Sommer der Liebe
denn nun zusammen?«
Sie sahen sich an, aber Sian konnte Gus’ Gesichtsausdruck nicht deuten. Waren das Entsetzen und Panik bei dem Gedanken, dass sie ein Paar waren? Oder etwas anderes? Ihr Herz, das während des Essens Achterbahn gefahren war, vollführte einen Satz abwärts.
»Äh … na ja …«, begann Gus.
»Mein Gott. Ich habe ins Fettnäpfchen getreten, oder?«, platzte Rollo heraus. »Seid ihr sicher, dass ihr keinen Absacker mehr trinken wollt? Ich weiß, es ist erst Mittag, aber wir haben schließlich einen guten Abschluss zu feiern!«
»Nein, wirklich, ich falle um, wenn ich noch mehr trinke«, sagte Sian. Sie hatte schon zwei Gläser Sekt und eineinhalb Gläser Rotwein getrunken, das reichte.
»Und wie geht es jetzt mit dem Buch weiter?«, fragte Gus und kehrte zum eigentlichen Thema zurück.
»Der Verlag rechnet alles durch und macht uns ein Angebot, das wir ablehnen …«
»Egal, wie hoch es ist?«, wunderte sich Sian.
»Ja. Akzeptiere niemals das erste Angebot, das ist die Grundregel.«
»Ich dachte, Emmanuel and Green wäre der einzige Interessent?«
»Na ja, im Augenblick schon, aber es gibt noch ein paar Verlage, denen ich das Buch gar nicht angeboten habe. Das könnten wir immer noch nachholen, wenn die Summe, die der Verlag bietet, nicht akzeptabel ist.«
»Wie lange werden wir warten müssen?«, fragte Sian.
Rollo zuckte mit den Schultern. »Weiß nicht. Es kann schnell gehen, oder sie lassen uns tagelang zappeln. Ich hoffe allerdings auf eine schnelle Reaktion.«
»Das ist alles so nervenaufreibend«, meinte Sian.
»Ja«, stimmte Gus ihr zu, »und irgendwie seltsam. Ich komme mir ein bisschen vor wie ein Sklave, der an den Meistbietenden verkauft wird.«
Rollo nickte. »Das ist ganz normal. Kein Grund zur Sorge. Ich werde dafür sorgen, dass wir ein gutes Geschäft machen.« Er zögerte. »Seid ihr wirklich sicher, dass ihr nichts mehr wollt? In dem Fall bestelle ich die Rechnung.«
Rollo beglich die Rechnung mit großer Geste und flachste mit dem Personal. »So«, meinte er, »kann ich euch im Taxi irgendwohin mitnehmen?«
Sian geriet ins Stottern, und Gus sagte: »Nein, danke, wir kommen zurecht.« Er bedankte sich noch einmal bei Rollo für die Unterstützung, und Sian schloss sich ihm an. Schließlich winkten sie dem Agenten zum Abschied nach.
»So, wir beide müssen uns unterhalten«, erklärte Gus, kaum dass Rollo ihren Blicken entschwunden war.
Sians Herz machte einen Salto, doch sie nickte tapfer. »Ja. Sollen wir in ein Café gehen?«
Gus schüttelte den Kopf. »Ich brauche frische Luft, irgendwo im Grünen. Ich kann in London nicht richtig denken.«
Sian lächelte. »Zum Glück kenne ich einen Platz, an den wir gehen können. Komm mit!«
Es dauerte nicht lange, bis Sian sie in einen kleinen abgelegenen Park geführt hatte, der sich hinter alten Gebäuden und einem neuen Büroblock verbarg und den man nur über eine schmale Gasse zwischen einem Pub und einer Anwaltskanzlei erreichte.
»Wow!«, sagte Gus. »Wer hätte das hier vermutet?« Er deutete auf die großen alten Bäume und auf die Blumenbeete; es gab Rasen, Bänke und eine Vogelbadewanne.
»Ich habe in dieser Gegend mal gejobbt. Hier habe ich immer mittags mein Sandwich gegessen«, erklärte Sian. »Ich bin nicht sicher, ob es früher nicht vielleicht mal ein Friedhof war.«
»Es ist eine Oase.«
»Ja. Sollen wir uns setzen?« Sie deutete auf eine Bank in der Nähe, wo Tauben nach Brotkrümeln suchten.
Gus sah sie entschuldigend an. »Würde es dir etwas ausmachen, wenn wir ein bisschen laufen? Dabei fällt es mir leichter zu reden.«
Sian ging lächelnd neben ihm her. Sie war schrecklich nervös.
Gus wollte ihr vielleicht nur für ihre Unterstützung bei den Verhandlungen danken.
Er nahm ihre Hand und hakte Sian auf altmodische Weise unter, sodass sie dicht bei ihm blieb. Sie spürte einen Anflug von Hoffnung. »Ich möchte mich bei dir dafür bedanken, dass du gekommen bist«, sagte er.
»Das war das Mindeste, was ich tun konnte. Ich hatte versprochen, dir zu helfen, und dann … habe ich es wieder zurückgenommen. Das war falsch. Ich musste das in Ordnung bringen.«
»Macht es Richard nichts aus, dass du hier bist?«
»Nein, er weiß es nicht.«
»Du bist hergekommen, ohne es ihm zu erzählen?«
»Ja.« Gus war stehen geblieben, hatte ihren Arm losgelassen und sah sie ernst an. »Gus, Richard und ich sind nicht zusammen. Das waren wir nie wirklich.«
»Nicht?« Er sah verwirrt aus. »Aber
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