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Sommer der Entscheidung

Sommer der Entscheidung

Titel: Sommer der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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gelesen hatte, und Tessa verschwand, um gleich darauf mit einem großen weißen Bündel im Arm wiederzukommen.
    „In diesem Laken war es eingewickelt, also habe ich es lieber mitgebracht.“ Sie legte das Paket auf den Tisch in der Ecke und begann, es vorsichtig auszuwickeln.
    Tessas Bewegungen waren fließend. Helen nahm an, dass die natürliche Grazie und aufrechte Körperhaltung ihrer Enkelin von Billys Seite stammten. Keine der Stoneburner-Frauen hatte die Zeit gehabt, weder das eine noch das andere zu entwickeln, während Billys Mutter und Großmutter beides auf Debütantinnenbällen beim Kotillon geübt hatten. Helen sah Tessa dabei zu, wie sie das Laken auseinanderfaltete und es glättete, so dass die Enden über den Tischrand herunterhingen. Sie bewegte sich wie eine Tänzerin oder wie eine sehr gute Pantomime.
    Danach faltete Tessa den Quilt auseinander und breitete ihn über dem Laken aus.
    „Das war, als hätte man einen alten Freund wiedergetroffen, von dem man befürchtet hatte, dass er weggezogen sei, ohne seine neue Adresse zu hinterlassen.“ Als sie fertig war, trat sie einen Schritt zurück. „Hier liegen jetzt einige Erinnerungen.“
    Dazu hätte Helen ihr ein oder zwei Dinge erzählen können, aber sie blieb still sitzen, während Nancy hinüberging, um den Quilt zu begutachten. „Na, die Stiche sehen nicht wie deine aus, Mama. Aber ich muss sagen, sie sind auch nicht schlecht. Gut war ich nicht, aber auch nicht schlecht.“
    „So viele Farben und Muster.“ Tessa ließ ihre Hand leicht über die Oberfläche fahren. „Aber er ist richtig kaputt. Schlimmer, als ich es in Erinnerung hatte.“
    Schließlich stand Helen auf. Sie ging zum Tisch, um sich den Quilt ebenfalls anzusehen. Er war ungefähr zwei mal zwei Meter dreißig groß. Sie war sich nicht sicher, warum sie diese Maße gewählt hatte, jedenfalls hielt sie es für eine vernünftige Standardgröße. Wovon hatte sie schon eine Ahnung gehabt, als sie nur ein armer Teenager mit großen Hoffnungen für ihre Zukunft war? Und wie viel Zeit hatte sie schließlich gehabt? Ihr Ziel war es, den Quilt vor ihrer Hochzeit fertig zu stellen. Aus irgendeinem Grund war ihr das wichtig gewesen.
    „Es sind zwei Eheringe“, sagte Helen. „Es gibt den einzelnen Ehering, der viel einfacher ist. Dann gibt es den doppelten Ehering, das Muster kommt am häufigsten vor. Das hier ist ein doppelter. Ich fing an, ihn zusammenzunähen, als ich noch ein Mädchen war. Meine Mutter hielt es für ein gutes Muster zum Lernen, weil man dafür Geduld braucht. Es ist schwierig, die gekrümmten Nähte akkurat hinzubekommen.“
    „Ach ja?“, fragte Nancy.
    „Hier ist er kaputt, und hier …“ Tessa berührte den Quiltjetzt nicht, sie zeichnete den Schaden nur mit einem Finger in der Luft nach. „Ein Teil des Stoffs sieht aus, als löse er sich auf.“
    „Es ist schon eine Schande“, sagte Helen, „wie du und deine Mutter alles wegwerft, was nicht mehr glänzt und glitzert. Sieht so aus, als würdet ihr mich auch raus auf Claibornes Pferdeanhänger werfen, bevor ich einen Ton von ‚Dixie‘ pfeifen kann. Es überrascht mich, dass du ihn noch nicht auf den Müll geworfen hast, sondern ihn hier herunterbringst.“
    „Ich habe ihn dir damals nicht zurückgebracht, damit wir ihn einfach so auf den Anhänger werfen“, antwortete Nancy. „Du weißt, dass ich ihn dir hergebracht habe, damit du ihn dir ansiehst, ob man ihn noch flicken kann. Ich dachte, das hättest du schon vor langer Zeit getan. Aber als ich dann nichts mehr davon gehört habe, habe ich ihn, glaube ich, einfach vergessen.“
    „Es ist ein Erbstück“, stellte Tessa fest, „kein Stapel ungelesener Zeitungen.“
    Helen kochte immer noch, weil sie sich schon wieder einmischten. Sie wollte noch nicht nachgeben. „Ihn zu flicken wäre viel Arbeit. Außerdem muss ich sagen, dass ich nicht weiß, wie ich das anstellen sollte. Ich mache die Oberdecke aus Flicken, und dann nähe ich sie mit dem Vlies und der Unterseite zusammen. Manchmal habe ich den Saum neu eingefasst, wenn er dünn wurde, aber mehr kann ich nicht.“
    „Ich nehme an, wir könnten ihn auftrennen und dann noch einmal neu machen“, sagte Nancy.
    „Hat keinen Sinn. In derselben Zeit könntest du einen ganz neuen Quilt machen.“
    Tessa hob eine Ecke der Decke an, fast ehrfurchtsvoll. Es sah ihr nicht ähnlich, aber Helen war gerührt. Ihr war nicht klar gewesen, wie viele Erinnerungen ihre Enkelin mit diesem Quilt verband.
    „Es

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