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Sommer der Entscheidung

Sommer der Entscheidung

Titel: Sommer der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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denn außer dem Haus mit einer feinen Adresse und die Mitgliedschaft in einem elitären Country Club?“
    Nancy lehnte sich wieder in ihrem Stuhl zurück und starrte sie an.
    Tessa bereute sofort ihren letzten Satz, als sie sah, wie verletzt ihre Mutter war. „Es tut mir leid. Ich weiß auch nicht, was mit mir los ist. Es ist heute wirklich nicht mein Tag.“
    „Vielleicht tut es dir leid, vielleicht auch nicht“, sagte Nancy leise. „Aber es ist die Wahrheit, Tessa. Ich habe mein ganzes Leben lang gekämpft, und kämpfen ist hier das richtige Wort. Ich habe versucht, das zu tun, was für dich und deinen Dad das Richtige zu sein schien. Ich habe versucht, eine gute Mutter und Ehefrau zu sein. Es wiedergutzumachen, dass ich schwanger geworden war, indem ich alles für deinen Dad tat, um ihn glücklich zu machen.“
    „Aber du bist doch nicht von allein schwanger geworden. Daddy war doch auch noch da. Niemand hat dich darum gebeten, dass du alleine kämpfst.“
    Nancy machte eine abwehrende Bewegung mit der Hand. „So, und jetzt werden wir über dich sprechen. Wie kommst du dazu, so zu reden, wie kannst du es wagen, mich zu kritisieren, wenn du vor deinen eigenen Problemen wegrennst und aufhörst, für deine Ehe zu kämpfen? Ist das vielleicht besser? Ist es besser, jemanden im Stich zu lassen, wenn esschwierig wird? Vielleicht habe ich eine Mitgliedskarte in einem elitären Country Club, aber dein persönlicher Club ist noch exklusiver. Du bist das einzige Mitglied, und du lässt niemanden sonst durch die Tür gehen.“
    Jetzt war es Tessa, die kein Wort mehr hervorbrachte.
    Nancy stand auf und schlüpfte wieder in ihre Plastiklatschen. „Es ist spät, und ich bin müde. Ich gehe ins Bett. Ich mache das Bett im Gästezimmer ganz hinten fertig. Das Bett in meinem Schlafzimmer ist schmal, und er wird alleine besser schlafen. Außerdem ist es kühler.“
    Es war noch nicht spät, aber Tessa sagte nichts. In ihrem Kopf schwirrte die Unterhaltung herum, besonders der letzte Teil. Sie sah ihrer Mutter nach, wie sie anmutig ins Haus ging. Die Tür mit dem Fliegengitter schlug hinter ihr zu. Tessa fragte sich, ob sie jetzt auch noch für einen Riss in der Ehe ihrer Eltern verantwortlich war.
    Sie saß immer noch auf der Veranda, als ihr Vater eine Stunde später ankam. Als er die Stufen erklomm, sah er müde aus, sein Hemd war zerknittert, er trug keine Krawatte. „Hallo, meine Süße. Ich hoffe nicht, dass du hier draußen sitzt und auf mich wartest. Es ist später geworden, als ich gedacht hatte. Ich konnte leider nicht früher weg.“ Er machte eine Pause und sah sich um. „Wo ist deine Mutter?“
    „Sie ist ins Bett gegangen.“
    „Oh.“
    Tessa versuchte, aus seinem Gesicht schlau zu werden, aber es gelang ihr nicht. Das war nichts Ungewöhnliches. Als Kind war ihm beigebracht worden, sich seine Gefühle nicht anmerken zu lassen.
    „Mom hat dir ein Bett bezogen, am Ende des Flurs.“ Sie wartete wieder, wie er reagieren würde. Er sieht etwas verwirrt aus, dachte Tessa, aber auch dieser Gesichtsausdruck verschwand schnell.
    Tessa stand auf. „Möchtest du etwas zu trinken? Ich habe Limonade gemacht.“
    „Das wäre schön. Hier draußen fühlt es sich an wie in der Sauna, aber drüben in Richmond ist es noch heißer. Wenigstens weht hier ein Lüftchen.“
    Tessa gab ihm Zeit, es sich bequem zu machen, und hantierte in der Küche. Als sie wieder mit zwei Gläsern kalter Limonade auf die Veranda zurückkam, entspannte er sich. Seine Augen waren geschlossen, und den Kopf ließ er in den Nacken fallen. Er sah älter aus als sonst, und er schien noch müder, als sie ursprünglich gedacht hatte.
    „Daddy?“
    Er öffnete die Augen und lächelte sie an. „Hole nur Schlaf nach.“
    „Schläfst du nicht gut zu Hause?“
    „Ich glaube, ich schlafe nicht so gut wie sonst immer. Vielleicht ist es die Hitze.“
    Das bezweifelte sie, denn das Haus in Windsor Farms hatte eine Klimaanlage, die in vier verschiedene Zonen einzuteilen war. Die Luft in ihrem alten Zuhause war so fein abgestimmt wie die im Museum für Moderne Kunst.
    „Ist dein Termin gut gelaufen?“, fragte sie.
    „So gut, wie diese Sachen eben laufen können.“
    Diese Bemerkung sah ihm nicht ähnlich. Billy beschwerte sich kaum oder zeigte, dass er unglücklich war. Sie vermutete, diese Tatsache und ein riesiger blinder Fleck auf ihrer Seite waren die hauptsächlichen Gründe, warum sie nie erfasst hatte, dass die Ehe ihrer Eltern so blutleer und

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