Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommer der Entscheidung

Sommer der Entscheidung

Titel: Sommer der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
Vom Netzwerk:
stand auf. „Es gibt eine Stelle mit Brombeeren am Bach. Wenn ich vom Joggen zurückkomme, gehe ich daran vorbei und pflücke uns welche für die Waffeln.“
    Nancy kniff die Augen zusammen, dann entspannte sich ihr Gesicht. „Auf mich hört ja sowieso niemand.“
    Tessa war froh, dass sie nicht allzu ernst dabei klang.
    Helen sah ihrer Tochter dabei zu, wie sie am Waffeleisen herumfuhrwerkte. „So wie es aussieht, hast du das letzte Mal genau auf diesem Tisch Waffeln gebacken.“
    „Seitdem habe ich schon einige Male welche gemacht.“
    „Wann?“
    Nancy spießte eine halbe Waffel mit einer Gabel auf und legte sie auf einen Teller. Sie schien mit ihrem Produkt unzufriedenzu sein. „Als Tessa zwei Jahre alt war, glaube ich.“
    „Erinnerst du dich, als ich das Waffeleisen geschenkt bekam?“
    Nancy machte die Oberfläche sauber, bestrich sie noch einmal mit Fett und schloss das Eisen, damit es sich wieder aufheizen konnte. „Das war vor der Zeit, als Teflon aufkam, das ist schon mal klar.“
    Die rückwärtige Tür ging auf, und Tessa kam herein. „Die Brombeeren sind genau richtig reif. Aber ich schätze, ich habe unten am Weiher nur halb so viele pflücken können wie sonst in einem guten Jahr.“ Sie legte die Plastiktüte, in der sich ungefähr zwei Tassen Beeren befanden, auf den Tisch. „Wow, ist das schon heiß da draußen.“
    „Du wirst zu einer Pfütze zerschmelzen“, sagte Helen. „Und das ist eine ganz schön mickrige Ausbeute an Beeren. Wir hatten schon Jahre, da waren es so viele, dass wir nicht genügend Plastiktüten hatten, um sie alle nach Hause zu tragen.“
    Nancy ging zum Kühlschrank und schenkte ihrer Tochter ein Glas Orangensaft ein. „Du hast noch genügend Zeit, dich abzukühlen, bevor die Waffeln fertig sind.“
    „Ich geh mich schnell waschen. Ich bin in einer Minute zurück.“
    „Wie sieht die Badestelle aus?“ Helen ließ den Sirup auf ihre Waffel laufen und füllte dann drei große Esslöffel Beeren darauf.
    „Welche Badestelle?“
    „Die auf der anderen Seite vom Weiher. Kayley hätte sie dir zeigen können. Sie hatte mich einmal auf sie aufmerksam gemacht. Sie und Mack hatten sie auf einem Spaziergang entdeckt.“
    „Ich erinnere mich an keine Badestelle“, sagte Tessa.
    Helen achtete darauf, ob sich Tessas Gesichtsausdruck veränderte, wenn sie ihre Urenkelin erwähnte. Helen sah es nicht ein, warum das Thema immer noch tabu war. Sie ignorierte Nancys warnenden Blick.
    „Du hast es nur vergessen“, sagte Helen. „Ich erinnere mich daran, dass sie dir davon erzählte. Du hast es verdrängt, irgendwo in deinem Kopf unter ‚Vergangenes‘ abgeheftet.“
    „Kann sein.“ Tessa sah auf. „Wo genau ist die Stelle am Weiher? Kann man richtig darin schwimmen?“
    Helen fand, die Konversation liefe gut. Ihre Enkelin hatte sich nicht wie sonst vollständig vom Gespräch zurückgezogen, als Kayleys Name erwähnt wurde. „Eher wie ein Kneippbad, es sei denn, es hat viel geregnet. Dann geht einem vielleicht das Wasser bis zur Schulter. Aber es war tief genug, so dass die ganzen Jungen, die an der Fitch Crossing Road wohnten, dorthin kamen, um sich abzukühlen. Es war näher, als ganz hinunter bis zum Fluss zu gehen.“
    „Warum sind sie nicht bei uns im Teich schwimmen gegangen?“
    „Beißende Schildkröten, so groß wie Radkappen.“
    Tessa hielt die Gabel auf halbem Wege zum Mund. „Immer noch?“
    Helen zuckte mit den Schultern. „Die Dürre hat sie vielleicht vertrieben, aber wahrscheinlicher ist, dass zu viel Regen sie eher verscheuchen würde. Es wäre mir recht, wenn sie verschwinden. Dann hätten wir wieder Entenküken.“
    „Den Badeteich hatte ich fast ganz vergessen“, sagte Nancy. „Einmal hast du mich dort mit einem Jungen erwischt und mir fast bei lebendigem Leibe das Fell über die Ohren gezogen.“
    Helen blickte finster. „Weil du mir nicht erzählt hast, wohin du gehst, und es dir Spaß gemacht hat, mich zu Tode zu erschrecken.“
    „Mom, warst du etwa nackig baden?“ Tessa lächelte. „War Gram deswegen wütend?“
    „Nein, aber ich hatte meine Hausarbeit geschwänzt. Und nichts machte deine Großmutter wütender als das. Noch nicht mal, wenn ich wirklich nackt gebadet hätte.“
    „Es gab weit und breit niemanden, der mir mit der Hausarbeit hätte helfen können. Ich musste alles allein machen“, sagte Helen geradeheraus. „Und ich hatte alle Hände voll zu tun.“
    Nancy legte ihre Hand auf die ihrer Mutter. „Das wusste ich

Weitere Kostenlose Bücher