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Sommer der Entscheidung

Sommer der Entscheidung

Titel: Sommer der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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auftragen zu können, aber dafür war jetzt keine Zeit mehr. Sie toupierte sich die Haare, steckte die frisch gebügelte weiße Bluse in den Bund ihrer Leinenhose und ging hinaus, um ihren Mann zu suchen.
    Billy saß mit Tessa in der Küche und nippte an einem getöpferten Becher mit heißem Kaffee. Tessa trug schwarze Joggingshorts und ein Sporttop. Über ihre Schulter hing einweißes Handtuch, mit dem sie sich den Schweiß von der Stirn wischte.
    Billy sah auf und lächelte. Er stand kurz auf, um Nancy zu begrüßen. „Tessa hat mir gerade erzählt, dass sie mit dem Joggen angefangen hat.“
    „In dieser Hitze wird sie eine Herzattacke bekommen“, sagte Nancy und bedeutete ihm, sitzen zu bleiben. „Aber auf mich hört sie ja nicht. Willst du es nicht einmal versuchen?“
    „Ich finde es toll“, sagte Billy. Mit einem Schluck Kaffee spülte er sein Lächeln fast völlig hinweg. „Du siehst frisch aus, Nancy. Als könnte der Tag anfangen.“
    „Ich mache es mir so bequem wie möglich.“ Sie versuchte, wie eine verwöhnte Lady zu klingen. Sie erzählte ihm nicht, dass sie und Tessa erst gestern den Traktor ihrer Mutter dazu benutzt hatten, den Hühnerstall an eine andere Stelle im Hof zu transportieren. Zuvor hatten sie alle Zaunpfähle einsammeln und die Hühner in den Wagen scheuchen müssen. Unter Helens scharfen Blicken hatten sie anschließend diese ganze lächerliche Geschichte wieder aufbauen müssen. Danach waren sie, um sich eine kleine Atempause zu gönnen, aufs Dach geklettert und hatten die rostigen Dachrinnen gesäubert, in denen sich die Blätter eines ganzen Jahrzehnts befunden hatten.
    „Geht es dir gut?“, fragte er.
    Sie schalt sich dafür, dass sie enttäuscht war, dass er sie zur Begrüßung nicht geküsst hatte. Er war nicht schüchtern, aber Billy war auch nie demonstrativ gewesen, was seine Zuneigung anging. Er war charmant, galant und behandelte Frauen mit Respekt. Seine Mutter, die auch aus den Südstaaten stammte, konnte stolz auf ihr einziges Kind sein.
    „Mir ist heiß, und ich wette, dir ist auch warm“, sagte Nancy. „Es tut mir leid, dass meine Mutter sich weigert, eine Klimaanlage einbauen zu lassen, noch nicht einmal eine kleinefür das Fenster. Ich bin sicher, dass du dir jetzt wünschst, sie wäre nicht so starrköpfig.“
    „Es kommt ein wenig frische Luft durch das Fenster. Mir geht es gut.“
    „Wir haben den ganzen Mittwoch damit verbracht, die Sachen wegzuräumen, damit hier ein bisschen Durchzug ist“, sagte Tessa. „Ich habe einige Fensterrahmen in die Stadt gebracht, um neue Fliegengitter einsetzen zu lassen. Gram und Mom haben die anderen, die nicht in solch einem schlechten Zustand waren, geflickt. Sie sehen aus wie verrückte Quilts. Sehr künstlerisch.“
    Nancy betrachtete ihren Ehemann wieder und wieder, fast in der Hoffnung, er sei ebenfalls sichtbar gealtert. Aber Billy sah aus wie immer. Er war groß, hatte breite Schultern, die er fast immer aufrecht hielt, und seine Hüften waren über die letzten zehn Jahre nur unwesentlich breiter geworden. Früher war sein Haar dunkel, jetzt war es stahlgrau, aber immer noch dicht, was für einen Mann, der bald in Rente ging, bemerkenswert war. Seine Augen hatten immer noch die ungewöhnliche silberbraune Farbe wie ein Stein, der mit Glimmer durchsetzt war.
    Billy achtete auf sich, aber nicht mit der Obsession, mit der es so viele andere Männer aus ihrem Country Club taten. Seine meiste Freizeit verbrachte er damit, den James River hinunterzupaddeln oder über Felder und Moore zu spazieren, um die Liste der Vögel, die er gesichtet hatte, zu vervollständigen. Er war ein guter Mann, ein gut aussehender Mann, und Nancy liebte ihn vorbehaltlos. „Möchtest du noch eine Tasse Kaffee, Mom?“, fragte Tessa.
    Irritiert bemerkte Nancy, dass sie vor sich hingestarrt hatte. „Ich hatte genug, danke. Hast du deinem Dad frischen gemacht?“ Bevor Tessa antworten konnte, wandte sich Nancy an ihren Mann. „Wenn ich gewusst hätte, dass du sofrüh kommst, hätte ich ein paar Muffins gebacken.“
    „Nur keine Umstände“, sagte Billy. „Das ist okay.“
    Tessa entschuldigte sich und verließ den Raum, um sich umzuziehen. Nancy bemerkte es kaum. „Aber ich weiß doch, dass du deinen Kaffee gerne stärker trinkst als wir.“
    „Kein Problem.“ Er setzte die Tasse ab. „Das Haus sieht viel besser aus, als ich gedacht hätte.“
    Nancy musste zugeben, dass das Farmhaus jetzt fast so aussah, als wäre es nur ein wenig

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