Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommer am Meer

Sommer am Meer

Titel: Sommer am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
Vom Netzwerk:
Essen noch zu heiß war, in der anderen. Der Feuerschein erhitzte ihr Gesicht, der Wind in ihrem Rücken war kalt und blies ihr die Haare nach vorne. Sie nahm einen Schluck Bier. Sie hatte noch nie Bier getrunken und mußte sofort niesen. Sie nieste heftig, und hinter ihr sagte jemand: „Gesundheit.“
    Virginia erholte sich von der Nieserei, sagte: „Danke“ und blickte auf, um zu sehen, wer ihr Gesundheit gewünscht hatte. Es war ein großer junger Mann in Cordhose und Gummistiefeln. und einem dicken Norwegerpullover. Er grinste auf sie herunter; der Feuerschein verlieh seinem braunen Gesicht die Farbe von Kupfer.
    Sie sagte: „Das Bier war schuld, daß ich niesen mußte.“
    Er hockte sich neben sie, nahm ihr vorsichtig den Krug aus der Hand und stellte ihn zwischen sie beide auf die Erde. „Vielleicht mußt du noch mal niesen und würdest es verschütten. Wär schade drum.“
    „Ja.“
    „Du mußt mit den Barnets befreundet sein.“
    „Warum sagst du das?“
    „Ich habe dich noch nie gesehen.“
    „Bin ich aber nicht. Ich bin mit den Lingards hier.“
    „Alice und Tom? Sind sie hier?“
    „Ja, irgendwo.“
    Er klang so erfreut über die Anwesenheit der Lingards, daß Virginia erwartete, er würde sie auf der Stelle suchen gehen; statt dessen machte er es sich im Gras neben ihr bequem und schien ganz zufrieden zu sein, zu schweigen und amüsiert die anderen Leute zu beobachten. Virginia aß ihr Würstchen, und als sie fertig war und er immer noch nichts gesagt hatte, beschloß sie, es noch einmal zu versuchen.
    „Bist du mit den Barnets befreundet?“
    „Hm...“ In seinen Betrachtungen unterbrochen, sah er sie mit klaren blauen Augen an, ohne zu blinzeln. „Wie bitte?“
    „Ich wollte nur wissen, ob du mit den Barnets befreundet bist, weiter nichts.“
    Er lachte. „Das will ich meinen. Es sind meine Felder, die sie entweihen.“
    „Dann mußt du Eustace Philips sein.“
    Er überlegte. „Ja“, sagte er schließlich, „das muß ich wohl.“
    Bald danach wurde er weggerufen... Einige von seinen Kühen waren von einem angrenzenden Feld herübergewandert, und ein dümmliches Mädchen, das zuviel getrunken hatte, glaubte sich von einem Stier angegriffen und hatte einen hysterischen Anfall bekommen. Eustace ging nach dem Rechten sehen, und Virginia wurde kurz darauf von Alice und Tom in Beschlag genommen, und obwohl sie den ganzen restlichen Abend nach ihm Ausschau hielt, sah sie Eustace Philips nicht wieder.
    Die ausgelassene Party jedoch war ein denkwürdiger Erfolg. Als das Bier um Mitternacht zu Ende war und Flaschen kreisten, als alles aufgegessen war und Treibholz auf das Feuer gehäuft wurde, bis die Flammen fünf Meter hoch oder noch höher schossen, meinte Alice vorsichtig, daß es vielleicht eine gute Idee sei, nach Hause zu fahren.
    „Deine Mutter ist bestimmt noch auf und denkt, du bist entweder vergewaltigt worden oder ins Meer gefallen. Und Tom muß morgen früh um neun im Büro sein, außerdem wird es jetzt wirklich bitterkalt. Was meinst du? Hast du genug? Hast du dich amüsiert?“
    „Ja, sehr“, sagte Virginia. Es fiel ihr schwer, sich loszureisen.
    Doch es war Zeit. Sie schlenderten schweigend fort vom Feuer und von dem Lärm, die abfallenden Felder hinunter zum Bauernhaus.
    Jetzt war nur noch ein einziges Fenster zu ebener Erde erleuchtet, aber der Vollmond, eine große weiße Scheibe, schwebte hoch am Himmel und füllte die Nacht mit silbrigem Licht. Als sie über die Mauer in den Hof kamen, ging im Haus eine Tür auf, gelbes Licht strömte nach draußen auf das Kopfsteinpflaster, und eine Stimme rief durch die Nacht: „Tom! Alice! Kommt herein, trinkt eine Tasse Tee oder Kaffee - irgendwas zum Aufwärmen, bevor ihr nach Hause fahrt.“
    „Hallo, Eustace.“ Tom ging auf das Haus zu. „Wir dachten, du bist schlafen gegangen.“
    „Ich bleib nicht bis zum Morgengrauen auf den Klippen, das kann ich euch sagen. Wollt ihr was trinken?“
    „Ich hätte gern einen Whisky“, sagte Tom.
    „Und ich einen Tee“, sagte Alice. „Prima Idee! Wir sind durchgefroren. Macht es auch nicht zuviel Umstände?“
    „Mutter ist noch auf, sie möchte euch gern sehen. Sie hat Wasser aufgesetzt...“
    Sie gingen alle ins Haus, in eine getäfelte Diele mit niedriger Decke und einem Fußboden aus Schieferplatten und mit bunten Teppichen. Unter den Deckenbalken mußte Eustace Philips fast den Kopf einziehen...
    Alice knöpfte ihren Mantel auf. „Eustace, kennst du Virginia schon? Sie wohnt

Weitere Kostenlose Bücher