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Sommer der Entscheidung

Sommer der Entscheidung

Titel: Sommer der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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etwas getan, wissen Sie, dass ich diese Hilfe von Ihnen verdienen würde.“
    „Du brauchst auch nichts zu tun. Es geht nicht darum, etwasverdient zu haben. Darum geht es im Leben nicht. Wir machen uns Sorgen um dich. So einfach ist das.“
    Tränen funkelten in den blonden Wimpern des Mädchens. „Ich glaube, dann habe ich einfach nur Glück.“
    Zeke hatte eine kleine Werkstatt in einer Ecke einer Scheune auf dem Claiborne-Hof, wo er Saiteninstrumente reparierte. Er freute sich so sehr, Tessa und Cissy zu sehen, dass er sofort anbot, Tessa alles zu zeigen und sie herumzuführen. Aber sie lehnte ab, weil sie die Wahrheit keinen Moment länger verbergen wollte. Cissy war bereit, ihm alles über Lucas zu erzählen, und Tessa wollte sie nicht durch eine Verzögerung entmutigen.
    „Gibt es einen ruhigen Ort, an dem wir uns unterhalten können?“, fragte Tessa.
    Zeke sah sie irritiert an, aber dann führte er die beiden Frauen zu einer grob gezimmerten Holzbank, die unter einer Weide am Ententeich stand. Es hatte aufgehört zu regnen, und er trocknete die Sitzfläche mit einem großen gemusterten Taschentuch ab, obwohl sich keine der beiden Frauen hinsetzen wollte.
    „Cissy, geht es dir nicht gut?“, fragte er. Seine Aufgeregtheit war verschwunden, jetzt war er einfach nur besorgt. Wenn er bisher nicht Cissys rote Augen bemerkt hatte, jetzt fielen sie ihm sicherlich auf.
    Cissy sah auf ihre Hände, die sie über ihrem Bauch zu Fäusten geballt hatte.
    „Zeke, ich muss dir etwas sagen, und ich muss es schnell sagen. Also lass mich bitte.“
    Er antwortete nicht. Er berührte nur kurz ihre Hand, als wisse er, dass sie Ermunterung brauchte. Tessa war beeindruckt. In dieser Geste sah sie, wie in allem, was sie jetzt von ihm kennengelernt hatte, die Einfühlsamkeit und Reifedes jungen Mannes.
    „Der Abend, letzten Winter, als du zu deiner Mutter ins Krankenhaus gefahren bist und ich alleine auf der Party geblieben bin? Na ja, in der Nacht habe ich Lucas nach Hause gefahren, weil er so viel getrunken hatte. Ich stieg aus, um ihn ins Haus zu bringen, und er … er …“ Sie rang mit ihren Händen und fing an zu schluchzen.
    Zeke wurde blasser. „Was hat er getan? Was hat er gemacht?“
    Aber Cissy weinte so sehr, dass sie ihm nicht antworten konnte.
    „Er hat sie vergewaltigt“, sagte Tessa nun, „und Cissy hatte Angst, es dir zu erzählen.“
    „Ich habe versucht, mich zu wehren. Ich habe ihn ordentlich gekratzt, aber er ließ mich nicht …“
    Zeke nahm sie und zog sie an seine Brust. „Cissy … warum hast du mir das nicht gesagt?“
    „Ich … konnte es einfach nicht.“
    Zeke rannen jetzt auch die Tränen über die Wangen.
    Er weinte und hielt Cissy noch fester umschlungen. „Ich wusste … ich wusste, dass etwas passiert war. Aber du wolltest es mir nicht erzählen. Ich habe versucht, dich dazu zu bekommen, es zu …“
    „Ich hatte Angst.“
    „Er ist derjenige, der Angst haben sollte!“
    „Er ist fort. Er fuhr gleich danach weg. Wahrscheinlich dachte er, ich würde es dir erzählen, nehme ich an, und dann war er so klug und … ging irgendwo anders hin.“
    „Ich hatte mich gefragt, wohin er so schnell verschwunden ist.“ Er schluckte zwei Mal. „Niemand konnte mir das sagen … aber ich werde ihn finden!“
    „Nein!“ Cissy wand sich aus seiner Umarmung. „Nein. Lucas hat uns schon genug angetan, findest du nicht auch,Zeke? Wenn du ihm etwas tust, wenn du ihn umbringst, dann wird die Polizei dich verfolgen. Ich dachte, ich müsste sterben, wenn ich es dir erzähle. Ich hatte mehr Angst, es dir zu sagen, als Angst, dich zu heiraten.“
    Die Wahrheit schien ihm jetzt erst in vollem Umfang bewusst zu werden. „Und das Baby?“
    Sie schüttelte den Kopf. Sie sah fürchterlich aus. „Der Arzt sagt, es ist unseres. Dass wir es gezeugt haben, bevor das mit Lucas passierte. Bevor er mich angriff. Aber was ist, wenn der Arzt sich irrt, Zeke? Was ist, wenn das Kind nicht von dir ist? Kannst du jetzt verstehen, warum ich dich nicht heiraten wollte? Warum ich Nein gesagt habe, als du mich gefragt hast? Verstehst du es jetzt?“
    Er war erschüttert. Er streichelte mit seiner Hand über ihren Bauch. Dann noch einmal und wieder und wieder.
    Cissy schluchzte. Die Seufzer kamen tief aus ihrem Inneren.
    Er sah sie an. „Das ist mein Baby.“
    „Und wenn nicht?“
    „Ich sagte, es ist mein Baby. Kein anderer Mann kann es für sich beanspruchen. Ich bin der Mann, der dich liebt, der sich um dich kümmert,

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