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Sommer am Meer

Sommer am Meer

Titel: Sommer am Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rosamunde Pilcher
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Becher Kakao und stellte sie auf ein Tablett. Auf dem Weg nach oben sah sie, daß das Badezimmer leer war. Eine Spur von nassen Handtüchern und Fußabdrücken führte die Treppe hinauf. Auf dem Flur hörte sie Stimmen. Die Kinderzimmertür stand offen.
    Virginia blieb stehen und beobachtete das sich ihr bietende Schauspiel. Eustace saß mit dem Rücken zu ihr auf Caras Bett, die Kinder hockten auf Nicholas' Bett. Alle drei hatten die Köpfe zusammengesteckt, und Eustace bekam eine Führung durch Caras Fotografien geboten.
    „Und das ist Daddy. Hier, der große. Sieht er nicht schrecklich gut aus?“ Das war Cara, geschwätzig, wie sie sein konnte, wenn sie allen Zwang vergaß. „Und das ist unser Haus in Schottland, das ist mein Schlafzimmer, und das ist Nicholas' Schlafzimmer, und das ganz oben ist unser Spielzimmer ...“
    „Das da ist mein Schlafzimmer!“
    „Hab ich doch gesagt, du Dummkopf. Und das hier ist Nannys Zimmer, und das ist Mamis Zimmer, aber die hinteren Zimmer kannst du nicht sehen, weil die um die Ecke sind. Und das hier ist eine Luftaufnahme...“
    „Die hat ein Mann in einem Flugzeug gemacht...“
    „Und das ist der Park und der Fluß. Und das ist der Garten mit der Mauer drum.“
    „Und das ist Mr. McGregor auf seinem Traktor, und das ist Bob und das Fergie.“
    Eustace kam nicht mehr ganz mit. „Halt mal, wer sind Bob und Fergie?“
    „Bob hilft Mr. McGregor, und Fergie hilft dem Gärtner. Fergie kann Dudelsack spielen, und weißt du, wer es ihm beigebracht hat? Sein Onkel. Und weißt du, wie sein Onkel heißt? Monkel.“ Triumphierend gab Nicholas die Antwort.
    Eustace sagte: „Onkel Monkel.“
    „Und das hier ist Daddy beim Skilaufen in St. Moritz, und das sind wir alle zusammen bei der Moorhuhnjagd, aber wir waren bloß beim Picknick dabei, wir sind nicht den Berg raufgegangen. Und dies ist ein Stückchen von dem Fluß, wo wir manchmal schwimmen gehen, aber man darf nicht immer rein, weil es manchmal gefährlich ist, und die Kieselsteine tun an den Füßen weh. Aber Mami hat gesagt, wir können ein Schwimmbad kriegen, wenn wir wieder in Kirkton sind, genauso eines wie Tante Alice hat...“
    „Und hier, das ist Daddys Auto, es ist ein ganz großer Jaguar. Es ist ein...“ Nicholas stockte. „Es war ein großer Jaguar.“ Er endete tapfer: „Ein grüner.“
    An dieser Stelle unterbrach Virginia: „Hier ist euer Kakao.“
    „O Mami, wir haben Eustace die ganzen Fotos von Kirkton gezeigt.“
    „Ja, ich hab's gehört.“
    „Das war sehr nett“, sagte Eustace. „Jetzt weiß ich alles über Schottland.“
    Er stand auf, wie um Virginia aus dem Weg zu gehen, und stellte den Fotorahmen wieder auf die Kommode.
    Die Kinder stiegen ins Bett. „Du mußt uns eines Tages mal besuchen kommen. Das soll er doch, ja, Mami? Er kann im Gästezimmer schlafen, ja?“
    „Vielleicht“, sagte Virginia. „Aber Eustace ist sehr beschäftigt.“
    „Stimmt“, sagte Eustace. „Hab immer viel zu tun. Und nun“, er ging zu der offenen Tür, „gute Nacht.“
    „Gute Nacht, Eustace. Und danke, daß du mit uns zum Strand gegangen bist.“
    „Träumt nicht von Jack Carley.“
    „Wenn ich's doch tu, hab ich keine Angst.“
    „So ist's recht. Gute Nacht, Nicholas.“
    „Gute Nacht. Bis morgen.“
    Virginia bat ihn: „Geh noch nicht. Ich komm in einer Minute runter.“
    „Ich warte unten“, versprach er.
    Der Kakao wurde brav unter Gähnen getrunken. Die Augen fielen ihnen zu. Sie legten sich hin, Virginia gab ihnen einen Gutenachtkuß. Als sie Nicholas küßte, tat er etwas Überraschendes. Dieses sonst so zurückhaltende Kind legte seine Arme um ihren Hals und drückte seine Wange an ihre.
    Sie sagte sanft: „Was ist?“
    „Da war es schön, nicht?“
    „Du meinst an dem kleinen Strand?“
    „Nein, das Haus, wo Eustace wohnt.“
    „Penfolda.“
    „Gehen wir da wieder hin?“
    „Aber sicher.“
    „Das kleine Kätzchen hab ich gern.“
    „Ich weiß.“
    „Eustace ist unten.“
    „Ja.“
    „Dann kann ich euch reden hören.“ Seine Stimme drückte höchste Zufriedenheit aus. „Ich hör euch reden, reden, reden.“
    „Findest du das gemütlich?“
    „Ich glaub schon“, sagte Nicholas.
    Die Kinder waren fast eingeschlafen, aber Virginia blieb noch bei ihnen, ging rasch im Zimmer umher, las die verstreuten Kleidungsstücke auf, faltete sie zusammen und legte sie, säuberlich wie Nanny, auf die Sitze der zwei wackeligen Korbstühle. Danach schloß sie das Fenster halb, denn die

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