Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sommer der Entscheidung

Sommer der Entscheidung

Titel: Sommer der Entscheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emilie Richards
Vom Netzwerk:
gehabt hatte.
    Sie wollte ihm diese Liebe geben, wenn er sie nur ließe.
    „Warum bleibst du nicht und hilfst mir, den Baum zu schmücken?“, fragte sie. „Das dauert nicht lange. Nur ein paar Minuten.“
    „Dir macht es nichts aus?“
    Sie hielt den Atem an. Sie war sich sicher, er würde ablehnen. Jetzt wusste sie nicht, was sie machen sollte.
    Sie nahm die Schachtel, um irgendetwas zu tun, und Fate nahm sie ihr sofort ab. „Natürlich macht es mir nichts aus. Ich kann Hilfe gebrauchen“, sagte sie.
    „Hier, lass mich.“
    Sie ließ ihn die Schachtel halten, nun noch verwirrter, weil sich ihre Handgelenke berührt hatten. „Oben habe ich noch mehr, was wir dranhängen können. Machst du die Schachtelauf und legst die Sachen raus, während ich die anderen hole?“
    „Klar.“
    Einige Minuten später kam Helen mit den kleinen Quilt-Rechtecken wieder, die sie genäht hatte. Während er die Schachtel auspackte, sah Fate sich den kleinen Weihnachtsschmuck an, als habe er nie zuvor solch schöne Dinge gesehen.
    Er deutete auf das Paket, das sie in der Hand hielt. „Was hast du da?“
    Schüchtern hielt sie die Hand auf und zeigte ihm einige gequiltete Stoffstücke. „Nichts Dolles, aber ich habe sie für Mama gemacht.“
    Er nahm eines der Rechtecke in die Hand, eine winzige Jacob’s Ladder, und sah es sich näher an. „Du könntest alle Rechtecke zusammennähen und daraus einen Quilt für eine Puppe nähen.“
    „Ich mag quilten lieber als alles andere.“
    „Hast du schon welche genäht?“
    „Glaub schon.“ Sie war sich nicht sicher, was sie da gerade überkam, warum sie plötzlich so mutig war, aber sie fügte hinzu: „Ich nähe schon an einem Hochzeits-Quilt – seit Jahren. Das Muster heißt Wedding Ring.“ Sie versuchte, gleichgültig zu gucken.
    „Warum dauert das so lange?“
    „Oh, ich nehme nur Stoff, der mir etwas bedeutet. Und jetzt spare ich Geld, damit ich mir ein bisschen von dem blauen Stoff kaufen kann, den es unten im Geschäft in Toms Brook gibt. Aber ich brauche ein paar Meter, deshalb muss ich noch warten.“ Sie zuckte mit den Schultern.
    „Blauer Stoff?“
    Der Stoff, den sie so gern gehabt hätte, war besonders hübsch. Er war so blau wie die Eier der Wanderdrossel undhatte in regelmäßigen Abständen weiße Karos. Jedes Mal, wenn sie in der Stadt war, und das passierte selten genug, ging sie in den Laden, in der Hoffnung, der Preis sei reduziert. Aber immer noch war der Stoff teurer, als sie sich leisten konnte. Ein Meter kostete vierzehn Cents, das war viel kostspieliger als normaler Kleiderstoff, fast doppelt so teuer.
    „Ich vertreibe mir die Zeit damit. Es ist aber etwas, auf das ich warten kann“, sagte sie. „Ich bin nur verrückt, das ist alles. Und ich nehme an, dass ich noch genug Zeit habe, weil ich noch nicht mal ans Heiraten denke.“
    Sie fing an, die Glasengel aus ihrem Papier zu nehmen, und Fate kam dazu, um ihr zu helfen. Sie besprachen, wo sie sie hinhängen wollten, was jetzt in Europa los war, da England mit Deutschland Krieg führte, und ob es morgen genug Schnee geben würde, damit Cuddy den Schlitten hinter den alten Ackergaul spannen könnte. Aber Helen hatte Angst, dass ihre Geschichte vom Hochzeits-Quilt zwischen ihnen in der Luft hing und plötzlich auf Fate herunterrauschen und ihn für immer aus dem Haus treiben würde. Ihre Angst, dass sie ihn verschreckt haben könnte, verdarb ihr die restliche Zeit, die sie mit ihm an diesem Tag verbrachte.
    Der Weihnachtsmorgen war schon ein Geschenk an sich. Helen wusste nicht, ob Delilah Tom und Obed erzählt hatte, was sie ihr zuvor gesagt hatte, oder ob Cuddy schon wusste, wie kurz die Lebenserwartung seiner Frau noch war. Aber ob es nun ausgesprochen worden war oder nicht, an diesem Tag versuchten alle, noch liebevoller und respektvoller miteinander umzugehen.
    Tom und Obed waren zu guten, starken Männern herangewachsen. Obeds wilde Zeiten wurden durch harte Arbeit und eine schöne Frau gemildert. Am Frühstückstisch gab er bekannt, dass er noch am Abend bei Dorothys Vaterum ihre Hand anhalten wollte.
    Helen fragte sich, ob Obed gerade jetzt die Hochzeit plante, damit seine Mutter sie noch miterleben konnte.
    Sie aßen Wurst von dem Schwein, das sie im Herbst geschlachtet hatten, und Brei von dem Mais, der von ihren Feldern stammte. Helen hatte zum Frühstück einen Kuchen gebacken, der voller Walnüsse steckte. Jedes Krümelchen war in den Mündern verschwunden, bevor sie vom Frühstückstisch

Weitere Kostenlose Bücher