Sommer der Entscheidung
war, ob er wusste, was er tat.“
„Oh, ich fürchte, das wusste er.“
Cissy wandte sich ab. „Ich habe ihn ordentlich gekratzt. Das war alles, was ich tun konnte. Hinterher tat es ihm leid, und er bat mich, es nicht Zeke zu erzählen.“
„Hast du es ihm erzählt?“
Cissy schüttelte den Kopf. Sie sah traurig aus. „Ich glaube nicht, dass er möchte, dass ich es ihm erzähle, wissen Sie.“
„Hast du daran gedacht, zur Polizei zu gehen?“
Jetzt schüttelte Cissy den Kopf, als wäre es das Letzte, an das sie gedacht hatte.
„Wie kann ich beweisen, dass ich nicht gewollt habe, was er tat? Er sagte, dass, wenn ich zur Polizei ginge, er schwören würde, dass ich ihn aufgefordert hätte. Und wer würde mir schon glauben? Keiner kennt mich hier. Ich bin hier niemand.“
Tessa tat es leid, dass das Mädchen den Mann nicht angezeigt hatte, aber sie verstand auch, warum Cissy die ganzen Monate die Wahrheit für sich behalten hatte. Sie sah auch, welchen Schaden dieses Geheimnis angerichtet hatte. „Und das Baby?“
„Ich habe es genau ausgerechnet. Wenn das Baby dann kommt, wie der Arzt es sagt, dann ist es von Zeke. Wenn es später kommt, dann …“
Cissy setzte sich wieder.
„Hast du es deinem Arzt gesagt?“
„Nein. Ich habe ihn einfach nur gefragt, wann ich es empfangen habe, wissen sie.“
Das Wort passte nicht. Es war zu erwachsen für ein kleines Mädchen, das immer noch versuchte, die Welt zu verstehen, nachdem sie etwas durchmachen musste, das sie nicht verdient hatte.
„Und was hat er gesagt?“
„Bevor ich ver… vor Lucas. Zwei Wochen vorher. Odervielleicht sogar drei.“
Tessa nahm ihre Hand. „Ist das der Grund, warum du Zeke nicht heiratest?“
„Er hat mich schon von Anfang an gefragt. Er will mich heiraten.“
„Und du?“
Die nächsten Worte sprach Cissy so leise, dass Tessa sie kaum verstehen konnte.
„Was ist, wenn das Baby nicht von ihm ist? Was ist, wenn der Arzt sich irrt?“
„Hast du in der letzten Zeit eine Ultraschalluntersuchung gehabt?“
Cissy nickte.
„Sie können das Alter genau bestimmen, Cissy. Ganz besonders im späteren Teil der Schwangerschaft. Wenn der Arzt sagt …“
„Was, wenn er sich irrt ?“
Tessa zog das Mädchen neben sich auf das Sofa. „Was ist, wenn du Zeke die Wahrheit erzählst, Liebes?“
Cissy protestierte nicht. Sie schüttelte nur niedergeschlagen den Kopf. „Ich weiß es nicht.“
„Aber hast du darüber nachgedacht?“
„Zuerst nicht. Ich dachte, das kann ich ihm niemals erzählen. Was wäre, wenn Zeke denkt, dass ich Lucas … wissen Sie?“
„Hast du ihm jemals einen Grund gegeben, zu denken, dass du ihm untreu bist?“
„Nein!“
„Was denkst du jetzt?“
Cissy verknotete ihre Finger auf ihrem Bauch. „Ich habe drei Möglichkeiten. Ich kann ihm alles erzählen und schauen, was er sagt. Ich kann ihn heiraten und ihn den Rest meines Lebens belügen. Oder ich kann ihn jetzt auf der Stelle verlassen,bevor das Baby kommt.“
Offensichtlich hatte sie sich über die verschiedenen Möglichkeiten einige Gedanken gemacht. Tessa bohrte weiter. „Ich glaube nicht, dass du sehr gut mit der zweiten Erwägung leben kannst.“
„Ich habe es ja schon versucht, mit ihm zusammenzuleben, ohne ihm die Wahrheit zu sagen, und es funktioniert nicht.“
„Ich weiß. Und Möglichkeit Nummer drei bedeutet, dass du ihm nicht vertraust, dass er die Wahrheit verträgt und sich darüber seine eigene Meinung bildet.“
„Ich muss es ihm sagen.“ Cissy starrte auf ihre Finger. „Ich weiß einfach nicht, wie ich es ihm allein sagen kann.“
Tessa hatte vom ersten Moment an gewusst, dass dieses Mädchen sie in Beschlag nehmen würde. Aber sie hatte nicht geahnt, dass Cissy ihr Leben noch komplizierter machen und von ihr Dinge erwarten würde, die sie noch nicht bereit war zu tun. Bei ihrem ersten Treffen hatte Tessa sich hinter all ihren Vorbehalten abgeschottet, aber nun saß sie hier mit dem Mädchen und wollte ihr helfen. Sie wusste genau, was sie zu tun hatte.
„Natürlich gehe ich mit dir mit“, sagte Tessa. „Würde dir das helfen?“
Cissy nickte kurz. „Was ist, wenn er mich rauswirft?“
Tessa nahm ihre Hand und drückte sie. „Dann kommst du erst einmal zu uns, und dann überlegen wir gemeinsam, was wir tun können. Wir lassen nicht zu, dass dir etwas passiert, Cissy. In diesem Haus gibt es keine Frau, die das zulassen würde. Wir passen auf, dass dir und dem Baby nichts passieren wird.“
„Ich habe nie
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