kann dieses Drecksding hier auseinandernehmen und wieder zusammensetzen«, stieß er hervor und machte sich mit einer Hand schon an seinen Sicherheitsgurten zu schaffen. »Wie viel Zeit habe ich denn?«
    »Happ?«
    Es gab eine Verzögerung, während derer sich Marko befreite und so rasch nach oben schoss, dass er sich fast den Hals gebrochen hätte, bevor er sich doch noch festhalten konnte. Hartnäckig zog er sich, Hand über Hand, an den Rückenlehnen der Sitze in Richtung Cockpit. Dann hörte ich wieder Happlings Stimme aus dem summenden Lautsprecher. »Vier Minuten sechsundvierzig, bis wir zu niedrig und zu schnell sind, um die Schüssel noch abfangen zu können.«
    Ich hörte Marko fluchen. »Ist aber ganz schön knapp, Colonel«, sagte ich.
    »Halten Sie die Schnauze!«, erwiderte Hense, und ihr Gewicht riss mir fast den Arm aus dem Schultergelenk. »Oder haben Sie vielleicht auch etwas Nützliches beizutragen?«
    »In meiner Arbeitsplatzbeschreibung bei diesem Einsatz steht nichts davon, dass ich einen Scheiß-Hover steuern soll, Colonel«, gab ich zurück. »Gibt es in diesem Ding hier Notfall-Packs?«
    Wieder drang Happlings Stimme aus dem Lautsprecher in Henses Mantel. »Noch sind wir über dem Atlantik, Sie Idiot«, zischte er. »Wenn Sie sich und uns umbringen wollen, dann suchen Sie sich bitte eine Methode aus, die schneller geht!«
    Das Kreischen wurde lauter und lauter; das Vibrieren des Schwebers ließ alles vor meinen Augen verschwimmen. Ich blickte zu Hense auf. Ich hatte noch nie jemanden aus dem System erlebt, der derart ruhig war, wenn der Tod unmittelbar bevorstand – außer den Mönchen. Ich selbst war völlig verängstigt, und nur durch ein Wunder gelang es mir, mich zu beherrschen. Die Panik in mir wuchs weiter und weiter wie eine riesige Luftblase – schon bald würde ich sie nicht mehr im Griff haben. Doch Hense hielt sich bloß an mir fest und blickte auf mich herab. Ihr Gesicht war völlig entspannt. Zu gern wäre ich meiner selbst so sicher gewesen.
    Die Beleuchtung flackerte und verlosch. Ich dachte: Scheiße, doch nicht auch noch im Dunkeln!
    Dann flammten die Lichter wieder auf, und schon war wieder Happlings bellende Stimme zu hören. »Festhalten! Unser Zauberer hier glaubt, er kriegt die Verdränger wieder online. Aber dabei muss der Antrieb ausgeschaltet bleiben, deswegen wird es jetzt ein bisschen unsanft werden.«
    »Es wird unsanft werden’?«, murmelte ich. Ich blickte zu Hense hinauf. »Können Sie sich gut festhalten?«
    Sie antwortete mir nicht sofort, als müsse sie über diese Frage erst einmal ernstlich nachdenken, dann nickte sie knapp.
    Aus dem Kreischen wurde jetzt echtes Schreien, das mir fast das Trommelfell zerfetzte. Das Gefühl, aus dem Sitz gerissen zu werden, wich plötzlich einem gewaltigen Druck, als würde mich eine unsichtbare Hand mit aller Macht in die Polster pressen. Hense krachte herab, landete halb auf mir, halb im Gang, und stieß einen kurzen ächzenden Laut aus. Wie von Zauberhand herrschte an Bord des Schwebers wieder normale Schwerkraft. Das feierte ich, indem ich mich ein wenig vorbeugte, den Kopf zwischen die Knie presste und einen dicken Klumpen Schleim erbrach. Er zog wirklich ekelerregende Fäden.
    Doppelt so schlimm wie vorher kehrte auch das Vibrieren zurück, ließ mich in meinem Sessel auf und ab hüpfen und alles umherklappern, was nicht festgeschweißt war. Markos Zaubertasche ergoss ihren gesamten Inhalt auf Deck, und sofort flitzten sämtliche Teile durch die Kabine, als wären es lauter kleine Lebewesen. Hense zog sich in ihren Sessel zurück und versuchte vergebens, sich die Gurte eng anzulegen. Bevor ich noch irgendetwas zu ihr sagen konnte, drehte sich der Schweber in der Luft, und wieder wurde ich aus meinem Sitz gerissen. Grausam gruben

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