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Sommer der Entscheidung

Sommer der Entscheidung

Titel: Sommer der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
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platzten. „Ich kenne sie nicht“, sagte sie. „Ich kenne keinen Einzigen.“
    „Ich auch nicht“, stimmte ihr Cuddy zu, obwohl er es sehr wohl tat. „Lasst unsere Gäste raten und Mama auch.“
    Delilah hatte sich auf einen Stuhl gesetzt, aber ihre Wangen glühten vor Aufregung. „Willkommen“, sagte sie zu den Pelsnickles. „Wir haben Apfelsaft und Süßigkeiten, Kuchenund Nüsse. Bedient euch.“
    Die Pelsnickles wurden lauter, und obwohl Delilah sich über ihre altertümlichen Scherze amüsierte, schien sie nach Luft zu ringen. Helen wusste, dass es an der Zeit, war, die Gäste etwas zu beruhigen.
    „Ich weiß, wer ihr seid!“ Sie deutete auf einen der Nachtschwärmer, der kleiner als die anderen war. „Jacob Sommers, nimm deine Maske ab!“
    Er nahm die Maske ab und es war Jacob, ein Freund von Obed, so, wie sie gesagt hatte. Die Pelsnickles lachten und schlugen sich gegenseitig auf die Schultern. Jacob zuckte mit den Schultern und streckte die Hand nach einem weiteren Erdnusshäufchen aus. Nacheinander nahmen die Jungs die Masken ab.
    Helens Herz schlug nun zu schnell. Sie hoffte, dass sie wusste, wer sich hinter dem letzten Monster verbarg. Er war so rund wie eine Kartoffel. Seine Kleidung war so dick ausgestopft, dass er wahrscheinlich einen Hügel herunterrollen konnte, ohne sich wehzutun. Die Maske war mit weißen und schwarzen Streifen bemalt, die Löcher für die Augen waren rot gerändert. Der Schlitz für den Mund war blau und schien zu lächeln.
    „Los, Lenny, rate“, sagte Tom.
    „Ich glaube, es ist Fate Henry“, sagte sie und deutete direkt auf seine Brust. „Ich glaube, dass Fate Henry irgendwo in diesem blöden alten Kostüm steckt.“
    Für einen Moment glaubte sie, sich zu irren, weil er sich nicht bewegte. Aber dann nahm auch er die Maske ab, und sie sah, dass sie tatsächlich recht gehabt hatte.
    Alle lachten und klatschten. Kurz danach standen die Gäste in Grüppchen beieinander, erzählten, aßen und tranken den Apfelsaft, den sie ausgeschenkt hatte. Aber Fate sah sie immer noch an.
    „Hast du einen Moment Zeit, um mit rauszukommen?“, fragte er sie.
    Sie sah ihre Mutter an und musste feststellen, dass Delilah ihnen schon eine Weile zugesehen hatte. Bevor sie fragen konnte, scheuchte Delilah sie mit einer Handbewegung ins Freie. Dann drehte sich ihre Mutter um und sagte etwas zu Cuddy. Cuddy begann, die Vogelscheuchen zusammenzutrommeln. Helen wusste, was als Nächstes kommen würde. Ihr Vater würde die Meute mit auf den Hof nehmen und ihnen den Mondschein zeigen. Dann würden sie gemeinsam den Weihnachtstag mit Knallfröschen beenden, so wie sie es jede Weihnacht machten.
    „Du verpasst den ganzen Spaß“, sagte sie zu Fate. „Daddy nimmt die anderen mit hinaus in den Hof.“
    „Ich bin lieber hier mit dir.“
    Helens Herz raste. „Ich hole eben meinen Mantel. Dein Hemd ist so dick ausgestopft, dir ist bestimmt nicht kalt.“
    „Ich warte vor dem Haus auf dich.“
    Ein paar Minuten später war sie draußen bei Fate. Wie konnte es sein, fragte sie sich, dass ein Mann, der so angezogen war, ihr solches Herzklopfen bereitete?
    „Bei wie vielen Familien wart ihr schon?“, fragte sie und bemühte sich, entspannt zu klingen, obwohl ihre Zunge viel zu groß für ihren Mund zu sein schien.
    „Nur bei einigen. Obed wollte, dass deine Mutter uns sieht, weil …“ Er sah weg.
    „Weil sie krank ist“, sagte Helen. Sie war noch nicht so weit, zuzugeben, dass ihre Mutter bald sterben würde.
    „Hm-hm. Sie hat sich darüber gefreut, oder?“
    „Ja, es hat sie gefreut. Sehr sogar.“ Helen wusste nicht, was sie als Nächstes sagen sollte. Was sagten Männer und Frauen, wenn sie miteinander sprachen? Sie konnte etwas darüber erzählen, wie sie das Haus sauber machte oder dieHühner fütterte und wie viel Stärke man auf ein Sonntagshemd sprühte, aber was sonst sollte sie sagen? Sie wusste nichts anderes zu erzählen. Was sagte Delilah zu Cuddy, wenn sie allein waren?
    „Hattest du schöne Weihnachten?“, fragte er.
    „Ja. War deines auch schön, Fate? Ich dachte, na ja, ich dachte, du wärest vielleicht schon früher zu uns herübergekommen. Ich wollte dich fragen, aber dann wusste ich nicht, ob …“
    „Ob was?“
    „Na ja, ob du vielleicht dachtest, dass ich zu forsch bin.“
    Er lächelte, und dann ging hinter dem Haus der erste Feuerwerkskörper hoch. Helen war erschrocken und zuckte zusammen, dabei berührte sie ihn.
    Fate hielt sie an den Armen fest, damit sie

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