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Sommer der Entscheidung

Sommer der Entscheidung

Titel: Sommer der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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Woche waren die alten Vorhänge zu den anderen Sachen auf den Anhänger geworfen worden.
    „Ich werde mir als Nächstes die Wände vornehmen, wenn ich schon mal dabei bin“, erzählte Nancy Tessa, „also mach dich auf etwas gefasst.“ Sie scheuchte Tessa aus dem Raum und bestand darauf, dass sie bei der Generalüberholung nicht dabei sein sollte. Auf diese Weise hätte Helen nur Grund, um auf eine von ihnen böse zu sein.
    Da die Temperatur spürbar gesunken war, entschloss sich Tessa, mit dem Dachboden weiterzumachen. Sie und Nancy brauchten Stauraum für die Dinge, die sie nicht wegschmeißen konnten, ohne dass Helen sich selbst auf dem Müllhaufen opfern würde – eine hinduistische Witwenverbrennung á la Shenandoah.
    Der Dachboden schien dafür die beste Möglichkeit zu sein, allerdings hieß das, dass Tessa ihn erst leer räumen musste. Glücklicherweise war der Raum groß mit hohen Decken, recht gut durchlüftet, da die Fenster einen Durchzug ermöglichten. Ein erstaunlich moderner Ventilator sorgte darüberhinaus für kühlere Luft. Heute würde sie mindestens für eine kurze Weile dort oben arbeiten können.
    Im dritten Stock sah es nicht anders aus, als es in den anderen ausgesehen hatte, als sie angekommen waren. Sie hatte es geahnt. An einigen Stellen stapelten sich die Kisten und Haufen bis zur geneigten Decke. Tessa fragte sich, was sie hier wohl alles finden würde. Vielleicht sollte sie eine Liste mit Insekten, Schlangen und Nagetieren führen, die sie entdecken würde.
    Sie verschaffte sich einen Überblick über die Haufen, um festzustellen, ob es hier irgendeine bestimmte Ordnung gab. Bei näherem Hinsehen stellte sich heraus, dass dieses Durcheinander mehr oder weniger nach denselben Kriterien wie unten sortiert war. Zumindest enthielten die Kisten einen ähnlichen Inhalt. Papier in der einen Ecke, zerbrochenes Steingut in der anderen, fröhlich gemusterte Stoffreste waren säuberlich in einem anderen Karton weiter hinten untergebracht.
    Sie hielt inne, als sie gerade dabei war, eine Kiste wieder zu den anderen zu stellen. Sie beugte sich hinunter, um besser sehen zu können, was genau sie enthielt, und klappte den Deckel wieder auf. Sie nahm ein Stück Stoff heraus und betrachtete es. Auf dem Rechteck waren große, abstrakte Erdbeeren in leuchtendem Rosa und Rot aufgedruckt. Sie richtete sich auf und ging zum Fenster, wo das Licht besser war.
    „Futtersäcke.“ Sie lächelte, als sie das Stück Stoff erkannte. Jemand, vielleicht ihre Großmutter, vielleicht eine Frau, die aus einer noch früheren Generation stammte, hatte einen Sack wegen des Stoffes aufgetrennt. Tessa konnte noch die Stiche erkennen. Dann war er wahrscheinlich gewaschen, gebügelt und gefaltet worden, um den Stoff später noch einmal zu verwenden.
    Für einen Moment presste Tessa das Stoffstückchen an ihrHerz, ohne darüber nachzudenken. Sie war sich nicht sicher, warum gerade dieses Stück sie anrührte, wo sie doch so viele Dinge über die letzten Wochen in der Hand gehabt hatte. Es lag an der Sorgfalt, mit der der Stoff behandelt worden war, die Begeisterung, mit der der Sack aufgetrennt worden war. Sie stellte sich vor, wie eine Frau, die es gebügelt und gefaltet hatte, in den Laden gegangen war, um diesen bestimmten Sack mit Mehl oder Hühnerfutter zu kaufen, weil er dieses Muster oder diese Farbe hatte, die ihr gefiel. Die Frau wusste wahrscheinlich schon, was sie später daraus nähen wollte: Kleidung für die Kinder oder eine warme Decke. Eine Frau, die nicht nur wenig hatte, sondern aus dem Wenigen, was ihr zur Verfügung stand, in der Lage war, ein Kunststück zu machen. Sie legte den Sack wieder sorgfältig gefaltet zurück und schob den Karton zur Treppe. Sie dachte daran, sich gemeinsam mit Helen später den ganzen Karton anzusehen. Das würde ihr Spaß machen.
    Einige der Futtersäcke waren schon in kleine Rechtecke und Streifen aufgetrennt worden. Sie fragte sich, ob ihre Großmutter noch wusste, wo die anderen Stücke der Säcke hingekommen waren. Der Karton mit dem Stoff erinnerte sie an etwas anderes, das sie hier oben zu finden hoffte. Ihre Großmutter sprach davon, dass hier der Wedding-Ring-Quilt liegen sollte, den sie als Kind so sehr geliebt hatte. Sie blickte sich im Raum um und überlegte, wo sie zuerst suchen sollte. Sie nahm an, dass ihr noch eine halbe Stunde blieb, bis es hier oben zu heiß sein würde, um weiter aufzuräumen.
    An der Wand standen drei alte Truhen, die unter Pappkartons

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