Sommer der Liebe
mussten Rory und Gus sich irgendwann kennenlernen. Sian beschloss abzuwarten, wie ihr Sohn gelaunt war, wenn sie ihn abholte, und dann zu entscheiden. Sie wollte, dass er sich von seiner sonnigsten Seite zeigte, wenn er seinen Vater zum ersten Mal traf, selbst wenn keiner von beiden um die Bedeutung dieses Moments wusste.
Später an dem Tag, als es wirklich Zeit wurde, den Jungen abzuholen, machte Sian sich auf den Weg zu Emilys Haus. Rory kam Arm in Arm mit Annabelle herausgelaufen. »Mum!«, sagte er. »Kann Annabelle noch bei mir spielen?«
»Ich denke schon, Schatz«, erwiderte Sian und wandte sich an Jody. »Würde dir das passen? Rory war schon so oft bei euch.«
»Natürlich passt mir das«, erklärte Jody. »Und wir haben Rory gern bei uns. Einer mehr oder weniger spielt eigentlich keine Rolle, stelle ich oft fest.«
Wieder einmal bedankte Sian sich in Gedanken bei Fiona dafür, dass sie ihr Jody vorgestellt hatte. Die junge Frau war lustig, und es tat gut, eine gleichaltrige Freundin zu haben.
Jody und Sian unterhielten sich auf dem Weg zum Parkplatz.
»Und, hast du später noch was Aufregendes vor?«, fragte Sian.
»Eigentlich nicht. Heute kommt Fußball im Fernsehen, was bedeutet, dass ich nicht nur den ganzen Abend im Esszimmer sitzen, sondern mir auch noch das Gegröle und Gefluche anhören muss«, sagte Jody. »Männer! Du hast Glück, dass du keinen hast. Wie steht’s mit dir?«
Sian hatte plötzlich das Gefühl, dass es schön wäre, einen Mann zu haben, selbst wenn er sie gelegentlich nervte. »Oh, wir sind eigentlich heute Abend eingeladen, aber ich werde nicht hingehen«, antwortete sie. »Sonst wird es für Rory zu spät.«
»Weißt du was?«, meinte Jody. »Ich könnte doch zu dir kommen und auf ihn aufpassen.«
»Das kann ich nicht von dir verlangen!«
»Doch, das kannst du. Ich würde es gern tun. Ich müsste mich nach niemandem richten und hätte die Fernbedienung ganz für mich allein.«
»Aber du müsstest früh hier sein. Schon vor sechs Uhr.«
»Na ja, wenn Annabelle nachher hier zu Abend essen kann und du sie mir gegen halb sechs vorbeibringst, dann kümmere ich mich schnell um die Jungen und bin kurz vor sechs bei dir. John kann die Kinder ins Bett bringen, bevor das Spiel anfängt.«
»Ist das nicht ein viel zu großer Aufwand?«
»Nein, gar nicht. Ich würde heute Abend wirklich gern fliehen.«
»Okay«, sagte Sian, nachdem sie nachgedacht hatte, »vorausgesetzt, ich darf mich bei Gelegenheit revanchieren und auch mal auf deine Kinder aufpassen. Rory könnte dann auf dem Sofa schlafen. Wir haben deine Freundlichkeit schon viel zu oft ausgenutzt.«
»Abgemacht! Obwohl es schon reichen würde, wenn Annabelle bei euch bleiben könnte. Die Jungs kann ich bei Freunden unterbringen, wenn wir mal einen Abend frei haben wollen.«
»Ich könnte sie ein ganzes Wochenende nehmen, wenn ihr wegfahren wollt.«
»Du bist ein Schatz, danke.«
Während Sian die Kinder hinten ins Auto setzte und anschnallte, fragte sie sich, ob sie Jody die Wahrheit über Gus anvertrauen sollte, entschied sich jedoch dagegen. Sosehr sie die andere Frau auch mochte, sie waren noch nicht lange befreundet. Es war vernünftiger, ihre Gedanken und Sorgen für sich zu behalten. Schließlich hatte sie nicht mal ihrer Mutter die ganze Wahrheit erzählt.
Nachdem Jody ein paar Stunden später glücklich mit der Fernbedienung, einer Tasse Tee und Kuchen, den die Kinder gebacken hatten, vor dem Fernseher saß, ging Sian die Straße hinunter und versuchte, so zu tun, als wäre sie nur auf ein Glas Wein bei Fiona eingeladen und würde nicht den Vater ihres Kindes treffen. Einen Mann, den sie – wenn sie ehrlich zu sich selbst war – immer noch unglaublich attraktiv fand. Sie versuchte auch zu ignorieren, dass sie sich darauf freute, Gus wiederzusehen, und das schlechte Gewissen wegen Richard zu verdrängen. Oh, sie musste ihre Gefühle unbedingt unter Kontrolle bringen!
Fiona öffnete ihr die Tür. »Hast du Rory nicht mitgebracht?«
»Nein, Jody passt auf ihn auf. Sie wollte dem Fußballabend zu Hause entfliehen. Das war sehr nett von ihr. Rory war ein bisschen müde, also ist es eigentlich besser für ihn.«
»Schade, dass er nicht dabei ist, aber komm durch! Wir trinken gerade im Wintergarten Sekt. Du kannst gern zum Essen bleiben, wenn du ein bisschen Zeit hast.«
Sian trat gerade ein, als Gus mit einem Zischen den Korken aus einer Flasche Sekt entfernte. Sie winkte ihm kurz zur Begrüßung zu.
»Hi
Weitere Kostenlose Bücher