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Sommer am Meer

Sommer am Meer

Titel: Sommer am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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und zu trinken.“
    „Wer kommt sonst noch zu der Party?“
    „Da bin ich genau so schlau wie du.“
    „Hast du gar keine Ahnung?“
    „Also...“ Alice legte los. „Künstler, Schriftsteller, Dichter, Gammler, Aussteiger, Bauern und vielleicht ein paar ziemlich langweilige und konventionelle Leute wie wir.“
    Virginia legte ihren Arm um sie. „Ihr seid nicht langweilig oder konventionell. Ihr seid super.“
    „Wer weiß, ob du uns noch ganz so super findest, wenn der Abend um ist. Vielleicht findest du alles ganz schrecklich, also beiß die Zähne zusammen und bewahr dir dein Urteil für später auf.“
    Voll Vorfreude lehnte Virginia sich zurück ins Dunkel des Wagens. Ich finde es bestimmt nicht schrecklich.
    Wie Leuchtkäfer strömten Autoscheinwerfer aus allen Richtungen nach Penfolda. Von der Straße aus war das hellerleuchtete Bauernhaus zu sehen. Sie reihten sich in die Schlange der verschiedensten Fahrzeuge ein, die sich holpernd und ächzend über einen schmalen, löchrigen Weg schoben und schließlich in einen Hof eingewiesen wurden, der in einen provisorischen Parkplatz verwandelt worden war. Die Luft war erfüllt von Stimmen und Lachen, als Freunde Freunde begrüßten, und schon bahnte sich ein steter Strom von Menschen einen Weg über einen Mauertritt und die Weiden hinab zu den Klippen. Manche waren in Decken gehüllt, manche trugen altmodische Laternen bei sich, einige - Virginia war heilfroh, daß ihre Mutter nicht mitgekommen war - ein paar klimpernde Flaschen.
    Jemand sagte: „Tom! Was machst du denn hier?“, und Tom und Alice blieben stehen, um auf ihre Freunde zu warten. Virginia ging weiter, sie genoß das Gefühl, allein zu sein. Die sanfte dunkle Luft ringsum roch nach Torf, Seetang und Holzrauch. Der Himmel war noch nicht dunkel, und die See war von einem so tiefen Blau, daß sie fast schwarz wirkte. Virginia ging durch eine Maueröffnung und sah unter sich am Ende eines Feldes die goldenen Flammen des Feuers, das bereits umringt war von Laternen und den Gestalten und Schatten von etwa dreißig Leuten. Als sie näher kam, wurden Gesichter erkennbar, vom Licht des Feuers erhellt, sie lachten und schwatzten, jeder kannte jeden. Auf einem Holzpodest stand ein Faß Bier, aus dem ständig Gläser randvoll gefüllt wurden, und es roch nach gebratenen Kartoffeln und verbranntem Fett. Einer hatte eine Gitarre mitgebracht und begann zu spielen, und nach und nach scharten sich die Leute um ihn und ließen unsichere Stimmen zu einem Lied erklingen.
     
    There is a ship
    And she sails the sea,
    She's loaded deep
    As deep can be.
    But not as deep
    As the love I'm in...
     
    Ein junger Mann, der im Laufschritt an Virginia vorbei wollte, stolperte im Dunkeln und rumpelte mit ihr zusammen. „Verzeihung.“ Er packte ihren Arm, um zugleich sich und sie zu stützen. Er hielt seine Laterne hoch, so daß das Licht auf ihr Gesicht fiel. „Wer bist du?“
    „Virginia.“
    „Welche Virginia?“
    „Virginia Parsons.“
    Mit seinen langen Haaren und dem Band um die Stirn sah er wie ein Apache aus.
    „Ein neues Gesicht. Bist du allein hier?“
    „N ... nein. Ich bin mit Alice und Tom gekommen, aber...“ Sie sah sich um. „Ich habe sie verloren... sie müssen irgendwo sein...“
    „Ich bin Dominic Barnet.“
    „Oh... dann ist das deine Party...“
    „Nein, eigentlich die von meinem Vater. Zumindest hat er das Faß Bier gestiftet, und deshalb ist es seine Party, und meine Mutter hat die Würstchen gekauft. Komm, holen wir uns was zu trinken“, und er packte ihren Arm noch fester und bugsierte sie in das wuselnde, vom Feuer erhellte Treiben. „He, Dad, hier hat jemand noch nichts zu trinken...“
    Eine riesige bärtige Gestalt, die in dem seltsamen Licht mittelalterlich wirkte, richtete sich vom Zapfhahn auf. „Hier hat sie was“, sagte er, und unversehens hielt Virginia einen riesigen Krug Bier in der Hand. „Und hier ist was zu essen.“ Von einem Tablett fischte der junge Mann ein Würstchen, das an einem Stock aufgespießt war, und reichte es ihr. Virginia nahm es und wollte sich gerade auf ein höfliches Geplauder einlassen, als Dominic im Kreis des Feuerscheins ein bekanntes Gesicht entdeckte, „Mariana!“ oder einen ähnlich klingenden Namen rief und verschwand. Virginia war wieder allein.
    Sie suchte im Dunkeln nach den Lingards, konnte sie aber nicht finden. Doch weil alle anderen saßen, setzte sie sich auch, mit dem riesigen Bierkrug in der einen Hand und dem Würstchen, das zum

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